"Prächtig, sie sind trächtig!" mag sich der Direktor des Leipziger Zoos, Jörg Junhold, angesichts der Diagnose bei den beiden Elefantenkühen Hoa und Salvana gedacht haben. Und mit ein bisschen Glück geht der Rüsselboom sogar noch weiter, denn auch Elefantendame Trinh könnte guter Hoffnung sein.

“Das können wir aber noch nicht mit hundertprozentiger Gewissheit sagen”, so der sichtlich erfreute Zoochef bei einer Pressekonferenz direkt vor dem Elefantengehege. Somit handelt es sich, um es im Politiker-Sprech zu sagen, um eine klassische 2-plus-1-Situation.

Sollte alles nach Plan verlaufen und vorausgesetzt, dass keine gesundheitlichen Komplikationen auftreten, so werden die Nachwuchs-Rüssler wahrscheinlich gegen März das Licht der Welt erblicken. Grund für den erfreulichen Zuwachs in der Dickhäuter-Abteilung ist ein Potenzprotz, der auf den Namen Naing Thein hört und sich die anderen Umstände hinter den Rüssel schreiben darf.
Der Elefantenbulle, der zu den asiatischen beziehungsweise indischen Elefanten (elephas maximus asiaticus) zählt, ist sechzehn Jahre alt und hat sich laut Junhold als “äußerst potent” erwiesen. Allerdings nicht in Leipzig. Somit hat sich die Taktik des Zoos, die Elefantenbullen zu tauschen, als voller Erfolg erwiesen. Der Zoodirektor weiter: “Wir haben lange und geduldig darauf hingearbeitet, dass es zum Nachwuchs kommt. Wenn alles gut geht, werden die Elefanten hier bald stehen wie die Orgelpfeifen.”

In die Tiere wird auch eine gewisse Hoffnung gesetzt, tragen sie doch dazu bei, die Population von in Tierparks aufgewachsenen Elefanten zu stabilisieren und bestenfalls zu erweitern. Naein Thein stammt ursprünglich aus Burma, dem heutigen Myanmar, und wurde im Herbst 2009 vom Prager Zoo übernommen und nach Leipzig geschafft. Im Gegenzug erhielt der Tierpark der tschechischen Hauptstadt den Leipziger Zoo-Star Mekong. Ein Umzug, der dem Tier bekommen ist, schenkt man den Aussagen Junholds Glauben: “Dem Bullen geht es dort sehr gut und er hat sich prächtig entwickelt.”
Bei all der Aufregung um den potentiellen Nachwuchs, gab es dennoch jemanden in der Runde der Zoo-Experten, der ein wenig Wasser in den Wein der Empfängnisfreude goss. Besagter Jemand war Gerd Nötzold. Der Biologe, seines Zeichens Senior-Kurator des Zoos, meinte: “Eine Elefantenschwangerschaft ist immer eine sehr komplizierte Angelegenheit.”

In diesem Fall kommt erschwerend hinzu, dass es sich bei den angehenden Müttern um ältere Rüssel-Semester handelt. Gerd Nötzold: “Hier können wir getrost von Risikoschwangerschaften sprechen. Dies aufgrund des verhältnismäßig hohen Alters der Elefantendamen. Hoa ist bereits 25 Jahre alt und somit in einem kritischen Alter. Hinzu kommt, dass der Geburtskanal bei Elefanten sehr lang ist und es auch dabei zu ernsten Situationen kommen kann. Für die 1996 in Hamburg geborene Salvana ist es die erste Schwangerschaft und somit besteht auch hier ein gewisses Risiko.”

Der anstehende Nachwuchs ist auch deshalb von Bedeutung, da es schon eine Weile her ist, dass der kleine (und jetzt schon große) Voi Nam die Herzen der Leipziger Zoo-Besucher eroberte. Inzwischen hat der Elefantenbulle sein Herz im Heidelberger Zoo verloren und soll da recht glücklich sein. Zuvor hatte es etwa 36 Jahre lang keinen Rüssel bewehrten Nachwuchs in Leipzig gegeben. Kein Wunder also, dass die frohe Botschaft für einen solchen Auftrieb sorgte.

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Ein Gast, der bisher für Gerüchte gesorgt hatte, ist der fünf Tonnen schwere Elefantenbulle Gajendra aus München. Allerdings ist er laut Gerd Nötzold lediglich Logiergast: “Sein Gehege in Hellabrunn wird aufwändig saniert, so dass es unmöglich ist, ihn dort zu halten. Als Einzelgänger, wie es Elefantenbullen nun einmal sind, fällt ihm das leichter als zum Beispiel einer Kuh. Im Gegenteil, findet er die neue Umgebung sehr spannend, zeigt sich neugierig und erforscht, was um ihn herum so alles geschieht.”

Derweil hat der viele Schnee der vergangenen Wochen die Stimmung ein wenig gekühlt, hatte das strenge Winterwetter doch zur Folge, dass weniger Besucher als im letzten Jahr den Leipziger Zoo aufsuchten. Junhold: “In 2009 zählten wir noch 1,72 Millionen und dieses Jahr waren es rund 1,5 Millionen Besucher.” Aber das ist dann auch wieder Schnee von gestern, wenn erst einmal die Mini-Rüssler Menschen in Scharen anlocken. Darauf “Hoch die Rüssel und Törrööh!”.

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