"Wenn diese Mengen tatsächlich zusammengekommen wären, würde halb Leipzig bekifft durch die Gegend laufen", behauptet Verteidiger Curt-Matthias Engel. "Die sind zusammengekommen", kontert Oberstaatsanwältin Elke Müssig. Beide lieferten sich einen Schlagabtausch zur Eröffnung der Verhandlung gegen Ba Quan N. und Thi Hong N.

Der 47-Jährige und die 32-Jährige, beide gebürtige Vietnamesen, sind angeklagt wegen Drogenschmuggels. Es geht um 150 Kilo Marihuana und 50 Kilo Crystal Meth. Beides sind verhältnismäßig große Mengen, doch besonders die Crystal-Menge ist außergewöhnlich, da bereits eine Milligramm-große Menge der Droge einen Rausch auslöst. Finanziell geht es um etwas mehr als eine Million Euro, welche die Schmuggler mit dem Weiterverkauf der Drogen verdient haben sollen.

Zwischen Mai und August vergangenen Jahres sollen sie die Drogen aus Tschechien nach Leipzig geholt haben. Entweder sie fuhren selbst als Drogenkuriere bei Hof in Franken über die Grenze oder sie beauftragten andere. “Pro Ladung zahlten sie dem Kurier zwischen 1.200 und 1.500 Euro”, so Müssig bei der Anklageverlesung. Peter Fritz M. war einer dieser Fahrer. Unter dem Spitznamen “Schwiegervater Opa” soll er aber auch Drogen in Empfang genommen haben. Zum Beispiel in seiner Nachbarschaft in der Mockauer Straße. Oder vor einem griechischen Restaurant in der Hamburger Straße, wo Ba Quan N. zuletzt gemeldet war.

Zur Prozesseröffnung überschüttete Anwalt Engel die Richter mit Anträgen: Er wollte die Anklageverlesung verhindern. Zuerst weil er die aufgenommenen Gespräche, welche als Beweise dienen, nicht rechtzeitig bekommen haben will. “Seit November liegt Ihnen alles vor”, sagte Oberstaatsanwältin Müssig darauf. Drei Umzugskartons füllten die aufgeschriebenen und übersetzten Gespräche. “Die Festplatte verfügt über 30 Gigabyte. Wie kann ich sicher sein, ob das alles in den Akten in den Kartons steht?”, antwortete Engel.
Das Gericht stellte seinen Antrag zurück, worauf er die Richter für befangen erklären lassen wollte. Auch diesen Antrag stellten die Richter zurück. Berthold Pfuhl, der den Vorsitz inne hatte, wollte die Anklage verlesen lassen, um keine Prozesszeit zu verlieren. Denn die angeklagte Thi Huong N. ist schwanger. “Auf dem 30. März dieses Jahres liegt der Entbindungstermin”, so ihr Verteidiger.

Nun muss zunächst über Engels Befangenheitsantrag entschieden werden. Ein Urteil in dem Prozess war für Ende Juni dieses Jahres angesetzt. Es ist gut möglich, dass sich dies um mehrere Monate verschiebt.

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