Wie der Tanner in feinster Selbsteinschätzung gerne sagt, hat er die Beweglichkeit eines Holzsoldaten aus der Truppe Urfins. Deshalb schaut er gern zu, wenn andere Menschen dies besser können, dieses Tanzen. Und er erfreut sich an dem Crossover unterschiedlichster Kulturen. So traf er auf Madame Salan. Und sie erzählte ihm Wissenswertes über Erlangen, nein, über sich.

Guten Tag, Madame Salan. Du betätigst Dich hier in Leipzig und darüber hinaus auch im suburbanen Raum im Bereich Tribal Fusion Dance. Was ist das denn genau? Und was machst Du dabei?

Guten Tag, Volly Tanner. Da Tribal Fusion nicht so bekannt ist wie der klassisch orientalische Tanz, werde ich etwas weiter ausholen. In den 70-80er Jahren hatte sich in Nordamerika eine neue Tanzform entwickelt – namens ATS (American Tribal Style). Dieser neue und sehr elegante Tanz hat sich aus dem klassischen Bauchtanz entwickelt und beinhaltet noch Elemente des Flamenco sowie des afrikanischen und indischen Tanzes. ATS wird improvisiert in einer Gruppe (Tribe) getanzt. Um aber miteinander und auch mit den gleichen Bewegungen tanzen zu können, gibt es die sogenannten Cues.

Cues sind Signale, die eine der Tänzerinnen vorgibt. Da jede ATS-Tänzerin dieses Repertoire an Cues beherrscht, ist es möglich, weltweit miteinander tanzen zu können, ohne eine Sprache beherrschen zu müssen. Aus diesem Tanz hat sich später Tribal Fusion entwickelt. Dieser ist, wie der Name sagt, eine Mischung aus vielen verschiedenen Tänzen. Zusätzliche Einflüsse gibt es hier aus dem HipHop, Modern Dance und Jazz-Dance. Mittlerweile gibt es auch hier viele verschiedene Fusion Richtungen wie zum Beispiel Indian Fusion, welche mehr Einflüsse aus dem indischen Tanz nimmt oder Gothic Fusion. Die Kostüme von Tribal Tänzerinnen variieren stark gegenüber anderer Tanzrichtungen. Je nachdem, welchen Stil man tanzen möchte, gestaltet man sich sein individuelles Kostüm selbst oder man verziert fertige dann noch mit Kleinigkeiten. Auch die Musik ist sehr unterschiedlich und es kommt auf die gewünschte Performance an. Es gibt keine Musik, zu der nicht getanzt werden darf.

Ach ja, was ist denn eine Salan?

Mein Künstlername ist eine Mischung aus meinem richtigen Vor- und Zunamen. Ich habe solange herumprobiert, bis etwas dabei heraus kam, womit ich mich identifizieren konnte. Zusätzlich sollte noch eine Anrede mit eingebaut werden. So entstand “Madame Salan”.

Kannst Du vom Tanze Dein Leben fristen? Oder machst Du noch andere Dinge? Wenn ja, was und wo und warum eigentlich?

Im Moment bin ich als Mediengestalterin festangestellt. Das Tanzen ist bisher ein Hobby, aber ich hätte natürlich nichts dagegen, dies später zu einem stärkeren Bestandteil in meinem Leben zu machen. Jedoch braucht es dafür mehr als nur einen Willen. Der Weg dahin besteht noch aus harter Arbeit und viel Training. Dafür wiederum benötigt man ein finanziell stabiles Standbein, es kostet schließlich alles Geld. Workshops, Kostüme, Ausbildungen – nichts ist für umsonst. Zusätzlich zu meiner Arbeit und dem Tanzen male ich auch leidenschaftlich gern. Einige Malereien kann man, ab diesem Jahr, auch käuflich über Kunst-Linie erwerben.

Wo hast Du denn Dein Körperwerk – denn Handwerk können wir’s ja nicht wirklich nennen – gelernt? Das dauert doch. Ich persönlich, mit der Bewegungsfähigkeit von Urfins Holzsoldaten gebremst – könnte das ja nicht.

Sag das nicht, Volly. Ich war bis vor vier Jahren ein absolutes Trampeltier, hatte zusätzlich noch zwei linke Füße und war komplett ungelenk. Wobei es einem glücklichen oder eher unglücklichen Zufall zu verdanken ist, dass ich jetzt voller Freude Tänzerin bin. Vor vier Jahren hatte ich, durch einen Bänderriss, zum klassischen Bauchtanz gefunden. Nach langer Recherche bin ich über diverse Internetplattformen auf Tribal Fusion gestoßen. Jedoch war die Auswahl in Leipzig damals nicht so groß wie heute, weshalb ich es erstmal Ad acta legte.

Somit begann ich bei Safiyah Unterricht zu nehmen, welche sich auf klassischen Bauchtanz spezialisiert und auch mit dem Ensemble “infusion” (Tribal) auftritt. Ein halbes Jahr später nahm ich an dem ersten Tribal Workshop mit Eliana teil. Seit diesem Tag habe ich mich komplett dem Fusion verschrieben, da es mich sofort in den Bann zog. Es folgten zahlreiche Workshops und Kurse mit Patricia, Ida Mahin, Shalymar, Matit, Anarkali, Andreea Bornea, Sharon Kihara und Anima. Seit zwei Jahren bin ich Schülerin von Kassia, welche auch bei infusion tanzt. Sie unterrichtet in schöner, freundlicher Atmosphäre und mit viel Humor Tribal Fusion. Seit einigen Monaten bin ich auch treues Mitglied der Online-Plattform Datura.online, welche Cabaret, Tribal Fusion und ATS Lernvideos anbietet.

Beim Tanz, so wie Du ihn lebst, geht es doch bestimmt auch um eine Lebensweise und um eine Philosophie. Wie lebst Du? Vegan? Sportlich? Und welcher Philosophie hängst Du an? Aufgrund der Herkunft der Tänze hast Du Dich ja bestimmt auch mit den Kulturen der Herkunftsgegenden befasst …

Nun, ich glaube, ich bin eine der wenigen Tänzerinnen, die bei Fleisch absolut nicht Nein sagen kann. Ich ziehe sehr den Hut vor den Leuten, die diese Lebensweise wählen, durchziehen und auch beibehalten können. Mir fehlt da der nötige “Biss”. Neben dem Tanzen mache ich auch schon seit vier Jahren Pilates, was sich natürlich positiv auf die Beweglichkeit auswirkt. Meine Lebensphilosophie ist: Folge deinem Herzen und arbeite immer mit Freude auf deine eigenen Ziele und Wünsche hin. Ein tänzerisches Ziel ist es für mich, das Publikum in den Bann zu ziehen und die Menschen für eine Weile aus dem alltäglichen Leben in eine andere Welt zu holen. Und dies schaffe ich nur, indem ich das tue was ich liebe.

Ich beschäftige mich unheimlich gern mit Tänzen anderer Kulturen. Es gehört für mich dazu, davon zu lernen und auch die dementsprechende Kultur zu begreifen. Vor über einem Jahr durfte ich Teil eines unglaublich lebensfrohen und kulturreichen Ensembles werden – Safar. Spezialisiert haben wir uns auf Folkloretänze anderer Länder und sind auch selbst sehr international. Wir lernen aus erster, zweiter bzw. dritter Hand, bei dem fast nichts, auf dem Weg von den eigentlichen Volkstänzen zu uns, verloren geht. Somit ist es auch sehr authentisch was wir den Menschen präsentieren. Unser Repertoire ist sehr vielseitig und reicht von Europa (Mazedonisch, Flamenco, Bulgarisch…) über Asien (Indisch, Kalbelia…) und Afrika (Felahi, Saidi…) bis zur anderen Seite der Erde, zu Amerika (Tribal, Hula…).

Wo bekommt man Dich denn live zu Genuss? Zum Beispiel demnächst?

Der nächste Termin ist der 05.12.2015 in Weimar. Wir treten als Ensemble Safar zur Orientalischen Tanzshow auf. Als Tribal Fusion Solistin bin ich im Dezember auf einer privaten Veranstaltung zu sehen. Die nächsten öffentlichen Termine sind noch nicht festgelegt, aber sobald bekannt, natürlich auch auf meiner Facebook und Webseite zu finden.

Danke, Madame Salan. Es war mir eine Freude!

Die Freude und Ehre war ganz auf meiner Seite.

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