Er hat Rummelsnuff, Freaks und krasse Leute fotografiert. Nicht ganz jugendfrei fläzt sich ein tätowierter Mann auf einem Stuhl und raucht eine Zigarette. "Nur für dich", steht auf seinem faltigen Bauch geschrieben. Unter seinem Mohawk blinzeln vorwurfsvoll zwei Augen auf den Betrachter. Mittelpunkt seines Lebens scheint aber etwas tiefer zu hängen. Miron Zownir ist direkt mit seiner Sprache.

Miron Zownir gilt als “Poet der radikalen Fotografie”, der in der Galerie Emmanuel Post ab Samstag mit einer Ausstellung beehrt wird. “The Valley Of The Shadow” heißt die Bilderschau, die auch mal nackte Tatsachen und eventuell härteren Stoff zeigt. Muskelprotze, nackte Weiber, seltsame Gestalten bevölkern seine Fotos ebenso wie ein auf schwarz-weiß festgehaltener Spruch “A Good Cop Is A Dead Cop”. Man kann davon halten halten, was man will. Aber anders als Joel Peter Witkin inszeniert er nicht seine Bilder, er fängt Situationen und Personen ein, wie sie sind: unverfälscht, spröde und rau.

Seine Sprache ist hart, lässt aber auch die weiche Seite seiner Objekte – also die Seele – aufblitzen. Er hat einen Blick, der vielen schon verloren gegangen ist. Seit über dreißig Jahren arbeitet er schon so, dokumentierte Ende der Siebziger als einer der ersten die Berliner Punkszene. Tabus bricht er mit seinen gesellschaftskritischen Bildern, die weltweit in zahlreichen Ausstellungen präsentiert werden, beispielsweise 2004 gemeinsam mit den Werken von Picasso, Goya, Cindy Sherman in der Ausstellung “El Salvaje Europeo” in Barcelona und Valencia. Nicht nur als Fotograf tritt Zownir in Erscheinung, auch Kurzfilme gehören inzwischen zu seinen Arbeiten. Zuletzt machte er auch mit Romanen und Kurzgeschichten wie “Kein schlichter Abgang” von sich Reden. Miron Zownir ist ein Allrounder, der auch den Dreck anfasst und dabei noch den unverfälschten Blick auf die menschliche Seele freilegt.

Die Vernissage zu der ab Samstag den 5. Februar bis 12. März andauernden Fotoschau findet bereits am heutigen Freitag ab 19 bis 22 Uhr statt und lockt mit freien Drinks. Zur Finissage am 12. März werden die Kurzfilme Zownirs gezeigt. Bereits gestern hatten Leipziger im Luru-Kino die Gelegenheit, zwei Filme des Künstlers anzuschauen. Also ist die Finissage eine gute Alternative, verpasstes nachzuholen. Wem das nicht reicht, kann sich den aktuellen Katalog “Gestalten” während der Ausstellungszeit anschaffen.

Miron Zownir Online
www.mironzownir.com

Galerie Emmanuel Post im Internet
www.emmanuelpost.com

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