Die Randale, die am Sonntag Abend den Leipziger Stadtteil Connewitz stattfanden, standen im Zusammenhang mit einer Großrazzia am vergangenen Mittwoch. Auf dem linken Nachrichtenportal "Indymedia" wurde nach anfänglicher Stille am Montag Abend eine entsprechende Erklärung veröffentlicht. Im Zuge einer "Solidaritätsaktion" seien die Scheiben der Straßenbahnhaltestelle "Pfeffingerstraße", das Schaufenster einer Bäckerei und die Fensterscheiben eines städtischen Gebäudes zu Bruch gegangen.

Am 22. Mai hatten 300 Beamte insgesamt 21 Objekte in Berlin, Magdeburg und Stuttgart durchkämmt. Die Durchsuchungen richteten sich gegen die “Revolutionären Aktionszellen” (RAZ). Die klandestine Gruppe bezeichnete sich selbst in Berlin für Bombenanschläge, unter anderem auf ein Jobcenter und das Amtsgericht Berlin-Wedding, verantwortlich. Außerdem versandte die “RAZ” 2010 Patronenhülsen an den Bundesinnenminister, den Generalbundesanwalt und zwei sächsische Extremismus-Forscher.

Die Gruppe gilt als Nachfolgerin der “militanten gruppe” (mg), die zwischen 2001 und 2009 zahlreiche Brandanschläge, vornehmlich auf staatliche Einrichtungen, verübt haben soll. Wie die “mg” ist die “RAZ” antiimperialistisch orientiert. Der Kommunismus marxistisch-leninistischer Prägung ist für die Aktvisten und ihre Sympathisanten oberstes Gebot.
Die Verfasser des auf Indymedia veröffentlichten Berichts kommen rasch zu dem Ergebnis, dass Sachbeschädigungen den allermeisten Leipzigern kaum als politische Aktion zu vermitteln seien. Die “Propaganda der Tat”, also die Vermittlung einer politischen Botschaft über eine aufsehenerregende Aktion, ist seit den Siebzigern, also seit dem Terror der “Roten Armee Fraktion”, eine probate Kommunikationsstrategie der militanten Linken. Dass die “RAZ” und ihre Anhänger, in Leipzig namentlich die “Antifaschistische Offensive”, sich inhaltlich offenbar in den Zeiten des Baader-Meinhof-Komplexes verorten, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass sich zwei ihrer “Zellen” nach der RAF-Terroristinnen Gudrun Ensslin und Juliane Plambeck benannten.

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“Es bleibt festzustellen, dass Medien in der Regel nie über Demonstrationen oder dessen Inhalte berichten. In Leipzig wird eigentlich nur darüber berichtet, wenn der Verkehr beeinträchtigt wurde oder werden kann und ob es ‘friedlich’ geblieben ist”, beklagen die Verfasser. “Wenn jedoch irgendwo eine Mülltone umgefallen ist oder eine Scheibe zu bruch geht, dann kann mensch tagelang über ‘die Randale’ lesen, meist sogar mit mehreren Sätzen weshalb dies geschah” (Fehler im Original). Es solle daher nicht verwundern, wenn dieses “eingespielte Verhalten seitens der Medien auch mal mit einberechnet” würde.

Die Indymedia-Autoren kündigen weiteren Krawall an. Warum? “Weil es auch einfach schön ist zu sehen, wie sich der/die deutsche OrdnungsfanatikerIn aufregt und in aller Regelmäßigkeit sich seiner ‘demokratischen Bürgerlichkeit’ entledigt und Menschen wieder in Lager stecken will.”

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