Ihren Weihnachtsurlaub haben sich diese beiden Herren sicher anders vorgestellt. Weil sie Steuern hinterzogen und illegal Versicherungen angeboten haben sollen, sitzen zwei Manager des Leipziger Webunternehmens "Unister" in Untersuchungshaft.

Märchenurlaub mit Aschenbrödel, 3 Tage für 2 Personen im Waldhotel Weinböhla, 149 Euro. Kein Witz, sondern ein tagesaktuelles Angebot von Ab-in-den-Urlaub.de. Das Reiseportal, hinter dem sich das Leipziger Unternehmen Unister verbirgt, empfiehlt potenziellen Kunden, ihrer Tochter den Kurzurlaub zum Fest zu schenken. Zwei Mitarbeiter würden sich zurzeit über diese Reise vermutlich wie ein Kleinkind freuen. Die Manager genießen seit heute nicht etwa bei sagenhaftem Blick über die Sächsische Weinstraße erlesene Traubensäfte, sondern hinter schwedischen Gardinen alkoholfreie Großküchenkost.

Sollten sie die Reise tatsächlich gebucht haben, könnten sie aufgrund der veränderten Lebensumstände möglicherweise von ihrer Reiserücktrittsversicherung Gebrauch machen. Ist die Police für viele ihrer Kunden Rettung in höchster Not, würden sich die beiden Herren von ihr seit gestern wünschen, man hätte sie nicht erfunden. Weil Unister Versicherungen angeboten haben soll, ohne im Besitz einer Erlaubnis des Bundesaufsichtsamts für Versicherungswesen gewesen zu sein. Das wird nun zu einem Problem für acht Manager, unter ihnen die beiden Inhaftierten. Ihnen wirft die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Steuerhinterziehung in Millionenhöhe und illegale Versicherungsgeschäfte vor.

Gestern “besuchten” die Ermittler im Rahmen einer Razzia die Unister-Zentrale im Barfußgässchen. Außerdem 20 weitere Büros und Wohnungen, unter anderem in Leipzig, Dresden, Hamburg und Stralsund. Heute erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehl. In welcher leitenden Funktion die jetzt Inhaftierten für Unister tätig gewesen sind, ist bislang nicht bekannt. Die Leipziger Volkszeitung berichtet, Thomas Wagner selbst, Gründer und maßgeblicher Inhaber von Unister sei unter den Inhaftierten. Bislang gibt es dafür keine Bestätigung.

Unister sendet unterdessen selbst weitere Signale via Pressemitteilungen. In Anlehnung an die gestrige Meldung seitens des Leipziger Unternehmens heißt es heute in der “Stellungnahme zu Untersuchungen in Unister- Geschäftsräumen” wörtlich: “Bei den erwähnten Produkten, welche derzeit im Fokus ermittelnder Behörden stehen, handelt es sich um die Frage, ob die im Reisebereich vermittelten Zusatzprodukte “Umbuchungsservice” und “Stornoschutz” als Versicherungsprodukte zu werten sind oder nicht. Faktisch ist zu klären, ob Unister statt der bereits gezahlten Umsatzsteuer eine Versicherungssteuer hätte bezahlen müssen.”

Man verweist darauf, dass es sich hierbei also nur um einen sehr kleinen Teil der Produktpalette des Unternehmens handeln würde, welche man ab sofort bis zu einer klärenden Gerichtsentscheidung über deren versicherungs- und steuerrechtliche Einordnung nicht mehr anbieten würde. Weiter heißt es: “Die hierfür zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte trotz jahrelanger Vorbefassung die bisherige Handhabung nie untersagt.” Erst am 11. Dezember 2012 habe man von der anderslautenden Sichtweise der Kontrollinstanz erfahren. Bis auf weiteres würde man nun klassische Versicherungsprodukte von Versicherungspartnern statt der eigenen anbieten.

Den Einsatz der Sonderermittler der Antikorruptionseinheit INES sowie der Staatsanwaltschaft Dresden bezeichnet das Unternehmen unterdessen als überzogen. Ein steuerlicher Schaden sei nicht entstanden. Und im übrigen gehe man davon aus, dass die Vorwürfe bald entkräftet würden.

Der Kernbereich der Geschäftstätigkeit sei durch die aktuellen Vorgänge nicht betroffen, die Geschäfte würden ordnungsgemäß weitergeführt durch die beiden Unister-Gesellschafter Christian Schilling und Oliver Schilling, sowie dem Prokuristen Mirko Richter.

Der Name des maßgeblichen Unistermannes Thomas Wagner findet hierbei keine Erwähnung.

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