Die Gäste der Buchmesse-Eröffnung bekamen am Mittwoch nur einen Auszug zu hören. Für die zahlenden Besucher gab's am Donnerstag und Freitag das volle Programm. Das Gewandhausorchester widmet sich in dieser Woche drei großen Komponisten aus dem 19. Jahrhundert.

Richard Wagner ist geborener Leipziger. Ludwig van Beethoven war Wagners musikalischer Halbgott. Und Hector Berlioz sein französischer Antagonist. Das “Große Concert” vereint die drei Komponisten.

1862 brachte Wagner das Meistersinger-Vorspiel im Gewandhaus zur Uraufführung. Sechs Jahre vor der Uraufführung der gesamten Oper. Verriss ein zeitgenössischer Kritiker noch die Ouvertüre, setzte sich das Werk alsbald durch und zählt heute zu den bekanntesten Kompositionen Wagners.

Unter Leitung von Robin Ticciati trägt das Gewandhausorchester Wagners majestätische Blechbläser-Klänge besonders forsch vor. Der Chefdirigent des Scottish Chamber Orchestra tut sich schwer. Sein Wagner klingt taktweise hoffnungslos überladen, der sich als monströser Klangteppich in den Raum legt.

Auch Hector Berlioz’ Musikdrama “Roméo et Juliette”, das an diesem Abend in sinfonischen Auszügen ohne Gesangssolisten und Chöre auf dem Programm steht, bereitet dem Briten hörbar Probleme. Die Streicher klingen in der “Introduction” verkrampft. Erst im ersten Satz, der Romeos Einsamkeit schildert, gelingt Ticciati, die Anspannung der Musiker zu lockern. Zarte Geigen wechseln mit leisem Schlagwerk.

In Berlioz’ Liebesszene umhüllt endlich eine knisternde Spannung den Saal. Ticciati interpretiert die Partitur als eine Musik, die das Ende des Dramas vorwegnimmt, die Antworten auf das “Warum” sucht und keine zu finden vermag. Das retardierende Moment bildet der Satz über die “Königin Mab oder die Fee der Träume”. Eine fluffig-fröhliche Musik mit schnellen Streichern und viel Holz.

Das Finale ertönt als ergreifendes Drama in der Musik. Spannend, bewegend, intensiv. Der Höhepunkt des Abends. Beethovens “Vierte” darf im Anschluss unter Ticciati fernab jeglicher Experimentierfreude vor sich dahinfließen. Leichte Muse, die das Publikum zum Augen schließen, Genießen und Relaxen einlädt.

Gewandhaus
Großes Concert
Werke von Wagner, Berlioz & Beethoven

Nächster Termin: 15. März, 11 Uhr.

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