Ab 2015 reichen die Plätze in Leipzigs Gymnasien nicht mehr aus. Die Stadt muss neue Schulen bauen (wie im Musikviertel) oder alte Schulen wieder nutzbar machen und sanieren, wie es bei der Schule in der Karl-Heine-Straße 22b der Fall ist, deren Gebäude noch bis 2015 von der Universität Leipzig genutzt werden. Im März bekommt die Ratsversammlung das Thema auf den Tisch. Denn die Finanzplanung muss jetzt angepackt werden.

Dass am Ende über 25 Millionen Euro als Ergebnis der vorläufigen Rechnung stehen, hat nicht nur mit dem besonderen Bauensemble zu tun. Es ist natürlich ein für Leipzig ganz besonderes: “Die gegenwärtig noch durch die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig genutzten Gebäude wurden ursprünglich als IV. Höhere Mädchenschule 1928/29 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet. Verantwortlich für den Entwurf zeichnete der Stadtbaurat Hubert Ritter. Der baugeschichtlich herausragende denkmalgeschützte Gebäudekomplex basiert auf Grundlage der 1927 erfolgten Planungen zum ‘Leipziger Schultyp’ die ebenfalls von Hubert Ritter stammt”, heißt es in der Vorlage. “Die Gebäude befinden sich in unsaniertem Zustand und genügen insbesondere nicht mehr heutigen bauphysikalischen und brandschutztechnischen Anforderungen und Schulstrukturen. Für die Gebäude besteht ein Mietvertrag mit der Universität Leipzig mit vertraglich vereinbartem Mietende zum 31.12.2015.”

Gebaut werden kann also praktisch erst ab 2016. Fertigstellen will man das Ensemble 2018.

“Es sollen maximal 1.120 Schüler in 40 Klassen unterrichtet werden”, umreißt die Vorlage der Verwaltung das Ziel. “Dies entspricht einem 5-zügigen Gymnasium mit 8 Jahrgängen (5.- 12. Klasse) in je 5 Klassen mit 28 Schülern. Dafür liegt ein Musterraumprogramm abgeleitet am Schulneubau vor. Benötigt werden neben den erforderlichen Schulflächen eine Dreifachsporthalle sowie Sport- und Freiflächen. Der vorhandene Gebäudebestand besteht aus 4 Gebäuden mit je 3 Obergeschossen (teilweise mit Souterraingeschoss) und einem heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechenden Sporthallenbau. Alle Gebäude sind mittels eines Verbindungsgangs untereinander verbunden.”Womit dann schon einmal zwei der Punkte genannt sind, aufgrund derer die Kosten sich gegenüber einer einfachen Modernisierung deutlich erhöhen. Denn da die alte Turnhalle den modernen Anforderungen nicht genügt, muss eine neue Dreifeld-Sporthalle gebaut werden. Und die vorhandenen Schulgebäude reichen auch nicht aus, um ein komplettes fünfzügiges Gymnasium unterzubringen. Also muss auch da neu gebaut werden. Und zwar im Stil von Hubert Ritter.

In der Vorlage dazu heißt es: “Des Weiteren wird in Bezug auf die erforderlichen ergänzenden Neubauten angeregt, dass im städtebaulichen Kontext zunächst eine Auseinandersetzung mit der ursprünglichen Konzeption Ritters zur Errichtung zweier Schulen erfolgen solle. Es wird empfohlen, die [ursprünglich] geplante spiegelbildliche Anlage des Komplexes mit den heutigen Raum- und Nutzungsanforderungen abzugleichen und ggf. in modern adaptierter Form weiterzuentwickeln. – Im Rahmen der Grundlagenermittlung ergab ein exemplarischer Bestandsabgleich, dass für die Schule mindestens ein Erweiterungsbau mit einer Nettogeschossfläche von ca. 2600 m² (bei 3-Geschossigkeit mit einer Grundfläche von 1.000 m²) erforderlich wird.”

Dazu die Sporthalle: “Ferner muss eine Dreifachsporthalle mit einer Grundfläche von ca. 2.050 m² neu gebaut werden und die erforderlichen Sport- und Freiflächen (im Sinne des Grundstücks auf ca. 9.600 m² optimiert) sind zu realisieren.

Was nicht mehr auf das Grundstück passt, sind die notwendigen Sportfreiflächen, so dass “z.B. die 100m-Laufbahn einer anderen Sportstätte zu nutzen ist oder ebenso wie der Ausdauerlauf und die Gymnastik auf den Wiesen des angrenzenden Parks erfolgen sollte.”

Aber nicht nur ein Park liegt so schön nah, es wird ja auch eine Schule direkt am Wasser. Auch das hat Folgekosten, denn auch Brücke und Ufermauern sind dann 90 Jahre alt. In der Vorlage heißt es dazu: “Ferner enthalten sind die Kosten für den notwendigen Brückenersatzbau und Sanierung der Ufermauern. Kosten für umfangreiche Abrissmaßnahmen nicht mehr nachnutzungsfähiger Gebäude und Bauteile (diverse Garagen, Wohn- und Bürobaracken, ferner u.a. ein 30 m hoher Schornstein) sind ebenso enthalten, wie die Baunebenkosten, einschließlich der Planerhonorare.”

Und das dann alles summiert, kommen die Leipziger Planer des Amtes für Gebäudemanagement nach vorliegendem Arbeitsstand auf einen Investitionsaufwand von rund 25,13 Millionen Euro. 90 Prozent davon förderfähig, so dass mit ungefähr 9 Millionen Euro Förderung und 15 Millionen Euro aus Eigenmitteln gerechnet werden kann.

Zur Vorlage: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/A362C9680AAA974CC1257BF80050FE0A/$FILE/V-ds-3341-text.pdf

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