Nur das mit dem Feierabend nachmittags um fünf Uhr stimmt nicht. In allen anderen Punkten bleibt Ralf Heimann so nah an der Wahrheit, dass es schmerzt. In seinem Buch "Die tote Kuh kommt morgen rein" erzählt er vom Zeitungmachen auf dem Land. Sein Alter Ego muss für ein Jahr nach Borkendorf im Münsterland. Den Ort gibt es nicht. Und es gibt ihn doch so viele Male.

In der Redaktion des Borkendorfer Boten spielt sich exemplarisch alles ab, was Journalisten in Kleinstädten durchleben. Das Nachrichten-Jahr ist strukturiert von Veranstaltungen: Fasching respektive Karneval, Tauben- respektive Karnickelzüchterausstellung, Schützenfest und Jahrmarkt.
Zum Beispiel mit der Geschichte über den Taubenzüchterverein. Mit dem hat es sich der Redaktionsfrischling nämlich gleich im ersten Anlauf verscherzt. Weil er die Ergebnisse vom Wettfliegen auf Seite sieben gepackt hat und nicht auf die fünf. Es war halt nirgendwo anders mehr Platz, rechtfertigt er sich gegenüber dem Pressewart des Vereins am Telefon. “Nun, dann müssen wir sehen, wie wir damit jetzt umgehen”, spricht der Wart.

Zehn Minuten später rufen zwei Leser an, die ihr Abo kündigen wollen. Obwohl sie gar keines haben, wie der Leserservice kurz darauf wissen lässt. Sei’s drum. Heimann wird zum Lokalchef gerufen. Dieser zeigt ihm die Mitgliederliste des Taubenzüchtervereins. Was, wenn die jetzt alle kündigen?, fragt der Chef.

Zum Schluss kommen die Ergebnisse vom Wettfliegen noch mal rein. Auf Seite fünf, da wo sie hingehören. Und Heimann muss persönlich beim nächsten Preisflug berichten, auf dem er in Ohnmacht fällt…

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Die tote Kuh kommt morgen rein
Ralf Heimann, FISCHER Scherz 2013, 14,99 Euro

Und jedem dieser Anlässe widmet Heimann ein eigenes Kapitel. Er überzeichnet die Charaktere, welche ihm in der Story begegnen, stark. Dennoch ist seine Erzählung zu wahr um schön zu sein. Sie spricht jedem, der ein Mal in einer Landredaktion gedient hat, aus dem Herzen.

Ralf Heimann ist Journalist bei der Münsterschen Zeitung. Bekannt wurde er mit der Blumenkübel-Meldung, die vor vier Jahren ein Internet-Phänomen wurde. Mit die “Die Tote Kuh kommt morgen rein” legt er ein schonungsloses Bild der Lokalzeitung auf dem Land vor. Interessant ist es für jeden, der ein Mal in seinem Leben eine solche Zeitung in der Hand gehalten und sich darüber geärgert hat.

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