Fernab der Rassehunde-Wettbewerbe waren die Frettchen vom Frettchentreff e.V. der große Hingucker für alle Mann auf der diesjährigen Hund- und Heimtiermesse. Da ist ja auch mächtig was los, wenn 13 Frettchen erst mal loslegen. Doch zur Belustigung der Massen war der Verein, der zahlreiche Frettchen aus nicht artgerechter Haltung befreit, nicht (nur) vor Ort.

Immer wieder läuft Frettchen Billy in einem “Frettchenzahn” auf der Balustrade entlang. Hürden wie Arme nimmt er zögerlich, um dann wieder auf die Tube zu drücken. “Och gugge, das Kleine”, süßelt die Messe-Laufkundschaft, die am Stand des Frettchentreff e.V. zur “Stehkundschaft” wird. Kinder wie Erwachsene halten an der 1,20 m hohen Balustrade des Standes inne, werfen einen neugierigen Blick auf Frettchen Billy und auf seine Artgenossen im großen Gehege, das allerhand Beschäftigungsmöglichkeiten für die kleinen 40 bis 80 Zentimeter langen Tiere bietet.

“Die Beschäftigung ist das Wichtigste. Jeder, der ein Frettchen hält, muss es täglich drei bis vier Stunden bespaßen”, so Emily vom Frettchentreff e.V, die gelegentlich ein Frettchen in eine Wanne mit Styroporstücken wirft. Mit viel Hin- und Herwerfen und strampeln kämpfen sich die Kurzhaarigen über den Wannenrand wieder nach draußen. Frettchentreff e.V. kümmert sich seit zehn Jahren um Tiere aus schlechter Haltung oder Zucht und versucht ihnen ein neues zu Hause zu vermitteln.
“Es gibt viele Leute, die keine Ahnung haben, wie man ein Frettchen hält. Wir hatten schon Tiere, die in Hasenkäfigen lebten”, erklärt Emilys Kollege Richard. “Manche wissen auch nicht, dass die Fähe, das weibliche Frettchen, Dauerangst bekommt, wenn es nicht gedeckt wird.” Im schlimmsten Fall kann die zum Tod führen. Normalerweise würde der nach einem Lebensalter von acht bis zehn Jahren eintreten. Männliche Frettchen, Rüden, sollte man auch lieber kastrieren, denn unkastrierte haben einen sehr starken Eigenruch und markieren zu gern ihr Revier.

All die aufgenommen Tiere, derzeit 20, leben im Domizil des Frettchentreffs, dem Frettchentierheim in der Leo-Tolstoi-Straße in Mockau, wo sie von zahlreichen Frettchenhaltern ehrenamtlich betreut werden. Auf die Hund- und Heimtiermesse hat das Team ganze 13 Tiere mitgenommen und die machen mächtig Rabatz, klettern über eine kleine Holzburg, springen in eine Wanne mit kleinen Plastebällen oder kampeln mit Stofftieren. Wer eine Pause braucht, kommt in eine Ruhestätte am Rand. Das passiert nicht selten, denn Frettchen schlafen schon bis zu 18 Stunden am Tag. Sind sie aktiv, brauchen sie viel Auslauf.
“Ein eigenes Zimmer wäre ideal”, so Richard. “Ein umgebauter, großer Schrank wäre auch schon nicht schlecht”, meint dagegen Emily. Skeptikern, die Angst um ihre Fernsehkabel oder andere nicht bissfeste Utensilien haben, sei gesagt, dass Frettchen Raubtiere und keine Nagetiere sind. Nur, wenn das Frettchen sich unwohl oder bedrängt fühlt, beißt es mal zu. Ansonsten ist es friedlich, wieselt wie am Messestand quer durch die Gegend und freut sich über Gesellschaft, denn wer Frettchen halten will, sollte mindestens zwei nehmen. Richard hat selbst drei Frettchen zu Hause. “Das sind soziale Tiere, die nicht alleine leben sollten.”

Am liebsten essen Frettchen Innereien: Herzen, Mägen, Niere, aber bloß nichts vom Schwein. “Wie Katzen, können Frettchen davon krank werden”, erklärt Emily. Wer nicht soviel Aufwand betreiben will, kann auch Trocken- oder Dosenfutter kaufen. So oder so kostet die Ernährung eines Frettchen allerdings schon etwas. “Über den Daumen sollte man mit zwei Euro pro Tier und Tag rechnen”, so Richard. Dazu kommen die üblichen Tierarztkosten für Impfungen und Kastration.

Eine Entscheidung für ein Frettchen will also gut überlegt sein, auch wenn die Tiere für viel Abwechslung, Spaß und Freude sorgen. Frettchenhelfer Richard kam selbst aufs Frettchen, weil der vorherige Halter seine Tiere nach einem halben Jahr aussetzen wollte. Und bevor das passiert, sollte man sich lieber mit einem “Och, wie süß”, auf der jährlichen Hund- und Heimtiermesse begnügen.

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