Maik P. kann aufatmen. Zumindest vorerst. Das Landgericht Leipzig hob am Donnerstag den Haftbefehl gegen den Elite-Polizisten auf. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beamten versuchten Mord im Dienst vor. Der Angehörige einer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit soll bei einem Einsatz im Oktober einen Verdächtigen frontal mit einem zivilen Dienstwagen gerammt haben. Der Geschädigte, ein mutmaßlicher Drogendealer, konnte verletzt flüchten.

Die Staatsanwaltschaft teilte am Donnerstag mit, ihr seien weder der Name des Opfers noch dessen Verletzungen bekannt. Trotzdem leitete die Behörde ein Verfahren wegen versuchten Mordes ein. Laut einem Medienbericht soll Maik P. am Telefon gegenüber einem Rocker aus dem Hells-Angels-Umfeld von der missglückten Festnahme geprahlt haben. Dieses Gespräch wurde abgehört. Nachdem sich die Vorwürfe zu erhärten schienen, stürmte ein Sondereinsatzkommando den BFE-Dienstsitz in Paunsdorf. Die Beamten entwaffneten ihren Kollegen. Das Amtsgericht erließ Haftbefehl.

Maik P. ist seit dem Nachmittag wieder ein freier Mann. Er hat erfolgreich Haftbeschwerde eingelegt. Dies ist sein gutes Recht. Die Richter ordneten seine unverzügliche Freilassung an. “Das Landgericht hat den Haftbefehl heute Mittag aufgehoben”, berichtet Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz. Die Richter erkannten keinen dringenden Tatverdacht und bezweifelten obendrein, dass überhaupt ein versuchtes Tötungsdelikt vorliegen würde. Die Ermittlungen laufen weiter. Schon jetzt hat der Fall einen faden Beigeschmack.

Staatsanwaltschaft und Polizei wollten den Vorfall möglichst geheim halten. Anders lässt sich nicht erklären, dass die Behörden nach Bekanntwerden heute morgen zwar einem Bericht der “Dresdner Morgenpost” in weiten Zügen widersprachen, selbst aber keinerlei Informationen zu den Tathintergründen kommunizierten.

Nur Stunden nach seinem Bekanntwerden ist der Fall ein Politikum geworden. “Sollte es strukturelle Verbindungen zwischen Polizeibeamten in Leipzig und der kriminellen Rockerszene geben, müssen hier dringend alle Verbindungen offengelegt werden”, erklärte die Landtagsabgeordnete Eva Jähnigen (Grüne) am Donnerstag. “Ich fordere den Innenminister auf, den Landtag schnellstmöglich über den aktuellen Ermittlungsstand bezüglich der möglichen Verbindungen von Leipziger Polizeibeamten und dem kriminellen Rockermilieu zu unterrichten.”

Zum Artikel vom 14. November 2013 auf L-IZ.de
Versuchter Mord? Leipziger Elite-Polizist in Untersuchungshaft – Staatsanwaltschaft schweigt zu Hintergründen

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