Ha! Da tobt der Michel, dass Herkules erzittert. Gib mir mein Geld zurück, du griechischer Betrüger dröhnts aus dem Thüringer Wald Richtung Mittelmeer und Volksverräter aus den hohlen Hirnen gen Berlin. Und wenn der Finger verdorrt - irgendwo muss man doch wenigstens hinzeigen können, wenn man keine Ahnung hat. Denn die im Dunkel, die sieht man nicht.

Mit dem Bildungssystem steht es schlecht im Land. Sehr schlecht, wenn man die Kübel an geistigem Unrat in den Foren und Kommentarspalten so liest. Diese Drecksgriechen – raus aus der EU (Zitat eines unbekannten Vollidioten), soviel Olivenöl kann man doch gar nicht saufen, wie die uns schulden (die witzige Variante seines geistig ebenso armen Bruders).

Mal kurz ein paar Fakten und eine Frage – sofern die im teutonischen Lärm aus dem Dickicht noch gehört wird (ab hier können also stramme Bildleser die Lektüre einstellen). 65 Milliarden haben – nein nicht die Griechen selbst, sondern ihre Elendsverwalter an der Ägäis bislang erhalten. Rund 37 Milliarden waren davon schneller weg, als man Heureka rufen kann. Schuldentilgung unter anderem gegenüber hoch involvierten Banken, die sich mit Beginn der Krise rasch mit Staatsanleihen überfressen haben. Auch deutsche – aber das muss man ja nicht mehr wirklich erwähnen. Das Geld kam natürlich in Form von neuen Krediten, 17,9 Milliarden davon vom IWF. Der Rest sind Garantien und in Aussicht stehende Gelder.

Parallel dazu passiert etwas Einfaches: wer unter den Griechen überhaupt noch Geld hat, schafft es, statt endlich Steuern zu zahlen, flugs nach Deutschland, um sich in Berlin ein Haus zuzulegen. Insofern sind das die Kumpels eines jeden Steuerbetrügers, der sich zum Beispiel aus der Pfalz Richtung Schweiz aufmachte. Hier sind sie gern gesehen, die Erfinder der Demokratie – die Makler freuen sich und können wieder mehr Steuern zahlen. Derweil rauscht das Bruttoinlandsprodukt zu Hause in den Keller, die Produktivität im Lande sinkt, die Griechen verlieren ihre Arbeit – diese Schweine.

28 Milliarden haben die attischen Landesverweser derzeit zur Verfügung, ganz sicher nicht ausschließlich für einen Umbau der griechischen Wirtschaft. Da werden noch einige weitere Kredite fällig und die KfW-Bank bekommt ja mittlerweile auch schon ordentlich Zinszahlungen in mehrstelliger Millionenhöhe. Für alle oberhalb der Wasserkante eigentlich ein gutes Geschäft, jemanden Ertrinkenden am Arm zu halten.

Nur nicht für die Griechen – die haben einst Goldman-Sachs geglaubt, als sie gemeinsam mit ihnen die Handelsbilanzen schön gerechnet haben um in die EU zu kommen. Das hat man nun davon, wenn man Banken vertraut. Man wird zum “guten Kunden”, der zahlt und zahlt und zahlt.

Kann sich noch irgendwer daran erinnern, wie wir gemeinsam mit den Griechen die Banken gerettet haben? Das hat man dann davon. Und darf weiterhin im Griechgang die im Dunkeln füttern.

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