"Sie sind unter uns" lautete einst eine erfolgreiche amerikanisch-kanadische TV-Serie. Gemeint waren Außerirdische. In unauslotbare kosmische Tiefen muss man dieser Tage nicht reisen. Mitten unter uns haben inzwischen schleichend Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile, Rassismus und Intoleranz Platz genommen.

Genau dagegen richten sich die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die vom 14. bis zum 27. März mittlerweile zum achten Mal in Leipzig stattfinden.

Das Referat für Migration und Integration hatte dazu zu einer Pressekonferenz ins Neue Rathaus geladen. Referatsleiter Stojan Gugutschkow nannte gerade die Tatsache, das Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Mitte angekommen seien, einen Grund mehr für solche Projekte wie die Anti-Rassismus-Wochen: “Sicher gibt es nach wie vor in Leipzig ausländerfeindliche und rassistische Übergriffe. Doch muss man damit immer vorsichtig umgehen, da sie je nach Standpunkt, ob nun von Seiten der Polizei aus oder aus dem Blickwinkel der Opfer oder der Verbände und Vereine, die sich gegen Rassismus wenden, relativ anders betrachtet werden.”
In diesem Zusammenhang erwähnte Stojan Gugutschkow, dass man in Leipzig im ostdeutschen Vergleich noch sehr gut dastehe: “Auf jede rechte Bewegung oder Veranstaltung erfolgt hier eine massive Reaktion aus der anderen Ecke. In Leipzig herrscht gegenüber rechtsradikalen Tendenzen ein Klima der Unduldsamkeit. Gerade das zeichnet diese Stadt aus. Im Übrigen wehre ich mich gegen die oft geäußerte Ansicht von Seiten der Medien, dass Ostdeutschland eine Hochburg des Rechtsextremismus sei. Leipzig ist eine wache und aktive Stadt, in der Bündnisse gegen Rechts, Vereine und andere Institutionen gut zusammenarbeiten und tatsächlich etwas bewirken.”

Dass der Rechtsextremismus jedoch tatsächlich mitten in unserer Gesellschaft angekommen ist, belege eine Studie, so Gugutschkow: “Unter Leitung von Wissenschaftlern der Universität Leipzig entstand in mehreren Jahren eine Studie, die belegt, dass uns rassistische und vorurteilsbehaftete Handlungen und Äußerungen gar nicht bewusst werden.”

Doch zurück zu den Internationalen Wochen gegen den Rassismus. Erfreulich groß sei die Anzahl von Veranstaltungsangeboten der inzwischen achten Anti-Rassismus-Woche. Akteure sind rund 30 Leipziger Einrichtungen und Vereine. Darunter auch eine neue Initiative wie zum Beispiel das Netzwerk gegen Islamophobie und Rassismus Leipzig oder die Bürgerinitiative “Wir mögen es bunt in Volkmarsdorf”.” Zum Programm im Rahmen der Aktionswochen gehören knapp 40 Veranstaltungen, darunter Workshops, Lesungen, Filme, Vorträge, Diskussionen und sportliche Events sowie drei Ausstellungen.

So sind zum Beispiel am 21. März um 10 Uhr Schulklassen ins Theater der Jungen Welt am Lindenauer Markt eingeladen, einer etwas anderen Unterrichtsstunde beizuwohnen. So zeigen die Autoren und Multitalente Noah Sow und Mutlu Ergün wie man auf jugendlich-frische Art rassistische Vorurteile überwindet.

Sabine Maruschke vom Integrationsreferat: “Erfreulich ist auch in diesem Jahr, dass einige Veranstaltungen in Kooperation mit “Leipzig liest” stattfinden. Somit wird der gemeinsame Einsatz der Stadt Leipzig gegen Rassismus unterstrichen. Die Internationalen Wochen gegen Rassismus sind ein wesentlicher Schwerpunkt bei der Umsetzung des 10-Punkte-Aktionsplans der Europäischen Städtekolation gegen Rassismus. Die Programmhefte zu den Aktionswochen liegen im Rathaus, in Bürgerämtern, Jugendtreffs und vielen anderen öffentlichen Einrichtungen aus.

www.leipzig.de/antirassismus

Die FES-Studie:
http://library.fes.de/pdf-files/do/07504.pdf

VGWortLIZ

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