Wir kennen Tarzan aus den Dreißigern als Olympia-Schwimmer im Lendenschurz. Christopher Lambert spielte den Lianenmann 1983 im Epos "Greystoke" als König des Dschungels. Und wir sahen den Affen-Menschen als Musicalstar aus dem Hause Disney, vertont durch Pop-Legende Phil Collins. Jetzt hat sich das deutsche Kino an eine digital animierte Adaption des Literaturklassikers gemacht. Ein tolles Familienvergnügen.

Frei nach Edgar Rice Burroughs erzählt Reinhard Klooss eine moderne Coming-of-Age-Story. Der junge Tarzan landet durch einen Helikopter-Absturz im Dschungel. Eine Gorilla-Sippe adoptiert das Kleinkind. Tarzan, mit bürgerlichem Namen John Greystoke, begegnet als Teenager nach Jahren ohne Menschenkontakt der hübschen Jane Porter, die ihren Vater auf Forschungsreise begleitet. Es ist Liebe auf dem ersten Blick.

Doch erst als junger Erwachsener kann er Jane in den Armen halten. Das Liebesglück währt nur kurz. Denn Jane begleitet eine Expedition, die das tropische Paradies, in dem Tarzan aufgewachsen ist, zerstören möchte. Kann das ungleiche Paar den skrupellosen Manager William Clayton stoppen?

Der deutsche Film ist nicht wirklich für animierte Leinwand-Märchen bekannt. Umso überraschender, dass sich hierzulande ein Filmemacher an die Wiederbelebung des angestaubten Tarzan-Mythos’ gewagt hat. Die Inszenierung des Heldenstoffs als Coming-of-Age-Movie ist gewagt, sticht aber ins Herz der Zielgruppe.
Allerdings erweist sich die Animationstechnik bisweilen als Schwäche. Der technische Fortschritt ist hierzulande nicht soweit vorangeschritten wie auf der anderen Seite des Atlantiks. Die menschlichen Nebenfiguren wirken einem deutschen PC-Game entnommen. Sie erscheinen trotz Motion-Capture-Verfahren betont steif, gummihaft, und bisweilen verpixelt.

Visuelle Hingucker sind dagegen die Szenen mit Tarzan, den Affen und der Natur. Klooss kreiert atemberaubende, mitunter episch anmutende Natur-Action-Sequenzen. Kneift man die Augen leicht zu, denkt man, man schaue einen Realfilm. Akustisch kann der Film leider nur mit einem mittelmäßigen Soundtrack, dafür aber mit den Stimmen deutscher Stars wie Lena Meyer-Landrut, Wigald Boning, Ben Becker und Kai Wiesinger aufwarten.

Insgesamt stellt “Tarzan” ein erfrischendes Coming-of-Age-Movie dar, das sich nicht vor den großen US-amerikansichen Anime-Streifen verstecken braucht. Opulente Bild-Sequenzen und eine intelligent gestrickte Story könnten den Film zum deutschen Winterhit seines Genres avancieren lassen. Fr den heimischen Animationsfilm setzt das Werk definitiv Maßstäbe.

D 2013, R: Reinhard Klooss, Stimmen: Lena Meyer-Landrut, Wigald Boning, Ben Becker, FSK 6, 94 Min.

Filmstart ist der 20. Februar, zu sehen im Cineplex, CineStar, Regina Palast und UCI Nova Eventis.

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