Auch nach dem Ausscheiden Uwe Schwabes bleibt die Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ ein wortgewaltiges Gremium. Für die verbleibenden Vertreter in der Initiativgruppe hat jetzt deren Sprecher Michael Kölsch eine Stellungnahme versendet, in der der Abgang von Uwe Schwabe bedauert wird. Aber irgendwie sieht man sich doch auf dem richtigen Weg.

Den Weg aber hatte Uwe Schwabe in seiner Stellungnahme gar nicht kritisiert. Das Problem hatte er mit der Umsetzung. Denn was gut gemeint ist, muss nicht auch gut gemacht sein.

Trotzdem zeigt sich Kölsch überzeugt, dass man mit dem Lichtfest auch die jüngeren Jahrgänge erreicht, die die Friedliche Revolution nicht mehr erlebt haben.

“Für die angestrebte Kontinuität des Erinnerns kommt dem Generationswechsel in unserer Stadtgesellschaft ebenso wie der breiten gesellschaftlichen Verankerung des 9. Oktobers auf Seiten der Organisatoren der Gedenkfeierlichkeiten besondere Bedeutung zu”, schreibt er. “Es ist nachvollziehbar, dass Menschen, die 1989 auf dem Leipziger Ring demonstrierten und dabei Freiheit und Gesundheit aufs Spiel setzten, einen anderen, emotional stark aufgeladenen und von konkreten Erfahrungen geprägten Zugang zum Herbst 1989 haben, als die Nachfolgegenerationen. Ziel der Initiative ist es, diesen Menschen Raum für individuelles Erinnern und die Auseinandersetzung mit dem Herbst 1989 zu geben, insbesondere aber auch jüngere Menschen durch die das Lichtfest kennzeichnende künstlerische Auseinandersetzung mit der Friedlichen Revolution für aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen zu sensibilisieren und ihr Geschichtsbewusstsein zu stärken.”

Genau das aber hat in den letzten drei Jahren nicht mehr funktioniert. Die Bühne wurde immer mehr zur Show-Bühne, die immer mehr den Formaten “bekannt aus Film und Fernsehen” ähnelten und sichtlich keine Emotionen mehr im Publikum auslösten – weder bei den älteren noch bei den jüngeren Besuchern des Lichtfests.

Die blieben dann einfach weg und die Teilnehmerzahlen sanken rapide.

Dass man in der Intitiativgruppe selbst das dumme Gefühl hat, dass man da auf Abwege geraten ist, gibt Kölsch selbst zu, wenn er schreibt: “Angesichts seiner Kritik am Lichtfest einerseits und der Bedeutung seiner Person und seines Einflusses in der Initiative andererseits ist es bedauerlich, dass Uwe Schwabe gerade jetzt die Initiativgruppe verlässt. Ist diese doch derzeit damit befasst, sich zu grundsätzlichen Fragen einer lebendigen Erinnerungskultur zu verständigen und aus dieser Debatte neue Impulse für das öffentliche Gedenken an die Friedliche Revolution in Leipzig am 9. Oktober abzuleiten.”

Man könnte es auch so schreiben: Das Lichtfest ist in Stereotypen erstarrt. Von einer “lebendigen Erinnerungskultur” konnte die letzten Male keine Rede mehr sein.

Aber so richtig ernst will man Uwe Schwabes Warnung nicht nehmen. Der Grund ist vermutlich die schiere Größe der Gruppe, in der viele Leute mitreden, die den direkten Bezug der einstigen Bürgerrechtler nie hatten und auch nicht haben. Da redet man sich dann auch die jüngere Entwicklung schön.

Mit den Worten von Michael Kölsch: “Grundsätzlich jedoch hat sich dieser Dreiklang seit vielen Jahren bewährt, weil es mit den sehr unterschiedlichen Formaten gelingt, auf differenzierte Weise an die historischen Ereignisse vor 29 Jahren anzuknüpfen und weil deren Verschiedenartigkeit unterschiedlichste Bevölkerungs- und Altersgruppen anspricht.”

Die “unterschiedlichsten Bevölkerungs- und Altersgruppen” bleiben am 9. Oktober zunehmend lieber zu Hause, weil sie das ihnen Dargebotene nicht mehr als ihr Fest und ihren Feiertag verstehen. Die emotionale Beziehung ist verloren gegangen. Da hilft dann auch der Wunsch nicht, Uwe Schwabe möge doch zurückkommen.

“Alle Mitglieder der Initiativgruppe, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter oder ihrer heutigen Funktion, setzen sich für das Erinnern an die Friedliche Revolution und deren Bedeutung für unsere Gesellschaft heute in gutem gegenseitigem Einvernehmen und mit Leidenschaft ein und würden es sehr begrüßen, wenn Uwe Schwabe zu gegebener Zeit seinen Austritt überdenkt”, schreibt Michael Kölsch. “Er ist im Kreise der Mitglieder der Initiativgruppe mehr als willkommen.”

So, wie es jetzt aussieht, wird er in diesen Kreis ganz bestimmt nicht zurückkehren. Die Meldung lautet tatsächlich: “Houston, wir haben ein Problem!”

Die komplette Meldung der Initiativgruppe.

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