Eine Halle der Rekorde ist das Gondwanaland nicht erst, seitdem binnen drei Wochen nach seiner Eröffnung mehr als 100.000 Besucher neugierten und die Leute innen kaum noch frei über ihren Weg entscheiden konnten. Es gibt auch rekordverdächtige Tierarten zu sehen. Beispielsweise das längste Krokodil der Welt - oder ist es etwa keins?

Ja, was ist es denn nun? Grün und lang ist es, ist es damit gleich ein Krokodil? Eher nicht. Aber was ist es denn dann? “Einfach ein Sunda-Gavial”, sagt Gondwanaland-Leiter Michael Ernst. So einfach kann die Zoologie manchmal sein. Doch so einfach war es lange nicht, und eigentlich ist es auch im Fall des Sunda-Gavial nicht einfach.

“Sie zählten mal zu den echten Krokodilen, aber das ändert sich ständig.” Ernst muss es wissen, er hat sich stark mit den Sunda-Gavialen beschäftigt, reiste sogar bis auf die drittgrößte Insel der Welt, nach Borneo, um Sunda-Gaviale in freier Wildbahn zu sehen. Viele hat er allerdings auch nicht mehr aufgefunden. “Die Flussufer werden immer mehr genutzt, dort legen sie aber ihre Eier ab und kommen zur Ruhe. Das ist nun vielerorts vorbei.”
Auch die zunehmende Verschmutzung auf dem Eiland trägt zur Gefährdung dieser Tiere bei. “Die riesigen Wasserläufe in Borneo sind einfach total verdreckt, da ist es schwer, zu leben.” Hinzu kämen die Jagd auf diese Tiere, die wegen ihres Leders beliebt sind und die nach wie vor bestehende Behauptung, Sunda-Gaviale fielen Menschen an. “Einen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt es nicht. Der Mensch gehört von Haus aus nicht ins Beuteschema”, weiß Ernst. Bevorzugt fressen die grünen Langschnauzen in freier Wildbahn Fische, Enten oder auch Vögel. “Die können ihre Beute flott aus der Luft fangen.”
Im Leipziger Zoo bekommen die acht kleinen Tiere, die bisher nur einen Meter bis 1,30 Meter lang sind und das große Weibchen Nima, derzeit zwischen 3 Meter und 3,40 Meter, natürlich auch Fische oder kleingeschnittene Hähnchen. Dabei fressen die jungen Tiere deutlich mehr, “weil sie auch viel schneller Wärme verlieren.” Doch auch wenn Ernst und seine Kollegen mal aus unerfindlichen Gründen ein paar Tage nichts in den Käfig werfen würden, würden die Tiere überleben. Im Gegensatz zu manch gefräßigem Zweibeiner halten sie es auch mal gut ohne Futter aus.

Ein Teil dieser neuen Zoobewohner kam direkt aus Malaysia. “Salopp gesagt haben wir die vor der Handtaschen-Industrie gerettet”, so Ernst. Nima kam aus Ulm. Demnächst soll sie noch einen Mann aus Berlin zur Seite gestellt bekommen, der schon an die vier Meter misst. Längenangaben sind bei diesen Tieren allerdings zwar nicht Schall und Rauch, aber nur Momentaufnahmen, denn sie wachsen bis an ihr Lebensende. Auf der Zielgeraden zwar nur noch um Millimeter, aber immerhin. Wie alt sie werden ist dabei noch nicht einmal geklärt. “Man nimmt an, dass sie zwischen 60 und 80 Jahre werden, doch die Altersforschung ist noch nicht mal so alt wie das älteste Tier.”

Auf dem Rundgang durch die Halle fällt auf, dass in keinem der Käfige Beschäftigungsmöglichkeiten aus der menschlichen Spaßgesellschaft herum oxidieren. “Die natürlichen Pflanzen in der Halle sind Spielzeug genug, dazu kommt, dass die Anlagen gut strukturiert sind. Die Tiere haben genug zu tun.” Dafür sorgen hinter den Kulissen auch Ernst und Kollegen, die einem Ozelot auch mal ein Meerschwein in einen Karton tun, damit der ein bisschen was für sein Futter machen muss. Was eine blutige tierische Tragödie für viele Kinder ist, ist für den Ozelot Beschäftigung mit Belohnung.

Zur Ruhe kommt die Halle selten. Während die Otter oder Affen am Tag “Ballett machen”, bewegen sich Faultiere eher in der Nacht. “Aber die Tiere sind daran gewöhnt, nur wenn es knallen würde, wenn es also ein ungewöhnliches Geräusch gibt, werden sie nachts munter.”

Morgens sind die meisten dann wieder wach und lauern drauf, dass ein neuer Tag mit Michael Ernst und seinen Mitarbeitern beginnt.

Info: Wie für alle anderen Tiere auch, sucht der Zoo für die Sunda-Gaviale nach wie vor Paten. “Pro Tier kann es mehrere Paten geben, durch die Patenschaft erhält man ja keinen Besitzanspruch auf ein Tier. Der Pate hilft mit seiner Unterstützung am Ende allen Tieren, da das Geld für alle verwendet wird”, informiert Michael Ernst.

www.zoo-leipzig.de

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