Der Reiz der Stadt Leipzig hat seine Ursachen im bislang relativ geglückten Miteinander von Alt- und Neubau. Die kühnen Visionen der Investoren und Architekten haben die Stadt in den letzten 20 Jahren bereichert - und nicht demoliert. Um das auch künftig zu gewährleisten, wurde vor zwei Jahren das Gestaltungsforum aus der Taufe gehoben.

Das Gestaltungsforum der Stadt Leipzig berät als unabhängiges Sachverständigengremium seitdem die Stadt Leipzig bei städtebaulich bedeutsamen Vorhaben, indem es Empfehlungen für Bauherren, Verwaltung und Politik erarbeitet. In dieser Zeit hat es in zwölf Sitzungen insgesamt 47 Vorhaben verhandelt, die überwiegend in der Leipziger Innenstadt und in den zentrumsnahen Gründerzeitvierteln sowie auf der Alten Messe angesiedelt sind.Dabei ging es um Projekte sowohl öffentlicher als auch privater Bauherren, die nach Lage, Umfeld, Größe, Nutzung und Ensemblewirkung für das Stadtbild und den Freiraum prägend sind sowie um Veränderungen an historisch bedeutsamen, denkmalgeschützten bzw. stadtbildprägenden Ensembles und Bauwerken. Das waren unter anderem Wohn- und Gewerbebauten sowie städtebauliche Vorhaben in den Arealen des Bayerischen Bahnhofs und des Eilenburger Bahnhofs sowie auf der Alten Messe und dem Sportforum. Zehn Projekte wurden nach einer Bearbeitungsphase erneut vorgelegt, bei fünf Projekten wurde ein Wettbewerb durchgeführt. In den meisten Fällen konnten inzwischen Baugenehmigungen erteilt werden, einige Vorhaben sind im Bau.

Die Einrichtung des Gestaltungsforums war im Juli 2008 vom Stadtrat beschlossen worden, der entsprechende Anregungen engagierter Bürger – des Stadtforums Leipzig – und der Fachverbände aufgegriffen hatte. Ziel war es, den bewährten Instrumentarien, mit denen die Stadt eine zeitgemäße Qualität des Bauens sichern will – Planungswerkstätten, Workshops, Gutachterverfahren und Wettbewerbe, Leipziger Architekturpreis – ein weiteres Element zur Seite zu stellen. Das Gestaltungsforum hat insbesondere die Aufgabe, die ihm vorgelegten Vorhaben im Hinblick auf ihre Auswirkung auf das Stadt- und Landschaftsbild zu beurteilen. Mit der Einrichtung eines solchen Gremiums folgte Leipzig dem Beispiel von Städten wie Regensburg, Lübeck, Passau, Dortmund, Köln und Halle.Die Präsentation der Vorhaben im Forum versteht sich als Fachgespräch zwischen Experten, d. h. den Architekten, Bauherren und Forumsmitgliedern, nicht als Prüfung. Gab es anfänglich seitens mancher Bauherren Bedenken gegenüber dem Gestaltungsforum, so rückten inzwischen die Chancen, die das Gremium bietet, stärker ins Blickfeld. Bauherren bestätigen, dass Überarbeitungen von Entwürfen nach den Empfehlungen des Gremiums teilweise zu deutlichen Verbesserungen für das jeweilige Vorhaben führten, die auch den künftigen Nutzern zugute kommen. Allgemein wird eingeschätzt, dass das Gestaltungsforum wertvolle Impulse gegeben hat. Es trägt zu einer deutlichen Qualitätssteigerung bei und befördert die Baukultur in Leipzig.

Das Forum umfasst insgesamt 15 Mitglieder, von denen fünf Stimmrecht haben. Dies sind der Weimarer Architekt Prof. Karl-Heinz Schmitz (Vorsitzender, Leiter des Lehrstuhls Entwerfen und Gebäudelehre an der Bauhaus-Universität Weimar), die Berliner Architektin Prof. Hannelore Deubzer (stellv. Vorsitzende, Lehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung der Technischen Universität München) sowie der Hamburger Stadtplaner Prof. Dr. Michael Koch (Professor für Städtebau an der HafenCity Universität Hamburg), der Dresdener Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt (Lehrtätigkeit im Rahmen des Masterstudienganges “Urban Management” an der Universität Leipzig) und der Kölner Architekt Prof. Gernot Schulz (Professur für Entwerfen und Baukonstruktion an der Hochschule Bochum).

Sie alle sind anerkannte Fachleute aus den Fachgebieten Städtebau, Landschaftsplanung und Architektur, die in ihrer Tätigkeit unabhängig von der Stadt Leipzig sind. Die stimmberechtigten Mitglieder werden vom Oberbürgermeister berufen. Während ihrer Tätigkeit für das Gestaltungsforum dürfen sie keine Aufträge von der Stadt Leipzig haben und keine eigenen Projekte im Stadtgebiet verfolgen. Als beratende Mitglieder, d. h. ohne Stimmrecht, gehören dem Gremium Vertreter der Stadtratsfraktionen, des Stadtforums Leipzig und der Kulturstiftung Leipzig sowie der Stadtverwaltung an. Die Tagungen sind nicht öffentlich und finden in der Regel alle zwei Monate statt.

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