In Auerbachs Keller ist Luther zwar nicht so lebendig, wie Faust und Mephisto regelmäßig erscheinen, doch gegenwärtig ist Martin schon. Täglich gibt's um 14:00 Uhr Führungen durch die Keller "Auf Luthers Spuren" mit Speis und Trank. Volker Pohlenz hat im Jahr 2011 den Reformator neben seinem Freund und Wirt gemalt - das Bild hängt in der Luther-Stube mit Ausstellungsvitrinen und Kupferstich vom einstigen Luther-Melanchthon-Denkmal auf dem Johannisplatz.

Seit gut einem Jahr wirbt ein Flyer für den hauseigenen Lutherweg zwischen Leipzig, Neukieritzsch, Borna, Colditz und Grimma. Hinzuzufügen wäre, dass man mit der Bahn ab nächstem Winterfahrplan ziemlich schnell nach Torgau, der Amme der Reformation, reisen kann.

Lutherweg-Gesellschafter Nr. 25

Nun hat man es mit Brief und Siegel: Auerbachs Keller ist das 25. Mitglied in der Lutherweg-Gesellschaft. Am Freitag wurde die Urkunde ins Haus gebracht von Kirchenrat Jürgen A. Dittrich, dem Präsidenten der Lutherweg-Gesellschaft. Auerbachs Keller ist das erste Restaurant unter den Mitgliedern. Goethe hat gewissermaßen den Rahmen vorgegeben: im “Faust” singen die zechenden Studenten in Auerbachs Keller vom Doktor Luther.

“Nun sag, wie hast du`s mit der Religion?, fragt Margarete ihren Faust und wir haben gerade in der seit 2007 laufenden Luther-Dekade das “Jahr der Toleranz”. In der Thomaskirche schaut Martin Luther aus dem Bleiglasfenster ins Gotteshaus. An den Ort der Disputation auf der Pleißenburg wird am Burgplatz nicht erinnert.

Auerbachs-Keller-Pächter Bernhard Rothenberger redete bei einer kleinen Feier kurz, knapp und ehrlich werbend für Leipzig als eine Luther-Stadt: “Mit der Disputation gab es ein Zusammentreffen der Reformer und der Religionsrichtungen. Amerikanische Touristen kommen heutzutage und suchen ihre Wurzeln, dazu gehört Luther. Und Luther ist ein Wirtschaftsthema für die Stadt. Wenn alle profitieren, hat jeder etwas davon.”

Zwar hat man in der Stadt Leipzig bisher weder einen Lutherweg markiert und offizielle Schilder aufgehängt, aber seit gut einem Jahr sendet Auerbachs Keller seine Martin-Luther-Flyer und einen eigenen Luther-Goethe-Botschafter in alle Welt.
Der Martin-Luther-Maler

In Auerbachs Keller wird die Geschichte des Hauses üblicherweise an die Wand gemalt, wenn auch mit Verspätung. Früheren Wirten folgten die heutigen Pächter: 2011 malte Volker Pohlenz Luther und den einstigen Besitzer von Auerbachs Hof, Universitätsprofessor Heinrich Stromer.

Volker Pohlenz beherrscht die Techniken der Maler aus Mittelalter und Renaissance. Seit Jahren lässt er Geschichte aufleben, ob als Kohlhase in Bad Düben, Schlosskirchen-Gottesdienst in Torgau oder in Bad Frankenhauen, wo er drei Jahre lang neben Werner Tübke am Panoramagemälde über die Zeit der Bauernkriege arbeitete. Darauf verweist er noch heute mit Stolz: “Den janusköpfigen Martin Luther habe ich auch gemalt!”

Quasi universitär vermag der Auerbachs-Keller-Haushistoriker Bernd Weinkauf über Martin Luther zu dozieren, eine Power-Point-Präsentation in 3-D bieten die Stationen des Luther-Wegs durch die Räume von Auerbachs Keller.
Nachbarn an der Grimmaischen Straße

Getarnt als Junker Jörg lebte Luther 1521 auf der Wartburg bei Eisenach und ritt über Leipzig nach Wittenberg zu aufrührerisch gewordenen Studenten. In Leipzig nahm er mehrfach Logis. Heinrich Stromer war ein Geistesverwandter, ihm sagt man nach, dass er vom Bischof verwarnt wurde, keine Luther-Schriften an Universitätsgelehrte auszuleihen.

Dabei dürfte es Beziehungen zu Hieronymus Lotter gegeben haben, dem Nachbarn an der Grimmaischen Straße in Richtung Neumarkt, Kaufmann und Baumeister. Später wird er Bürgermeister werden, Einfluss hat er nacheinander bei zwei Kurfürsten. Seine Schwester Juliane war mit dem Apotheker Ralla verheiratet, der Kontakt zu Philipp Melanchthon hatte. Lotter heiratet in St. Thomas seine Katharina, sozusagen noch unter altem Gesangbuch, später wird er in die lutherische Thomaskirche neue Emporen einbauen lassen.

Leipzigs künftiger Lutherweg hat seine eigene Zeittafel bis 2045: Dann wird es 500 Jahre her sein, dass Martin Luther zur Einweihung der Universitätskirche predigte.

www.auerbachs-keller-leipzig.de

“Auf Luthers Spuren”
www.auerbachs-keller-leipzig.de/content.php?seite=seiten/arrangements.php&details=22

Mit Alt-Bürgermeister Lotter auf Wegen Luthers:
“Lotter weiß, Martin Luther liebte Leipzig nicht!”
www.auerbachs-keller-leipzig.de/content.php?seite=seiten/schauspiel.php&details=16

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