Am Montag begann vor dem Landgericht der Prozess gegen sieben Männer aus dem Muldental. Die Angeklagten sollen am 24. März 2008 zwei Brüder in Colditz (Landkreis Leipzig) krankenhausreif geschlagen haben, weil diese mit Drogen gedealt hätten. Ein rechtsextremer Hintergrund ist wahrscheinlich. Die Beschuldigten schwiegen heute zu den Vorwürfen.

Nebenkläger Peter K. (47) ist kein Unschuldslamm. Wegen eines anderen Delikts verbüßt der füllige Bartträger bis 2017 eine Haftstrafe. Gemeinsam mit seinem Bruder Markus (38) traf er in der März-Nacht in Zschadraß gegen 1:20 Uhr auf Ricardo H. (31), Christoph B. (28), Ronny R. (32) und weitere Angreifer, die nicht identifiziert werden konnten.

Bei der Prügelei erlitt Ricardo H., seinerzeit als Kampfsportler aktiv, eine Schnittverletzung am Rücken. Die Täter flüchteten samt verletztem Kameraden in den Gasthof Zollwitz – bis heute die wichtigste Konzertlocation der sächsischen Neonazi-Szene.

Nachdem sie Ricardo H. in Sicherheit gebracht hatten, verfolgten die Schläger ihre Opfer mit Verstärkung in zwei Autos nach Colditz. Dort griffen sie die Brüder erneut an. Die Beschuldigten, die seinerzeit der rechten Szene zugerechnet wurden, versprühten Tränengas. Mit Zaunlatten bewaffnet schlugen und traten sie auf die Männer ein. Peter K. erlitt neben einem Kieferbruch lebensbedrohliche Verletzungen, musste bis Ende März 2008 auf der Intensivstation versorgt werden.

“Sie wussten, dass durch ihre Handlungen schwere, auch lebensbedrohliche Verletzungen verursacht werden konnten”, erklärt Staatsanwalt Ulrich Jakob. Allerdings sollen die Angeklagten den Tod ihrer Opfer nicht beabsichtigt haben. Deshalb sind die Männer “nur” wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt.

Anlass für die Tat sollen Drogengeschäfte gewesen sein. Laut Anklage sollten Peter und Markus K. als mutmaßliche Dealer bestraft werden. Denkbar wäre allerdings auch, dass die Rechten ihr Revier verteidigten. Denn die rechte Szene ist selbst nicht frei von Vorwürfen, mit Drogen zu handeln. Erst Ende September 2014 fanden Polizisten bei einem führenden Colditzer Neonazi 1,8 Kilo Crystal.

Der erste Verhandlungstag endet bereits vor der Mittagspause. Zuvor erörterten Richter, Rechtsanwälte und Staatsanwalt hinter verschlossenen Türen die Rechtslage. Ergebnis: Ricardo H. darf auf eine vorzeitige Einstellung hoffen. Der Colditzer wäre dafür bereit, Peter K. 3.000 Euro Schmerzensgeld zu zahlen. Die Staatsanwaltschaft muss dem Deal noch zustimmen.

Das Landgericht hat für den Prozess 14 Verhandlungstage anberaumt. Aufgrund einer Umbesetzung kann die 6. Strafkammer allerdings vier geplante Termine im Januar nicht wahrnehmen. Ein Urteil bis Ende Dezember ist unwahrscheinlich. Die Aussetzung des Prozesses droht.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar