Von Carsten Schulze (l-nv.de): Über Murmeltiere und Geräusche - Es stimmt mich freudig, dass zwar ungewollt, jedoch richtigerweise eine Debatte entsteht, die das sensible Thema des Fluglärms behandelt. Vielleicht ist die L-IZ selbst auch davon überrascht, doch die Qualität - so hoffe ich - wird eine andere sein, als übrige lokale Medien sie bieten. Herr Stefan Meier, beim ersten Lesen Ihrer Reaktion fühlte ich mich inhaltlich heraus gefordert, beim nochmaligen Lesen war ich nicht mehr sicher, ob mein Beitrag Ziel Ihrer Ausführungen war.

Denn irgendwie glaube ich, etwas anderes geschrieben zu haben und klingt es nach genau jenem Piff und Paff der immer gleichen Aussagen, die bisher nicht wirklich zu Erfolgen führten. Warum: Die Bahnverteilung soll, so verstehe ich das zumindest, für die überflogenen Bereiche eine Entlastung bringen. Die beiden Bahnen liegen rund 2 km versetzt, so dass es nahezu egal ist, wo geflogen wird, unten drunter ist es immer so laut wie die Flugzeuge laut sind. Der einzig gravierende Unterschied ist die Dauer des Rollens am Boden, und die damit verbundenen Geräusche, die unmittelbare Anlieger ertragen müssten.

Daher mein Fazit, dass diese Debatte nicht zielführend ist. Lärmschutzwände gehen nur bedingt nachzurüsten, da Einschränkungen wegen Sichtbeziehung von/zum Tower oder die Topografie schwer lösbare Aufgaben stellen. So in etwa habe ich auch das Resumee Faulenbachs verstanden. Der Bedarf zweier Bahnen und damit der Rollbrücken entsteht aus anderen Gründen.

Die Siedlungsdichte kann jeder qualifizieren Landkarte entnommen werden. Ganz klar habe ich beide Großstädte ausgenommen. Ein Vergleich mit anderen Ballungszentren offenbart, wie dünn das hiesige Dünn ist. Da reicht schon Dresden mit dem Elbtal. Einer der Gründe dafür heißt Braunkohle.

Zur Gleichverteilung habe ich etwas anderes geschrieben, als sie mir “vorwerfen”, es muss sich entweder um ein Versehen oder um ein weiteres Piff-Paff handeln.

Herr Bert Sander, Ihre Deutung meiner Überschrift legt ziemlich treffend die Finger auf wunde Stellen. Ja, wir reden oder schreiben über immer wiederkehrende Probleme, nächtliche. Die Metapher des Filmes ist inzwischen allgemein dafür stehend. Und, kritisch, wie ich gern mal bin, zielt dies in erster Linie auf die L-IZ! Von dem Magazin bin ich wesentlich umfassendere Betrachtungsweisen und Analysen gewohnt und zu den verschiedensten Themen freue ich mich auf neue Erkenntnisse von Redakteuren, die selten gewordene Vielseitigkeit und Tiefe der Betrachtungsweisen zum Stil gewählt haben.
Doch genau beim Thema Fluglärm tauchen immer wieder die gleichen Schemata auf. Einiges daran ist eben dem technischen Veränderungsprozess zufolge anders erklärbar, andere Zusammenhänge aus früheren Jahren sehe ich schlichtweg anders.

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Stellen wir die Frage doch mal andersherum: Was ist wem wie wichtig? Logisch, die Bürger haben einen Anspruch auf Schutz, den es einzufordern und durchzusetzen gilt. Dass dieses Einfordern durch nachträgliches Implementieren der Kurzabkurvung mehr als schwierig geworden ist, zeigt wie notwendig eine gründliche Betrachtung der Thematik ist. Denn ein Erfolg stellt sich doch erst oder viel eher ein, wenn die Argumente stimmen. Veraltete Mantras sind da kontraproduktiv, ein soeben auf die Homepages mehrerer Initiativen geworfener Blick macht deutlich, wie sinnvolle Ziele von ideologischen Motiven ausgebremst werden. Dass die DFS ihr eigenes Süppchen kocht, ist spätestens seit den Debatten um die neuen Flugrouten in Berlin bei der Bundespolitik angekommen.

Wie laut ist laut? Lärm wird gemessen und zur Vergleichbarmachung mit physikalischen Einheiten versehen. Trotzdem empfindet jeder Mensch Geräusche und Lärm anders. Vom nervenden Wecker-Ticken bis zum dröhnenden Düsenjäger ist je nach persönlicher Situaton alles unangenehm. Deshalb kommt es auch darauf an, wie nahe Menschen am Ort der Schallquelle sind. Güterzüge, bekanntermaßen als laut empfunden, fahren überall im Land auch nahe an Wohnhäusern vorbei. Auch ohne weiteren Schutz, eben im Bestand. Und stören. An der von mir genannten Strecke sogar im Minutentakt. Flugzeuge sind beim Start vielleicht lauter als so ein Zug, jedoch bereits an den ersten überflogenen Siedlungen so hoch, dass der Zug schnell einen “Lärmvorsprung” in der Belastung für Anrainer bekommt. (Leider ist das so, denn die Eisenbahn steht normalerweise für umweltfreundlichen Transport.)

Deshalb ist die Aussage, von mir dimensionslos benannt worden, weil sie zwar stimmt (Jet lauter als Zug), doch die Wirkung auf Menschen anders ist. Die Aussage eines Artikels, der auf Probleme hinweisen möchte, etwas bewirken möchte, Position bezieht, wird dadurch eben nicht stärker. Wer es selbst ausprobieren möchte, stelle sich des Nachts auf den Bahnsteig in z.B. Göttingen.

Die Herausforderung besteht eher darin, bei halbwegs realisitischer Sachlage Ansatzpunkte für das Durchsetzen von berechtigen Interessen zu finden. Mein Bezug zum heiligen St. Florian war also keine “Generalabrechnung”, sondern zeigt das Dilemma der Routendiskussion – egal wo es lang geht, immer wird jemand betroffen sein. Daraus können Forderungen von der Totalaufgabe des Flugbetriebes (zumindest keine Frachtflüge mehr) oder eben andere Konseqenzen erwachsen. Wie erfolgreich diese sind, ist eben auch qualitätsabhängig. Aus meiner Sicht entstehen bessere Argumente dadurch, dass man die falschen oder fragwürdigen weglässt.

Wenn Sie den täglichen Gruß an der Wand auf keinen Fall als Provokation, sondern einfach als Bild wahrnehmen und auch lesen, werden Sie schnell merken, dass die Verringerung von Lärm ein gemeinsames weil logisches Ziel ist. Die Sichtweisen unterscheiden sich sicher. Dennoch seien Sie unbesorgt, auch bei mir als ganz normalen Leipziger Bürger fliegen nachts (bei Westwind) laut Flugplan 25 Frachter drüber.

Anm. d. Red.: Wir empfehlen vor nochmaliger Einschätzung der Darstellungen der Leipziger Internet Zeitung in der thematischen und zeitlichen Breite wie Länge die Suchfunktion und die verlinkten Artikel (roter Kasten) zu nutzen oder/und zu lesen. Der älteste relevante Artikel dazu findet sich am 20.05.2005. Wir hoffen, dass sich sich in den zirka 500 Artikel, welche entweder die hier aufkommenden Fragen unter dem Stichpunkt “Flughafen” (siehe Suche) streifen oder direkt behandeln noch so manches finden lässt, was die Debatte, über welche wir uns ausdrücklich freuen, weiter befruchten kann.

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