Noch bis zum 30. November 2011 läuft im Stadtbezirk Altwest das Modellprojekt "Aufsuchende Straßensozialarbeit für Alkoholkranke". Die Erfolge sind im Kiez sichtbar. Deshalb fordern die Bündnisgrünen die Fortführung als städtisches Projekt und die räumliche Ausdehnung auf den Westen und den Osten der Stadt. Die Zustimmung wächst.
Georg-Schwarz-Straßen-Fest am vergangenen Sonnabend. Sie waren mit dabei: die Mitarbeiter vom Suchtzentrum Leipzig und die Alkoholkranken im Kiez. Sie halfen mit beim Aufbauen und Abbauen der Stände. Sie boten Bratwurst vom Grill an vor ihrem Laden in der Georg-Schwarz-Straße 19. “Wir zeigen uns, wir zeigen den Anwohnern: die Leute schaffen das auch”, sagt die Sozialarbeiterin vom Suchtzentrum Leipzig. Ziel sei die soziale Partizipation der Betroffenen.
GSS 19 ist ihr Laden. Zum ersten Straßenfest vor einem Jahr haben die Männer, um die sich die Sozialarbeiterin kümmert, das Ladenlokal in Zusammenarbeit mit dem Lindenauer Stadtteilverein hergerichtet und präsentiert. Zwischen den beiden Festen war der Laden verschlossen.
Dass es in Lindenau inzwischen so läuft, ist ein Ergebnis des Modellprojekts “Aufsuchende Straßensozialarbeit für Alkoholkranke”. Seit Dezember 2009 haben hier, im EFRE-Fördergebiet in Altwest, Alkoholkranke und Streetworker Vertrauen zueinander aufgebaut. Mancher fand den Weg in den Tagestreff in der Plautstraße, den die Streeties vom Suchtzentrum Leipzig auch betreuen. Das kann der Einstieg in ein Leben nach der Sucht sein.
Ein wichtiger Erfolg ist der Rückgang der Anzeigen und Beschwerden im Quartier. Darauf verweisen die Streetworker und die Bündnisgrünen, die den politischen Anstoß zu dem Projekt gaben, immer wieder. “Beeindruckend erfolgreich” nennt die bündnisgrüne Stadträtin Katharina Krefft dessen bisherige Ergebnisse.
Doch das Projekt läuft zum 30. November 2011 aus. Deshalb ist Lobbyarbeit für die Alkoholkranken im Kiez auch immer Lobbyarbeit dafür, dass es weiter geht mit der Arbeit. So auch beim Straßenfest in der Georg-Schwarz-Straße.Deshalb fordern die Grünen im Stadtrat nun die Fortführung der Arbeit durch die Stadt sowie die Ausweitung auf Gebiete im Leipziger Westen und Osten. Denn auch dort leben Menschen, die als Alkoholkranke im Stadtbild präsent sind.
In Lindenau als Stadträtin aktiv ist Pia-Naomi Witte. Die Sozialexpertin der Linken erzählt beim Straßenfest von der ersten Lesung des Grünen-Antrages im städtischen Sozialausschuss am Donnerstag letzter Woche. Dort habe sie sich für den Antrag stark gemacht. “Das muss weiterlaufen”, sagt Pia Witte, “das wirkt sich so positiv aus, das kann man nicht einfach abbrechen.” Sie hofft darauf, dass der Antrag eine breite Mehrheit findet.
Mit dieser Meinung ist sie im Kiez nicht allein. Auch SPD-Stadtbezirksbeirätin Eva Brackelmann spricht sich für die Fortführung des Projekts aus. “Aus meinen Kontakten mit den Mitarbeitern des Suchtzentrums und in Kenntnis der Ergebnisse der Projekts bin ich ganz klar für die Fortführung”, so die Sozialdemokratin.
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Auch in Grünau ist man schon vor längerer Zeit auf das Wirken der Streeties aufmerksam geworden. Denn die Problemlagen sind hier ähnlich wie in Altwest. “Wir hatten Kontakt mit den Sozialarbeitern im Stadtbezirk Alt-West, die aber nicht noch zusätzlich West übernehmen konnten”, erzählt der Grünauer CDU-Stadtbezirksbeirat Andreas Habicht. Eine Ausweitung dieses Angebots der Sozialarbeit auf Teile Grünaus sieht Habicht als Versuch, sich des Problems endlich anzunehmen. “Dies ist aber nur mit Finanzierung und räumlicher Zuständigkeit der Sozialarbeiter möglich”, so der Christdemokrat. Seine Partei vor Ort werde deshalb den Antrag “prüfen und, wenn es geht, unterstützen”.
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