29 Ermittlungsverfahren, fünf beschädigte Polizeifahrzeuge, keine Verletzten. Was für viele im Stadion ein schöner Sonntagnachmittag war, hatte eine Begleitmelodie. Die Polizei hatte sich das Stadtderby zwischen RB Leipzig und dem 1. FC Lok gewiss friedlicher gewünscht.

Dabei überwogen bis zum Abpfiff die postiven Momente Leipziger Fankultur. Rund 2.000 Lok-Fans sammelten sich bis 11.45 Uhr am Hauptbahnhof. Viele trugen die blau-weißen Mottoshirts, die die Fangruppe “Scenario” beim vergangenen Heimspiel im Bruno-Plache-Stadion verkauft hatte. Sogar Spieler und Physiotherapeuten der Blau-Gelben hatten bei der Ultragruppierung eingekauft, in welcher sich auch Rechtsradikale tummeln dürfen.

Der Marsch verlief weitestgehend friedlich. Angeführt vom Leipziger Neonazi Marcus W. zogen die Lok-Fans lautstark zum Zentralstadion. Vereinzelt explodierten Böller. Die Polizei nahm in der Folge von zehn Fans die Personalien auf.
Im Stadion sahen 24.795 Besucher ein unterhaltsames Spiel. Und knackten nebenbei den Viertliga-Zuschauerrekord. Die Lok-Fans präsentierten vor Anpfiff eine Riesenblockfahne mit dem Vereinwappen. “119 Jahre Leipziger Fußballtradition” war darunter zu lesen.

Die RB-Fans präsentierten ein schlichtes Spruchband: “Die neuen Farben in der Stadt”. Dazu schwenkten sie rote und weiße Fähnchen. Beide Fanlager sorgten während der Partie für beste Stimmung. Diese wurde in der ersten Hälfte allerdings durch Böllerwürfe in Richtung der RB-Spieler getrübt, die sich vor der Lok-Kurve aufwärmten.

Ein Knaller erreichte dabei das Spielfeld. Auch Plastikfeuerzeuge landeten neben den Spielern. Die Polizei griff durch, weitere fünf blaub-gelbe Fans durften ihre Personalien abgeben.
Als sich nach Abpfiff Spieler, Trainer und die meisten Besucher über ein gelungenes Fußballfest freuten, eskalierte vor dem Stadion die Lage. Gegen 16 Uhr suchten Lok-Fans im Bereich des Parkplatzes an der Friedrich-Ebert-Straße die Auseinandersetzung mit RB-Anhängern.

Etwa 500 Lok-Supporter attackierten Ordner und Polizisten, schlugen und traten auf diese ein, warfen Steine und Flaschen. Gegen 16.25 Uhr räumten die Beamten unter Einsatz von zwei Wasserwerfern den Stadionvorplatz, drängten die blau-gelben Fans in Richtung Jahnallee ab.
Dort griffen rechte Lok-Anhänger zwei Journalisten an. Die Reporter mussten von der Polizei in Sicherheit gebracht werden. Elf Personen landeten in Gewahrsam. Die Beamten leiteten insgesamt 29 Verfahren ein – unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Raub, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz.

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