Mit Musikerinnen Interviews führen, kann schon hin und wieder einen Selbstlauf bekommen. Bei der CCB-Sängerin Alex war das so, da floss es, wie im Stahlwerk der heiße Stahlstrom fließt, weiter und weiter. Und Tanner bekam kaum noch eine Nachfrage reingestellt und wenn wurde diese einfach überspült. Dafür wissen wir aber jetzt auch wirklich alles über Alex und die Band.

Hallo Alex, Du bist die Frontistin der MetalPunkStonerRockBand Crushing Common Borders. Kannst Du Deine Mitstreiter mal bitte kurz vorführen?

(lacht) Schön ausgedrückt, Volly! Wir nennen es auch immer liebevoll Hardcore-Metal-Stoner-Punk, da sich unsere Musik nicht so einfach in eine Schublade pressen lässt. Meine Mitstreiter, also das sind Stefan, Manu, Alex und unser neuer Gitarrist Nils. Ich fang mal von vorne an. Stefan ist Freund, Mitbewohner, gitarrisierendes Gründungsmitglied und Bandleader in einem. Er ist momentan stellvertretender Direktor des Jugendmusikfestes Sachsen-Anhalt und hat seinen Master in Musikwissenschaften vor einer Weile abgeschlossen.

Manu ist unser Bassist, studiert Informatik und hat nebenbei einen Job bei Spread-Shirt. Er ist zwar der jüngste von uns, ist aber bereits verlobt und unterm Scheffel (lacht). Alex ist unser Drummer. Ich glaube Stefan und Alex haben ihre erste gemeinsame Band vor neun Jahren gegründet, die beiden sind schon beim Schreiben unserer ersten Songs ein eingespieltes Team gewesen. Alex hat ein abgeschlossenes Studium und macht jetzt noch seinen Bachelor in romanischen Studien, lernt also quasi französisch und italienisch.

Zu guter Letzt ist Nils im Januar zu uns gestoßen, da unser voriger Gitarrist Tim aus beruflichen Gründen weggezogen ist. Nils ist Sekundarschullehrer für Mathe, Musik und Englisch und echt ein Virtuose an der Gitarre. Achtung Werbung: in seine Instrumentalsachen kann man gerne bei Soundcloud mal reinschauen unter Nils K 3. Wir sind hingegen bei Youtube zu finden.

Dich selber kenne ich ja von hinter der Theke des Helheims, der netten Metalspelunke im Leipziger Westen. Da bist Du freundlich, zuvorkommend, charmant – also ein bisschen wie 80er-Jahre-Metal. Bist Du das auch auf der Bühne oder gibst Du da das zornigwütende Grunz&Krakeel-Weib?

Wie das bei Musikern so ist, nimmt man auf der Bühne irgendwie eine ganz andere Rolle ein, manchmal ohne, dass man es bewusst steuert. Ich mache das nicht, weil mein Publikum es so will oder ich dadurch “cooler” rüberkomme – das passiert einfach. Man kann auf Konzerten endlich mal das rauslassen, was ohnehin in einem schlummert und sich einfach in seiner eigenen Musik ausleben – es gibt für mich kein besseres Gefühl! Je nach Song fühlt man sich eben auch in die Musik hinein und gibt das wieder, was jedes Stück aussagt – und das ist in meinen Texten eben oft die Verarbeitung meiner Vergangenheit, gesellschaftskritisches Zeug, Gedanken zu meinem und anderen Leben. Da steckt oft viel Wut drin, aber auch eine Vielzahl anderer Gefühle. Und genau das schreie und singe ich auch auf der Bühne raus…

Nun haben wir eine Vorstellung, was CCB so machen. Ich hörte davon, dass im Oktober eine EP auf den Markt kommt. Macht Ihr das im altbewährten DIY-Stil oder sind da Profis mit am Mischen? Und warum dauert das eigentlich so lange, so ein paar Songs für ne EP, das schrotte ich Euch doch an einem Wochenende herunter.

Genau, am 10. Oktober feiern wir unsere Release-Show im Helheim. Wir haben gar nicht erst versucht, uns selbst aufzunehmen, dafür haben wir einfach nicht das richtige “knowhow”. Es ist nämlich gar nicht so einfach, unseren Sound, allgemein den Sound von Metal-Bands, im richtigen Licht dastehen zu lassen, vernünftig zu mixen und zu mastern. Wir waren für unsere EP also im Studio, um genau zu sein, bei Neue Welt Recordings in Plagwitz. Lustig, dass du sagst, du würdest das an einem Wochenende herunterschrotten – genau das mussten wir und der liebe Andre – unser kompetenter Mann an den Reglern – nämlich machen, da wir das Studio nur für ein Wochenende gebucht hatten. Geplant waren vier Songs, keiner hat so richtig geglaubt, dass wir alle vier schaffen … am Ende waren es dann doch fünf. Also irgendwie auch keine richtige EP mehr, wir nennen die Platte jetzt einfach liebevoll “Halbum”. Es ist eben nicht so kurz wie eine EP, aber eben auch noch kein Album.

Foto: Crushing Common Borders
Foto: Crushing Common Borders

Leipzig scheint mir recht günstig zu sein für Metal. Es ist jetzt nicht die ungewöhnlichste Richtung im hiesigen Junge-Menschen-Machen-Musik-Zirkus. Was hat Dich aber ganz persönlich zu CCB getrieben?

Eigentlich eine interessante Geschichte. Tim, unser ehemaliger Gitarrist, hat 2009 bei StudiVZ, jaaa, damals hat man das noch genutzt (lacht), in einer Universität-Leipzig-Gruppe angefragt, ob nicht jemand Lust hätte, eine Band zu gründen. Ich habe geantwortet, dass ich gerne mit Akkordeon und Klavier/Keyboard eintreten kann – auf meine Antwort kam damals keine Reaktion (lacht). Allerdings war ich seitdem mit Manu, unserem Bassisten, bei StudiVZ befreundet, da er den Post gesehen hatte und wir haben uns irgendwie ein Jahr später im Forum beim Schwarzen Leipzig wiederentdeckt.

Er hat erzählt, dass die Band jetzt zustande gekommen ist und es einen Proberaum und erste Songs gibt – aber keinen Sänger. Und ich hatte damals eine Hobby-Band mit meinem damaligen Mitbewohner gegründet und habe in dieser Band eben gesungen, was ich mir vorher nie zugetraut hätte. Man wird es nicht glauben, aber ich war früher mal schüchtern. Nun ja, so kam eins zum anderen und ich bin, eigentlich nur zum Zuhören, zu einer Probe gegangen. Stefan hat das damals natürlich ausgenutzt und mich zum Singen genötigt. Und plötzlich war ich Mitglied in zwei Bands. Erstere hat sich dann auch zeitnah aufgelöst und ich konnte mich voll auf unsere Musik konzentrieren. Soziale Netzwerke sind eben doch zu etwas gut!

Ihr seid auch schon für den MC Kuhle Wampe aufgetreten. Welcher Gig war denn der am weitesten zu bereisende gewesen? Und welche Bühne reizt Dich noch?

Leider sind wir eben aus dem Grund, dass man uns nicht so recht in eine Metal-Genre-Schublade stecken kann, noch nicht wirklich rumgekommen. Auf Bewerbungen kommen meist keine Antworten, auch oft, weil wir keine vernünftigen Aufnahmen vorweisen konnten. Aber die haben wir jetzt und hoffen, auch mal außerhalb Sachsens gebucht zu werden. Die Frage, welcher Gig am weitesten entfernt war, erübrigt sich somit ja leider, da wir über Sachsen noch nicht hinausgekommen sind. Und wirklich weit ist nichts in Sachsen von Leipzig entfernt.

Allgemein reizen mich eigentlich alle Bühnen. Uns ist es nicht wichtig, Geld mit unserer Musik zu verdienen. Wir wollen Gigs spielen, unsere Musik präsentieren, da ist es mir vollkommen egal, ob auf einer kleinen Spelunken-Bühne oder auf einer großen Festival-Bühne. Allerdings wäre es schon schön, mal vor mehr als ein paar Hundert Leuten spielen zu können! Allgemein wäre es super, mal auf einem Festival zu spielen. Ich würde aber auch unglaublich gerne mal eine Europa-Tour machen.

Nur Band und Theke machen ja den Kühlschrank nicht voll, oder? Was machst Du daneben noch? War da nicht ein fulminanter Abschluss vor kurzem? Erzähl doch mal bitte.

Nebenher studiere ich Grundschullehrerin. Momentan muss meine Mom mich nebenfinanzieren, was mir eigentlich gar nicht passt. Aber Bafög bekomme ich keines mehr. Meinen Bachelor habe ich hinter mir, ich bin im letzten Mastersemester und froh, wenn ich endlich fertig bin. Ich wollte eigentlich nie studieren und muss sagen, dass mich das Nebenher – das Arbeiten im Helheim, die Szene, das Musikmachen, meine Freunde, das Reisen – über Wasser gehalten haben, was die Freude in meinem Leben angeht. Die ewige Theorie ödet mich an, ich habe nur studiert, um den Beruf lernen zu können und freue mich schon wahnsinnig auf die Zeit, wenn ich mein Leben endlich ganz selbst bestimmen kann!

Danke, Alex, für Deine Antworten. Und grüß mir die Jungs.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar