Nur eine Minderheit der Bundesbürger glaubt wirklich, dass permanentes Wachstum die Grundlage unserer Gesellschaft sein kann. Die Ressourcen der Erde sind endlich. Manches Wachstum ist geradezu eine Katastrophe. Aber wie kann eine Gesellschaft aussehen, die sich nicht in rasendem Tempo ihrer eigenen Grundlagen beraubt? - 2014 wird das in Leipzig auf einer außergewöhnlichen Konferenz zum Thema.

Die vierte internationale “Degrowth”-Konferenz wird nächstes Jahr in Leipzig veranstaltet. Die Konferenz, welche zuvor in Paris, Barcelona und Venedig stattfand, wird Anfang September 2014 ausgerichtet. Die Organisatoren erwarten zwischen 500 und 1.000 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis.

Prof. Dr. Sylke Nissen von der Universität Leipzig betont die internationale Bedeutung der Veranstaltung: “Die Konferenz wird den Debatten über Wirtschaftsmodelle ohne Wachstum ein Forum mit internationaler Aufmerksamkeit bieten. Ein zentrales Thema wird dabei sein, wie ökologische Nachhaltigkeit mit sozialer Gerechtigkeit verbunden werden kann.”

Jana Goldberg von Transition Town Leipzig freut sich auf den positiven Effekt für die Stadt: “Durch die ?Degrowth’ werden sich nicht nur viele lokale Projekte vernetzen, sondern sicher auch viele neue Ideen entstehen und dann in Leipzig und Umgebung umgesetzt.”

Bei der Konferenz soll jedoch nicht nur über die Gesellschaften der Zukunft geredet werden, die Veranstaltung selbst soll ein Beispiel dafür sein. So ist unter anderem geplant, vegetarisches und ökologisches Essen von lokalen Initiativen zu beziehen und dass Kinder die Konferenz mitgestalten können. Neben der Wissenschaft sollen auch nachhaltig und sozial wirtschaftende Projekte, soziale Bewegungen und politische Aktivistinnen und Aktivisten angesprochen werden. Wichtige Bestandteile der Konferenz sind zudem Kunst, Musik und Tanz.

Leipzig als geschrumpfte Stadt sei für die Veranstalter der perfekte Ort für die Konferenz, erläutert das Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. – Die vielen Brachflächen und leerstehenden Häuser Leipzigs würden seit Jahren auf vielfältige Weise mit neuem Leben gefüllt. Projekte wie Reparier-Cafés, gemeinschaftliche Gärten und der Erhalt abrissbedrohter Häuser seien Beispiele für eine Wirtschaftsweise, die nicht das Geld, sondern Mensch und Natur in den Vordergrund stellt.

Zugleich seien in Leipzig jedoch Prozesse der Gentrifizierung unübersehbar. Diese Ambivalenzen böten eine spannende Kulisse für die vierte Internationale Degrowth-Konferenz.

Die erfolgreiche Bewerbung für die Konferenz mit dem Titel “Degrowth for Ecological Sustainability and Social Equity” wurde vom deutschsprachigen Netzwerk Wachstumswende eingereicht. Partner waren dabei die Universität Leipzig, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das DFG-Forschungskolleg “Postwachstumsgesellschaften” der Universität Jena und das Konzeptwerk Neue Ökonomie. Die Veranstaltung wird unter anderem unterstützt von Friedrich-Ebert-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Anstiftung & Ertomis und dem BUND.

Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V.: www.konzeptwerk-neue-oekonomie.org

www.degrowth.org

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