Hat sich was mit tanken! Schluss! Aus! Protest! So kann man mit mir nicht umgehen - diese miesen Ölmultis! Dreckspack dreckiges! Und nun stolpern Norbert und das Heideröslein auch noch über die ganzen Solar-Lobbyisten, die sich da in den Weg werfen bei der Energiewenderei hin zum nachweislich sauberen Atomstrom, während mich meine Kanzlerin angeblich fragt, wie ich morgen leben will?

Natürlich weiter so, wie bisher!

Mit 180 über den Asphalt, wenns kalt ist schön zum Bäcker tuckern und am Wochenende ne gemütliche Ausfahrt zum Landschaft gucken. Im Winter bei 30 Grad im Wohnzimmer die verschneite Straße heizen und mindestens fünf gebratene Industrietauben täglich fressen.

Ich habe schließlich Ansprüche, das steht mir zu!

Und wenn die Preise weiter steigen – ja dann tank ich eben mal einen Tag nicht, hab ja am Vortag ordentlich aufgefüllt – könnte immerhin sein, ich hab morgen noch mal Lust auf Protest. Und ich nehme die Treppe statt des Fahrstuhls und wenn ich dann am Abend von der vielen ungewohnten Bewegung und den unangenehmen Sozialkontakten in der Assi-Tram ermattet zu Bett sinke, bleibt der 3.000-Watt-Baustrahler auf dem Nachttisch aus. Ja – ab und zu verzichte ich eben auf meine Gesichtsbräune, wenns hart auf hart kommt.

Die mach ich fertig, aber sowas von!

Ich habe wirklich genau die Regierung, die ich mir immer gewünscht habe. Eigentlich bin ich glücklich. Denn sie achtet sehr darauf, dass ich das alles noch bis zu meinem rentenkassenverträglichen Frühableben unverändert wenn auch stetig teurer genießen kann. Für Kinder ist eh keine Zeit mehr – also was kratzt es mich oder die ungeborenen Schnickenfittichs? Nach mir die Sintflut. Ich selbst wohne ja auf einem kleinen Hügel, tief im Festlandbereich und ein Zimmerchen für die Hamburger Einwanderer findet sich – meine Stadtrandvilla wird ja dann frei.

Also – was geht mich fremdes Elend an – ich hab genug eigene Probleme. Und wehe, mir kommt jetzt noch jemand mit Umweltschutz. Ökoterroristen, hysterische – sollen doch in den Iran zu ihren Freunden gehen.

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