Der Kabarettist Meigl Hoffmann ist ein Leipziger Urgestein mit Herz, Leib und Seele. Vor dem Berufsquerulanten, Querdenker und Spaßvogel ist so gut wie nichts sicher. Natürlich auch nicht das geplante Leipziger Einheits- und Freiheitsdenkmal, um das seit geraumer Weile ernste Diskussionen geführt werden.

Nicht ganz so ernst, aber dennoch mit einem seriösen Augenzwinkern hat Meigl Hoffmann der L-IZ verraten, wie er es mit dem Monument so hält und wie er sich das Denkmal vorstellen würde.

In Leipzig gibt es eigentlich schon viele Erinnerungsorte …

Stimmt. Ich mache ja hin und wieder exklusive Stadtführungen, und da kommt mir immer wieder neu ins Bewusstsein, wie viel Erinnerungskeramik, Plastiken, Säulen und Ähnliches in Leipzig zu finden sind, die einen symbolhaften Charakter haben. Gerade mit Symbolen sollte man vorsichtig umgehen.

Wie meinen Sie das?

Da fällt mir der Witz mit dem Architekten ein, der gefragt wurde: “Was halten Sie von Symbolen?” Antwort: “Keine Ahnung, aber ich arbeite mit ihnen.” Zurück zu Leipzig, da ist die Säule auf dem Nikolaikirchhof, da sind leuchtende Pflastersteine, der Brunnen des ewigen Lebens und dann natürlich dieses Ei. Das alles hat eine Symbolsprache, die jemand, der mit der Sache nicht vertraut ist, gar nicht verstehen kann.Welches Ei bitte?

Das ist der Hammer, das ErinnerungsEi auf dem Augustusplatz. Wenn der Markt mal auf den Augustusplatz ausweichen muss, dann ist der Eierstand genau hinter dem goldenen Ei-Nheitsei. Ich habe da mal eine Reisegruppe hin geführt und denen gesagt, dass sie da ran gehen und das anfassen müssen, dann bimmelt das. Und es bimmelte wirklich, wir haben Tränen gelacht.
Das wird dem Ernst der Sache nicht unbedingt gerecht.

Ja, im Ernst, man muss sich schon Gedanken machen, was für ein Denkmal man denn nun will. Das wird auf jeden Fall für jeden Künstler ein Balance-Akt, das darzustellen, wie die Menschen hier aufbegehrt und den Umsturz herbeigeführt haben. Man könnte ja auf dem Leuschner-Platz in Anlehnung an das Ei auf dem Augustusplatz einen Appel und ein Ei hinstellen. Das würde doch passen. Im Prinzip haben wir ja die DDR auch für einen Appel und ein Ei hergegeben.

Wo bleibt da der Ernst?

Also den Leuschner-Platz als Standort, das finde ich schon okay. Aber das müsste mal etwas sein, was so eine gedankliche B-Ebene hat. Nicht so einen zeitgeistlichen Schabernack, der in zehn Jahren dann einfach nur noch peinlich ist. Und nicht noch so ein Ding, wie dieses Relief da vor der Runden Ecke. Ich hoffe für die Entscheider, dass sie die entsprechenden Künstler ansprechen und dass man da was Dezentes entwirft, nicht so was Protziges. 1989 gab es ja mal die Idee aus Paris, dass man auf dem Fockeberg eine große Skulptur errichtet. Ein Grenzsoldat, der über einen Stacheldrahtzaun springt. Das hätte was gehabt, wenn man da von der B 2 nach Leipzig rein kommt und dann diese riesige Figur da sieht. Hätte doch gepasst zur französischen Revolution. Die Leipziger hätten sich schon dran gewöhnt und Fremde, die nach Leipzig gekommen wären, hätten gesagt: “Wow, das ist eine tolle Sache.” Aber daraus ist nichts geworden. Denen im Rathaus war das nicht seriös genug.

Wie würden Sie sich “Ihr” Denkmal vorstellen?

Ich könnte mir so was wie einen großen Bronzewürfel vorstellen mit drei Metern Kantenlänge, den man besteigen kann. Mit nur einem Geländer, ein bisschen gefährlich muss das schon sein. Die Revolution war ja auch nicht ganz gefahrlos. So was wie eine Speaker’s Corner, wo jeder seine Meinung sagen kann. Und das Ganze auf dem Nikolaikirchhof, wo die Leute auch früher schon ihre Meinung gesagt haben. Und am Sockel sollte nur stehen “Im Gedenken an die friedliche Revolution”. So würden die Bürger, indem sie sich dort oben hinstellen, ein Denkmal daraus machen. Na ja, jetzt steht die Säule aus der Nikolaikirche dort. Und als Unbedarfter, der nicht mit der Geschichte vertraut ist, weiß man nicht, was das Ding da soll. Sieht gut aus, mit den Palmwedeln und so, aber ich persönlich kann damit nichts anfangen. Man hätte höchstens ein Schild dran machen können, auf dem steht: “Gehn se mal nei, dann wissen se, warum se raus müssen”.

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