Eine Mangrove ist kein Obst, was es zu kaufen gibt. In einer Mangrove lebt man - so wie der Mangroven-Pfeilschwanzkrebs. Seit 60 Millionen Jahren hat sich dessen Erscheinung nicht verändert, für manche ist er daher ein lebendes Fossil, wenn nicht sogar ein Erfolgsmodell der Evolution.

Der Mangroven-Pfeilschwanzkrebs taugt nicht zu einem Zoo-Liebling á la Eisbär Knut oder Opossum Heidi. Die Emotionen, die er bei den Besuchern weckt, sind dafür einfach zu sehr an Gleichgültigkeit angelehnt. Man sieht ihn erstens viel zu selten, von seinem hufeisenförmigen Körper ragen oft nur die Schwänze aus dem Sand. Und zweitens hat dieses Tier nichts, was die Herzen der Menschen erweichen könnte, am allerwenigsten einen Hunde-, Bären- oder Opossum-Silberblick. Doch sollten bei Tieren nicht auch die “inneren Werte” zählen?

Nicht, dass man wüsste, dass der Pfeilschwanzkrebs besonders gutherzig ist und sich für jeden Freund einsetzt, aber er ist vor allem eins: treu – zuallererst seinem Körper. Seit 60 Millionen Jahren hat sich dieses Tier nicht verändert, wird deshalb oft genug als lebendes Fossil bezeichnet. Gondwanaland-Leiter Michael Ernst kleidet sein Urteil in andere Worte: “Für mich ist dieses Tier ein Erfolgsmodell der Evolution.”Sechs Stück hat er in seiner Tropenerlebniswelt, sie verstecken sich regelmäßig in ihrem Becken im Vulkanstollen. Manchmal kommen Besucher aufgeregt zu ihm oder einem seiner Mitarbeiter und berichten, dass einer der Krebse rücklings im Becken liegt. “Das ist allerdings kein Grund zur Panik, die schwimmen einfach in Rückenlage.” Mit Krebsen haben die Tiere übrigens auch wenig zu tun, woher auch immer sie diesen Namen haben.

In ihrer Heimat Südostasien werden diese Tiere gejagt und verspeist, obwohl sie giftig sind. “Aus Thailand sind zahlreiche Vergiftungen durch den Verzehr bekannt, die Tiere sondern dabei als Gift Tetrodoxin ab, dasselbe Gift wie der Kugelfisch”, so Ernst, dem Tiere nicht durch Jäger, sondern bei der Häutung abhanden kommen. “Die Häutung ist immer eine schwere Sache, weil sich die Tiere komplett auspellen, da kann ein Stück Haut schon mal hängenbleiben.”

Selten kann dem Tier dann geholfen werden. “Wir sind nicht immer bei den Tieren. Wenn wir es sehen, leiten wir natürlich entsprechende Schritte ein.” Doch die Häutung ist für die Tiere in freier Wildbahn nicht das einzige gefährliche Manöver. “Diese Tiere haben so viele Feinde, dass sie immer Gefahr ausgesetzt sind.” Greifvögel schnappen sich die Krebse genauso gern wie Warane, auf die die Tiere beim Landgang treffen können. “Selbst von den Eiern überleben im Schnitt nur sehr wenige, die treiben in Millimetergröße durchs Meer.”

Im Gondwanaland sind sie zumindest von ihren Feinden weit entfernt und können hier auch in Ruhe ihre Nahrung zu sich nehmen, aber das geschieht auf eigenwillige Art und Weise. “Wenn die Nahrung von oben hereingegeben wurde und auf den Boden gesunken ist, setzen sich die Tiere darauf, wirbeln Sand auf und dann ist das Futter weg. Wir nehmen daher an, dass sie es gefressen haben”, schmunzelt Ernst, der mit seinem Team regelmäßig darauf achten muss, dass die Wasserparameter stimmen. “Vor allem der Jodwert ist für die Häutung wichtig, die Temperatur sowieso. In der Haltung sind sie daher ziemlich anspruchsvoll.”

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