Vom Stadtrat wurde am 18. Mai 2011 der Bau eines Freiheits- und Einheitsdenkmals auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz beschlossen. Ich bin in Sorge, dass unser erfolgreicher friedlicher Freiheitskampf durch ein supermodernes (hoffentlich nicht an Kitsch grenzendes) Kunstwerk symbolisiert wird, vor dem die Betrachter verständnislos stehen und ohne Tafel-Legende ahnungslos bleiben.

Das große Ziel “Freiheit” vereinte 1989 das demonstrierende Volk, heute vereint diese Errungenschaft leider nicht mehr. Vielschichtige Probleme und die Angst vor einer härteren Zukunft lassen bei vielen Menschen die Errungenschaft “Freiheit” im Rückblick verblassen.

Für mich war und ist meine eigene Rede- und Schreibefreiheit ein hohes Gut, das ich niemals wieder verlieren möchte. Warum? Vermutlich insbesondere deshalb, weil ich diese Freiheit täglich bewusst “verwende”. Aber ich verstehe auch die anders darüber Denkenden.

Bei der Gestaltung und der Beschriftung des Freiheitsdenkmals sollte auch daran erinnert werden, dass die Demonstranten von 1989 ebenso wie die Vordenker dieser Revolution (ehemals und noch heute Bürgerrechtler genannt) hohe humanistische Ziele hatten, die in eine Wiedervereinigung eingebracht werden sollten.Wenn wir nur allen Menschen vermittels wirksamer gesellschaftspolitischer Veränderungen (Korruptionsabbau in Politik und Wirtschaft, Reichensteuer, Zügelung der Banker u.a.m.) die Überzeugung vermitteln könnten, dass es zum sozialen kapitalistischen Wirtschaftssystem allein deshalb keine Alternative gibt, weil das sozialistische Volkseigentum immer in den wirtschaftlichen Ruin führt, dann könnte ich mir am Rande des Denkmals eine ebenerdige Platte vorstellen.

Mit folgender Beschriftung:

“Den Politikern zum Bedenken:
Hier ruhen
die Träume der Bürgerrechtler,
die mit der Wiedervereinigung
dringend notwendige Korrekturen
an der Bundesrepublik realisieren wollten.”

Mit dieser Korrespondenztafel würden sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen mit Sicherheit wieder vereinen lassen. Und in allen Legenden sollte an den Nobelpreisträger Winston Churchill erinnert werden, der einmal gesagt haben soll: “Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.”

Das Churchill-Zitat in voller Länge: “Democracy is the worst form of government, except for all those other forms that have been tried from time to time.”

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar