Ab dem 14. August reist Kino-Deutschland wieder durch die Zeit. Gwendolyn Shepard (Maria Ehrich) und Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner) kommen im zweiten Teil von Kerstin Giers Edelstein-Trilogie allmählich den düsteren Machenschaften des Grafen vin St. Germain (Peter Simonischek) auf die Schliche. Geknutscht wird natürlich auch.

Das “Rubinrot”-Team um Felix Fuchssteiner und Katharina Schröde setzt seine bewährte Handschrift in “Saphirblau” schnörkellos fort. Der freizügige Umgang mit der Roman-Trilogie ermöglicht den Machern eine behutsame Anpassung an die dramaturgischen Zwänge des (Fortsetzungs-)Kinos.

Zum Plot soll hier nicht allzu viel verraten werden. Wer die Bücher gelesen hat, weiß ohnehin, was passieren wird. Und wer die Romane nicht kennen sollte, dem sei das Lesevergnügen gegönnt. Es lohnt sich.

Selten zuvor war eine deutsche Fantasy-Erzählung so genial konstruiert wie Giers Edelstein-Romane. “Liebe geht durch alle Zeiten” erzählt in drei Bänden die Geschichte zweier junger Zeitreisender, die die Machenschaften eines Geheimbundes entlarven und sich nebenbei ineinander verlieben. Die Bücher wurden weltweit rund eine Million Mal verkauft.

Der Zuschauer bekommt keine Eins-zu-Eins-Adaption von Giers Welthit zu sehen. Anders als Peter Jackson beim “Herrn der Ringe” oder der “Hobbit”-Trilogie lassen die Regisseure Nebenepisoden von vornherein fort, anstatt die Szenen zu drehen, um sie in einem “Director’s Cut” zu platzieren, der eingefleischte Fans zum Kauf einer teuren Blu-ray-Box anregen soll. Um filmische Spannungsbögen zu kreieren, zieht das Duo auch in “Saphirblau” erzählerische Elemente aus dem Folgeroman vor. Die Praxis kennt der Zuschauer bereits aus “Rubinrot”.

Fuchssteiner/Schröde versinken glücklicherweise nicht in Detailversessenheit. Vielmehr passen die Macher Giers Vorlage mit Samthandschuhen dem Medium Film an. Beispiel: Statt “Cats” singt Gwendolyn auf einer Soiree “The Rocky Horror Show”. Der legendäre “Time Warp” rockt eh mehr als eine Schnulze von Andrew Lloyd Webber und passt inhaltlich obendrein mehr zum Zeitreise-Motiv. Dass die adrette Londoner Gesellschaft im 18. Jahrhundert wüst zu Rock ‘n’ Roll getanzt haben könnte, würde sie ihn gekannt haben, ist ein genialer Einfall von Drehbuchautorin Katharina Schröde, der jedem Zuschauer zumindest ein Grinsen abverlangt.

Maria Ehrich läuft erneut zu Bestform auf. Jannis Niewöhner schaut diesmal im Schatten des Erfurter Shooting-Stars ein wenig blass aus. Ein Wermutstropfen bleibt: Die Regisseure fokussieren sich deutlich auf die Romanze zwischen Gwendolyne und Gideon. “Twilight”-Anhänger freut’s. Schade bloß, dass dadurch die düsteren Thriller-Elemente des Romans, die für viel Lese-Spannung sorgen, ins Hintertreffen geraten.

D 2014, R: Felix Fuchssteiner, Katharina Schöde, D: Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Bastian Trost, 116 Min, FSK 6.

Filmstart ist der 14. August, zu sehen im CineStar, Cineplex, Regina Palast und UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film:
www.saphirblau-derfilm.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar