Die Büschelmaschen sind das Geheimnis. Nicole Orbeck arbeitet aus den beigefarbenen Faden mehrere Maschen heraus, die dann zusammengefügt werden. Mit dieser Technik gewann sie am vergangenen Samstag den Leipziger Ausscheid zur Häkel-Weltmeisterschaft und wird die Stadt beim Wettbewerb am 2. Februar 2014 im fränkischen Zirndorf vertreten. Die Aufgabe bestand darin, ein Knäuel Wolle so schnell wie möglich zu einer Mütze zu häkeln.

Egal welche Technik und egal, ob die Mütze fertiggestellt wird oder nicht. “Wenn der Faden so kurz ist, dass er vom Finger rutscht und keine neue Masche mehr gemacht werden kann, dann ist Schluss”, erklärt Orbeck. In zwölf Minuten und 19 Sekunden gewann sie den überschaubaren Wettbewerb gegen vier Konkurrentinnen. Der Ausscheid fand im Haus der Matthäus-Gemeinde in Schönefeld statt. Sekunden eher fertig als Orbeck war Hai Nguyen. Sie häkelte aber außer Konkurrenz. Denn die aus Vietnam stammende Leipzigerin ist amtierende Häkel-Weltmeisterin. Mit einer Zeit von acht Minuten und 25 Sekunden ging sie im vergangenen Jahr als Siegerin aus rund 70 Teilnehmern hervor und ist für die diesjährige WM bereits gesetzt.

Ngyuens Ehemann, Karsten Tran, hatte den Leipziger Ausscheid organisiert. “Im vergangenen Jahr fand dieser in einem Geschäft im Paunsdorf Center statt”, erzählt er. In diesem Jahr wollte kein Geschäft die Veranstaltung ausrichten. “Dabei ist es doch ein geringer Aufwand”, wunderte sich Tran und brachte den Ausscheid bei der Schönefelder Matthäus-Gemeinde unter. Hier häkelt seine Frau donnerstags beim Strickcafé, welches Gemeindepädagogin Marike Wolf ins Leben gerufen hat. “Eltern können ihre Kinder mitbringen und immer von halb vier bis fünf Uhr nachmittags die Zeit mit Handarbeiten verbringen”, erzählt Wolf.
Die Häkel-WM fand im vergangenen Jahr zum ersten Mal statt. Im Grunde ist es ein Werbegag des Wollherstellers “myboshi”, erfreut sich aber regen Interesses. Sowohl zur WM als auch zum Ausscheid darf nur mit Wolle der besagten Firma und nur Mützen gehäkelt werden. Der Wollproduzent ist mit Mützen aus einfachen Garnen in grellen Farben bekanntgeworden, die besonders unter Männern beliebt sind.

Hai Ngyuen hat zum Probelauf in Leipzig eine solche sogar fertigbekommen. Ihre jüngste Tochter hat sie sich sogleich aufgesetzt. Ngyuen selbst und alle ihrer vier Kinder tragen gehäkelte Oberteile. “Bei vier Kindern gibt es immer viele Anlässe zur Handarbeit”, sagt sie. Auch Nicole Orbecks acht Jahre alter Sohn ist ausstaffiert: “Mit Mütze und Schal”, sagte sie und zeigt eine Noppen-Mütze mit Rentiermuster. Orbeck hat ihre Häkel-Bestzeit vom vergangenen Jahr – rund zwanzig Minuten – unterboten. Und dafür geübt. “Etwa jeden zweiten Tag habe ich gehäkelt und die Zeit gestoppt”, so Orbeck. Gut möglich, dass sie und Ngyuen sich zur Häkel-WM ein Duell unter Leipzigerinnen liefern werden.

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