Seit ich diese erfrischende Jahrestotschlag-Rede (10mal!!!) meiner durch mich ungewählten KanzlerIn gesehen habe, geht mir ein Synonym für schwer Bekömmliches nicht mehr aus dem Kopf. Die "Backwurst" - vorne Back und hinten Wurst.

Die Presse müht sich redlich nun an ihrer statt aus dem siebenminütigen Schwurbelmulch noch einen Resterkenntnissatz zu ziehen. Wichtiger Grundtenor: Sie hat es in diesem Jahr noch schwerer, als im letzten. So ist das, wenn man ständig ohne gemachte Hausaufgaben in die Schule kommt. Und die rechten Mörder sind vorgekommen – Hurra! Fukushima – Yipieh! Arabischer Frühling und das wir jetzt 7 Milliarden Menschen sind – Laola-Welle, Tröööt und eine Umarmung mit dem Nebenmann. Und das alles verteilt auf die anderen Füllsätze in nur knapp einer Minute!

Den Rest der Zeit gab’s die übliche Schuldenkrise als Chance, den Euro als Geschichtsstunde am Geldautomaten und einer Pastorentochter würdig ohne das Wort selbst zu nutzen – die Moral. Die man sich natürlich von den Arabern abkucken könnte, dachte ich kurz. Aber – Vorsicht ist die Mutti der Porzellanverglasung am Gebetstisch, die Kinder könnten das falsch auffassen. Die Biegung nahm es dann doch nicht. Wahrscheinlich gestrichen, wegen der Sicherheit.

Dafür noch mehr Euro, der uns das Leben einfacher machte und tata! eben jene Sicherheit. Überhaupt – die ist doch das Wichtigste, die Sicherheit. Und der Arbeitsplatz, den gabs auch. Also für alle, auch wenn die Tricks der versteckten Arbeitslosen in der Statistik gerade wieder Thema sind. Deshalb vielleicht noch die Drohung hinterher, es würde im kommenden Jahr schwerer als in diesem. Ich habe mit Mühe Louis de Funès aus meinem Kopf vertrieben (Nein! Doch! Ohhh!)

So bleiben alle fleißig und fangen nicht an arabisch zu lernen.

Seltsam eigentlich nur, dass sie es in diesem Jahr schon nötig hatte, unmittelbar danach den Soldaten und Polizisten zu danken, die für unsere Sicherheit sorgen. Oder war das noch so eine Drohung?

Entscheidend hingegen ihr Dank an die Ehrenamtlichen und Engagierten im Land, die für das Fortbestehen von so etwas wie Zivilgesellschaft tagtäglich einstehen (während andere zunehmend Angst haben, mit den gefüllten Taschen schwimmen zu gehen). Da hats mich ganz kurz fast in den Zwischenraum ihrer gefalteten Händchen und des ständig benutzten Kollektiv-Wir gezogen. Beim zehnten Durchlauf fiel mir dann endlich der Name wieder ein – Uli Keuler!

Weshalb das Schlusswort heute eben diesem schwäbischen Kabarettisten gebührt, der schon vor Jahren in einem Programm einen Chef anlässlich des jährlichen Betriebausfluges diese Worte an die Belegschaft richten ließ: “Wir haben in diesem Jahr Idealismus und Gewinn redlich miteinander geteilt. Und ich darf ihnen jetzt schon zurufen, behalten Sie den Idealismus auch im nächsten Jahr. Wir gehen schweren Zeiten entgegen. Und ich denke jetzt nicht an mich, sondern nur an Sie …, wenn ich sage, dass Opfer gebracht werden müssen.”

Anschließend geht die Fahrt im Chaos unter. Allemal besser als Backwurst.

Statt zur Kanzlerin also vielleicht lieber zu Uli Keulers Spendenaufruf für Finanzjongleure (Youtube). Uli Keuler “Spendenaufruf”

Ansicht vergrößern

Präsentiert von:

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar