Möglicherweise war das Zwickauer Terrortrio innerhalb der NPD schon Jahre vor seiner Enttarnung besser bekannt als zunächst angenommen. Seit der Enthüllung des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) streitet die Partei mögliche Verbindungen zu Uwe Bönhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe vehement ab.

Doch spätestens seit NPD-Vize Frank Schwerdt im März gegenüber der ARD einräumte, jahrelang Kontakte zu mutmaßlichen Mitgliedern und Helfern der Gruppe gepflegt zu haben, steckt die Rechtsaußenpartei bis zum Hals im NSU-Sumpf. Mit Ralf Wohlleben sitzt einer ihrer langjährigen Funktionäre in U-Haft. Er soll den Terroristen eine Pistole organisiert haben. Wahrscheinlich war er nicht der einzige NPD-Mann, der seit vielen Jahren von der Existenz der Zelle wusste.

Schon 2002 dankte ein anonymer Schreiber im Szene-Blatt “Der Weisse Wolf” den Terroristen. Im Vorwort des Magazin hieß es unter der Aufforderung zur Unterstützung von “Kameraden in Haft, im Rechtskampf” und “auf der Straße” fett gedruckt an prominenter Stelle: “Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen Der Kampf geht weiter…”. Mutmaßlicher Herausgeber des Blatts ist der Mecklenburger NPD-Abgeordnete David Petereit. Ende März bezog der Politiker Stellung. Der Text aus Ausgabe 18 sei ihm “weder bekannt noch erinnerlich.” Er habe das Fanzine erst ab der Ausgabe 20 als presserechtlich Verantwortlicher betreut.” Daneben wird auf einer Internetseite, die Petereit betreibt, hingewiesen, dass das Kürzel “vor zehn Jahren noch alles Mögliche heißen konnte.”

Doch das Pseudonym “Eihwaz”, dass der Herausgeber benutzt, verwendete nach Kenntnisstand des Berliner Informationszentrums “apabiz” seinerzeit auch Petereit in einem rechten Internet-Auktionshaus. Und das genannte Kontakt-Postfach wird noch heute von seinem Versand “Levensboom” genutzt. Mitglieder der demokratischen Fraktionen im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern forderten den NPD-Mann auf, sein Mandat niederzulegen.

Angesichts der erdrückenden Indizien ist auch die rechte Szene in Aufruhr geraten. Denn der Fall Petereit passt so gar nicht in die Strategie seiner Partei, die Mordserie als staatlich inszeniertes Konstrukt hinzustellen. Nach Informationen von “Endstation Rechts” soll bereits hinter verschlossenen Türen über den künftigen Umgang mit dem Neonazi diskutiert werden, den Szene-Kenner als extrem fanatisch beschreiben. Mittlerweile ermittelt die Bundesanwaltschaft.

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