224 Veranstaltungen, darunter 69 Große Concerte. Das sind die Eckdaten des Gewandhaus-Spielplans für die Spielzeit 2015/16. Im Mittelpunkt der 235. Konzertsaison stehen der Mozart-Strauss-Zyklus unter Leitung von Riccardo Chailly, die Mendelssohn-Festtage, der 150. Geburtstag von Jean Sibelius, der 100. Todestag Max Regers und ein Gastspiel des Boston Symphony Orchestra.

“Das Gewandhausorchester ist der wichtigste musikalische Botschafter der Stadt Leipzig”, betont Andreas Schulz zu Beginn der Pressekonferenz. In diesem Jahr verkündet der Gewandhausdirektor nicht nur Programmhighlighst und ein paar nackte Zahlen. Das Konzerthaus gönnt sich zur kommenden Saison einen neuen Look. Die neue Corporate Identity, wie das in Unternehmersprache heißt, wirkt farbiger, fluffiger und auch etwas kantiger.

Nach Beethoven und Brahms wird das Gewandhausorchester zum dritten Mal mit einem Programmzyklus die großen Musikmetropolen Europas besuchen. Riccardo Chailly wird in Wien, Paris und London drei Mozart-Strauss-Programme dirigieren, die natürlich auch in Leipzig zu hören sein werden. Für die Mozart’schen Solokonzerte hat das Gewandhaus mit Martin Fröst (Klarinette), Christian Tetzlaff (Violine) sowie den Pianisten Radu Lupu und Maria Joao Pires renommierte Mozart-Spezialisten verpflichtet.

Der Spielplan erhält Zuwachs durch die Reihe “Vokal”, in der hochkarätige Liedsänger und A-capella-Ensembles sechs Konzerte gestalten werden. Zu Gast sind unter anderem Thomas Hampson, Matthias Goerne, Amarcord und die King’s Singers. Das Schauspiel Leipzig zeigt unter Mitwirkung von Gewandhaus-Musikern an drei September-Terminen Shakespeares “Sommernachtstraum”.

Michael Schönheit feiert mit einem Konzert am 23. April 2016 sein 30-jähriges Dienstjubiläum. Im Mai widmet der Gewandhaus-Organist dem früheren Universitätsmusikdirektor ein Orgelfestival. Herbert Blomstedt musiziert mit dem Gewandhausorchester im Großen Concert Regers Klavierkonzert. Jean Sibelius’ 150. Geburtstag im Dezember 2015 wird im Großen Concert mit der Aufführung dreier Sinfonien des Finnen gewürdigt werden.

Die Mendelssohn-Festtage stehen 2015 unter dem Motto “Mendelssohn & Mozart”. Das Mini-Festival umfasst zwei Große Concerte. Daneben sind in kleineren Konzerten bekannte Gesichter wie Daniel Hope, Dominique Horwitz und Thomas Quasthoff zu sehen.

Das Boston Symphony Orchestra wird am 5. Mai 2016 unter Leitung von Andris Nelsons Mahlers “Neunte” spielen. Freunde neuer Musik dürfen sich auf Uraufführungen von Thomas Larcher und Tristan Schulze im Großen Concert freuen.

Zum Bachfest hat sich Riccardo Chailly ein besonderes Schmankerl ausgedacht. Der Gewandhaus-Kapellmeister wird mit dem Gewandhausorchester Bachs “Matthäus-Passion” in der Bearbeitung von Mendelssohn aufführen. Sir John Eliot Gardiner bringt zum Vergleich die ursprüngliche Fassung zur Aufführung. Jene Version spielt der Thomanerchor mit dem Gewandhausorchester bereits zum Osterfest. Nicht nur in der Thomaskirche. Die beiden Klangkörper begeben sich im März 2016 auf große Asien-Tournee.

Neben den Großen Concerten widmet sich das Programm schwerpunktmäßig der Kammermusik. “Die Kammermusik ist sozusagen die Keimzelle des Orchesters”, findet Orchestervorstand Tobias Haupt. Die Konzerte in intimer Atmosphäre sind von den inhaltlichen Schwerpunkten der Konzertsaison geprägt. Die erfolgreiche “Quartettgesellschaft” wird fortgesetzt.

Verwaltungsdirektor Gereon Röckrath freute sich über steigende Besucherzahlen. Die Großen Concerte sind demnach mit 94 Prozent sehr gut ausgelastet. Die allgemeine Auslastung sei mit 70 Prozent ein zufriedenstellender Wert. “Wer als städtische Einrichtung 100 Prozent Auslastung hat, macht etwas falsch”, so Röckrath. Der Wert sei nämlich nur durch Verzicht auf Kammermusik, Neue Musik, selten gespielte Werke und experimentelle Formate zu erreichen.

Die Gesamtaufwendungen werden sich 2015 auf 40,9 Mio. Euro belaufen. Hiervon übernimmt 19,5 Mio. Euro die Kommune. Hinzu kommen 7,7 Mio. Euro von der Oper für die Bereitstellung des Gewandhausorchesters. Die Ticketerlöse nehmen seit 2013 kontinuierlich zu und sollen am Jahresende 5,8 Mio. Euro eingebracht haben. Durch Vermietungen an Fremdveranstalter möchte das Gewandhaus 2015 1,5 Mio. Euro erwirtschaften. Sponsoren werden in diesem Jahr voraussichtlich erstmals über 2 Mio. Euro zahlen.

Sorgen bereiten Röckrath die erheblichen Tarifsteigerungen, die höher ausfielen als allgemein erwartet. Um die künstlerische Qualität nicht zu gefährden, peilt der Verwaltungsdirektor mit der Stadt eine Zuschussvereinbarung an.

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