Dienstagabend 17 Uhr. Die Thomaner nehmen vor dem Alten Rathaus Aufstellung und begleiten den eröffneten Weihnachtsmarkt. Glühweinduft und vieles andere mehr zieht über den strahlenden Marktplatz. Drinnen im warmen Festsaal des Alten Rathauses treffen sich die Generationen, um über "heiße Eisen" - oder besser - "DenkMale" zu diskutieren. Politische Denkmale in Leipzig. Was soll stehen bleiben? Wo soll etwas stehen? Was macht ein zeitgemäßes Denkmal aus? Wem oder was sollte man heute gedenken? Mit einem "Mal"?

Im Rahmen der aktuellen Ausstellung “Freiheit-Einheit-Denkmal” des Stadtgeschichtlichen Museums beschäftigten sich engagierte 17jährige Gymnasiasten mit der historisch-politischen Denkmalskultur in Leipzig. Im Rahmen dieses Projektes entstand ein 10minütiger Film. In “Denk mal mit!” befragen Elisa Gareis, Victoria Hein (beide Evangelisches Schulzentrum) und Felix Karl (Reclam-Gymnasium) Zeitzeugen Leipzigs, die den Aufbau oder die Demontage von Denkmalen, aber auch politisch motivierte Zerstörung historisch wertvoller Architektur hautnah miterlebten.

Dass sie dabei auf interessante Vorgänge wie beispielsweise den angeordneten Aufbau des Stalin-Denkmals 1953 und dessen klammheimliches Verschwinden zwei Jahre später stießen, zeigte wie schnell man das Erinnern vergisst. Die Jugendlichen erklärten im Podium sitzend, wie spannend es sein kann, sich mit dem Aufbau einer Erinnerungskultur in Leipzig auseinanderzusetzen. Und deren Wandlung. Sollte man alle Denkmäler der Vergangenheit stehen lassen? Sind sie nicht notwendige Erinnerung auch an Schuld oder unterlassenes Tun?
Einig war man sich, dass nur der demokratisch geführte Diskurs und die humanistische Tradition eine ungefähre Richtung vorgeben können, was in unserer Stadt behalten und erhalten werden soll. Denkmäler nicht erstrangig politischer Instrumentalisierung dienen sollten.

Befragt, wem sie heute ein Denkmal setzen würde, antwortete Victoria Hein: “Allen Menschen, die sich in einem Ehrenamt engagieren beispielsweise. Das sagte uns auch eine der befragten Personen im Film.” Zustimmung nicht nur auf dem Podium, sondern auch aus den interessierten Zuschauerreihen.

Zu sehen sind der Film und die Ausstellung “Freiheit-Einheit-Denkmal” in einem kleinen, gesonderten Raum im 2. OG des Alten Rathauses. Dort findet man die Geschichte der Leipziger Denkmalslandschaft in Wort, Bild und Ton. Die Ausstellung “Freiheit-Einheit-Denkmal” wurde verlängert bis zum 15. 2. 2015.

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