Der Messerstecher von Plagwitz soll für sehr lange Zeit weggesperrt werden. Staatsanwältin Tanja Höltschert und Nebenklägerin Henrike Wittner beantragten am Donnerstag, Michel K. (28) nicht nur wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe zu verurteilen, sondern auch die besondere Schwere der Schuld festzustellen.

Sollte das Landgericht den Anträgen folgen, darf der Familienvater nicht auf eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren hoffen. Verteidiger Matthias Luderer forderte 6 Jahre wegen Totschlags.

Michel K. soll am 23. September seine Lebensgefährtin Yvonne H. (32) heimtückisch niedergestochen haben. Vor Gericht hatte der Vater dreier Kinder ausgesagt, an dem Abend sei ein Streit über ihren Drogenkonsum eskaliert. Weil sie sich einen Heroin-Ersatzstoff kaufen wollte, sei er ausgerastet. Staatsanwältin Lötschert glaubte ihm nicht.
In der Wohnung seien keine Betäubungsmittel gefunden worden. Eine Urinprobe des Opfers fiel negativ aus. Obendrein sei der Angeklagte äußerst heimtückisch zu Werke gegangen. Von hinten rammte er seiner Freundin ein Küchenmesser zunächst fünf Mal in den Rücken. Dann stach er ihr neun Mal in die Brust. Die junge Frau überlebte die Stiche zunächst. Um auf Nummer sicher zu gehen, würgte er sie anschließend. Yvonne H. erlag ihren inneren Blutungen. “Die Geschädigte konnte hier keine Gegenwehr leisten”, resümierte Lötschert.

Seine blutige Kleidung entsorgte der Angeklagte im Müllcontainer eines Baumarkts. Sodann fesselte er seine tote Lebensgefährtin, um den Verdacht auf einen Dritten zu lenken. Ihre Beine band er mit einer Strumpfhose von Sohn Brian (1) zusammen, der sich während der Tat in der Wohnung befand. Anschließend gönnte er sich in einer Tankstelle ein Bier, dann fuhr er in die Innenstadt. Am Brühl angekommen, setzte er einen Notruf ab. Er würde sich Sorgen um seine Frau machen. Als die Polizei nicht ausrückte, brach er kurzerhand in ein Autohaus ein. Nicht um zu stehlen, sondern um Spuren zu hinterlassen. Am Morgen danach mimte er den erschrockenen Ehemann. Lötschert wertete sein Verhalten als “komplette Schauspielerei”. Bereits als Kind habe er sich Verletzungen zugefügt, um hinterher zu erzählen, es seien andere gewesen.
Auf eine rosige Jugend kann Michel K. nicht zurückblicken. Mit 9 Jahren sah er das erste Mal ein Heim von innen. Bis er 17 war, lebte er in verschiedenen Einrichtungen. Mit 16 wurde er das erste Mal weggesperrt. Es folgten weitere Inhaftierungen. Psychiater Matthias Lammel attestierte ihm in der Verhandlung eine dissoziativ-kriminelle Fehlentwicklung. Einer geregelten Arbeit ging er nicht nach.

Mit 19 lernte er Yvonne H. kennen. Die beiden verliebten sich, lebten mehrere Jahre zusammen, trennten sich. Michel K. wurde Vater zweiter Söhne. Beide sind von der Tat geschockt und werden von Psychologen betreut. Vor etwa drei Jahren fand das Paar wieder zusammen. Im Januar 2010 kam der kleine Brian auf die Welt. Er wird ohne Eltern aufwachsen. Das Urteil wird am Montag verkündet.

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