Jule Nagel (Stadträtin, Die Linke): Dass Die Linke Schützenhilfe vom grünen OBM-Kandidaten bekäme, wäre unnötig und ist falsch. Denn Die Linke fordert nicht die Absetzung des Jugendamtsleiters. Abseits der (wahl-)politischen Debatte, forderten die beiden JugendpolitikerInnen Rüdiger Ulrich und Juliane Nagel eine sachgerechte und kritische Fehleranalys in Bezug auf das Vorgehen des ASD und weiterer beteiligter Hilfe-Instanzen.

Nur so kann eine fachliche Aufarbeitung des möglicherweise fehlerhaften Handelns gelingen. Die populistisch vorgetragene Forderung, dass Köpfe rollen sollen, verhindert die fachliche Aufarbeitung möglicherweise fehlerhaften Handelns der zuständigen Stellen. Es ist schade, dass die Leipziger Internetzeitung nun doch in die unsachliche Debatte einstimmt, die von der Leipziger Volkszeitung mit der Frontfigur das Polizeipräsidenten und CDU-OBM-Kandidaten Horst Wawrzynski vor wenigen Tagen neu entfacht wurde.

Noch trauriger ist allerdings, dass die sensiblen Themen des Umgangs mit schwierigen Kindern und Jugendlichen einerseits, der tragische Tod einer Mutter und ihres Kindes andererseits rigoros für Wahlkampfzwecke ausgeschlachtet werden.

Ja, das Amt für Jugend, Familie und Bildung samt Leiter haben Fehler gemacht, z.B. indem sie sehr zögerlich zur Problemanalyse übergingen und die zuständigen Gremien des Stadtrates zu spät und nicht von sich aus informiert haben (im Fall der so genannten Kinderbande steht dies noch aus).

Auch der immense Druck zu sparen tritt in den defizitär erfolgten Interventionen in den Fällen “Gohlis” und “Kinderbande” zu Tage. Dafür trägt die Amtsleitung aber nicht die alleinige Verantwortung, wie Ralf Julke mit Verweis auf den Finanzbürgermeister Torsten Bonew ganz richtig anführt. Hier fehlt allerdings noch der Verweis auf das Land, das gerade im Kinder- und Jugend- sowie im sozialen Bereich auf Kosten der kommunalen Haushalte spart.

Nicht zuletzt müssen die Folgen der Umstrukturierung des ASD endlich kritisch in den Blick genommen und Veränderungen diskutiert werden. Die offenkundigen Probleme wurden sowohl von Sozialdezernent Fabian als auch von Amtsleiter Haller viel zu lange gedeckelt.

Das Sozialdezernat gehört nicht aufgelöst. Das “aufgeblähte” Amt für Jugend, Familie und Bildung braucht eine interne schonungslose Strukturanalyse und es braucht eine bessere finanzielle Ausstattung, die am tatsächlichen Bedarf orientiert ist. Die MitarbeiterInnen im Jugendamt benötigen Zeit und Ressourcen für Qualifizierung und Supervision. Dies einzuleiten liegt in der Verantwortung des Amtsleiters Haller.

Anm. d. Red.: In einer Pressemitteilung vom 27. September 2012 forderte die Leipziger Linken-Stadträtin Naomi-Pia Witte “Eine zeitnahe Ablösung des Jugendamtsleiters von seinem Posten ist nach meiner Auffassung dringend erforderlich.” und fragte “… wie viele Skandale um den Leiter des Leipziger Jugendamtes müssen wir noch erdulden, bis der wohl mit seinem Amt überforderte Haller abgelöst wird?”

Zum Melder von Naomi Pia Witte (Die Linke) vom 27. September 2012
Naomi-Pia Witte (Die Linke): Wie viele Leichen hat Herr Haller noch im Keller liegen?

Zum Artikel vom 3. Oktober 2012 auf L-IZ.de
Eine Stadt in der Krise (1): Muss Leipzigs Verwaltung nicht endlich nachhaltig reformiert werden?

Zum Artikel vom 3. Oktober 2012 auf L-IZ.de

Eine Stadt in der Krise (2): Leipzig braucht völlig neue Bürgermeister

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