Natürlich war ich dabei - auch wenn ich erst überlegte "schaust du dir es nicht einfach im TV an oder gehst du hin". Die Licht- Installationen der Künstler hatte ich schon am Vorabend in Teilen bei den Proben gesehen, man mag über die ein oder andere verschiedener Ansichten sein. Doch generell, auch dann am Tag direkt kann man diese als Positiv ansehen, auch wenn einem so die Gedanken kamen - weniger ist manchmal mehr. Was auch immer dies alles gekostet haben möge, erfährt man sicher nie im Detail.

Mein Weg führte mich nach einer überfüllten S-Bahn Anreise zum Markt, wo ziemlich viel Blau-Silberne Autos und Motorräder dies als Parkplatz nutzen. Wie viel Polizei wir doch haben im Freistaat, sonst sieht man sie doch selten. Dazwischen die schwarzen Limos der Damen und Herren, natürlich in höchster Motorisierung. Hatte man nicht einmal von Fuhrpark-Reduzierung gesprochen und Gedanken an die Umwelt geäußert?

Nunja – dachte ich mir, die Umwelt freute sich auch, denn eine Klimaanlage funktioniert nicht wenn der Motor aus ist, da muß man ab und zu mal den Motor anwerfen, denn es war gestern ja “warm”.

Die Feuerwehr war auch vor Ort, parkte auf der anderen Seite mit dem Fuhrpark – sogar mit eigenem Catering-Container incl. Bierzelt-Tischgarnitur. Natürlich brauchte es dafür auch einen extra LKW – was man so alles hat bei der Feuerwehr – aber besser sie ist da als nicht. Weiter zur Nikolaikirche, da stand es, das Kennzeichen: “0-1”, glaube es war ein A8 L 6.3 FSI W12 cod quattro tiptronic mit 500 PS. Ja, mitgefahren wäre ich auch mal gern um ein paar Fragen zu Themen der aktuellen Zeit zu stellen, die Sitze sind bestimmt bequem und man kann sich gut unterhalten.

Doch es sprangen komisch viele Leute mit dunklen Anzügen herum, scheinbar alle den identischen Schneider und alle hatten leider nur ein Mono-Kopfhörer an einem Ohr, dafür aber eine Sprachübermittlungs- Zentrale am Jäckchen hängen. Hinter der Kirche, es war ja alles durch “Menschliche Schutzketten” abgeriegelt, standen verdächtige viele schwarze Autos, mit äußerlichen baulichen Veränderungen – man muß ja alles beobachten können. Mir kam schon jetzt immer mehr der Gedanke, ging es hier nicht um Freiheit, doch es sollte noch besser kommen.

Auf zum Augustplatz, durch diverse Straßen, immer wieder diese silber- blauen Autos in allen Seitenstraßen. Doch ich sah bei den Rettungskräften auch eine schönen Bus “Mobile Rescue Team Leipzig” – noch nie gesehen, doch ich war beruhigt für den Fall der Fälle. Unterwegs sah ich auch ein nettes Fahrzeug, schwenkbare und ausfahrbare Webcam auf dem Dach, viele Antennen – ob es einen DVD-Recorder im Auto gibt oder die Live-Bilder direkt an die Zentrale übermittelt werden, wer weiß. Glaube letzteres wird der Fall sein.
Ab auf den Uni-Riesen – oder wie man das heute nennt, Panorama- Tower. Was erblickte mein Auge als erstes, auch hier wurde ich von den Herren Ordnungshüter beschützt, warum auch immer. Voll ausgerüstet, was man heute für Technik hat. Jetzt verstand ich auch, was sie da oben sollten, den Ausblick genießen natürlich.

Man konnte schön sehen, wie die schwarzen Limos die Stadt verließen, natürlich auf unterschiedlichen Wegen – immer mit einer Vielzahl von Blaulicht- Autos davor und dahinter – Schutz ist sicher wichtig, doch man kann es auch übertreiben.

Doch dann erblickte ich etwas Unschönes bei meinen Fotografien. Auf der Oper standen Männer in schwarz mit Sturmmaske und Reisegepäck – sicher inklusive Inhalt. Erst dachte ich mir, was machen die da – doch dann wurde es mir klar. Sie turnten munter auf dem Dach herum. Auf einmal schaute ich in Richtung “Alte Post”, auch kleine dunkle sich bewegende Personen, rings herum, auf jedem Gebäude. Vor der Auffahrt hatte ich schon auf dem Paulinum einen Mann links neben der Spitze gesehen, wo ich mir dachte was steht er da, wie kommt man da hin ohne Grund, ein Fensterputzer wird es ja wohl nicht sein.

Mir kam der Gedanke, totale Überwachung aus allen möglichen Richtungen und die Frage, was wollten, speziell die Herren in schwarz auf den Dächern in einem möglichen Fall den tun? Ihr Reisgepäck öffnen und es benutzen?Eigentlich ging und geht es um Freiheit – doch sollte wohl so sein. Diese empfand ich nicht, die Sondertruppen des Staates unterwegs, überall gefilmt und fotografiert mit Hightech- Ausrüstung. Dies passte nicht zum Motto und Grund der Veranstaltung, es erzeugte eher das gegenteilige Gefühl.

Dann ging es um den Ring – ob da nun 100 oder 200k waren, wer will dies zählen, wahrscheinlich die Kameras. Es war auf jeden Fall sehr voll, dies kann man sagen oder der Staat selbst. Indem er bei allen Mobil-Funkanbietern eine Abfrage macht wie viele Personen sich in den betreffenden Funkzellen zur Zeit befanden. Dies ist die ideale Auswertungsmöglichkeit, denn man weiß auch gleich wer, wo, wie und wann, gespeichert auf Lebenszeit.

Die Rückreise gestaltete sich äußerst schwierig, die S-Bahn hat den Test m.E. nicht bestanden. Jedoch muss man fair sagen – hätte sie auch nicht schaffen können. Negativ sei aber zu erwähnen, wenn da eine Panik ausgebrochen wäre, man darf nicht daran denken was hätte passieren können. Auf dem Hauptbahnhof Tief – ich habe den ganzen Tag fotografisch festgehalten – es war das Chaos. Sicherheitskräfte und Polizei mussten die Leute koordinieren und davon abhalten in die S-Bahnen zu kommen.

Denn diese waren schon übervoll wie eine Sardinen- Büchse. Nur das Problem die Bahnsteige auch. Es war absolut unübersichtlich – Platzangst durfte man nicht haben, die Leute beschwerten sind, was in so einer Situation nicht zuträglich ist, da sich immer mehr äußerten. Die Linien hatten alle Verspätungen, eine sogar 50min! Diese Leute waren entsprechend angespannt.

Ich stieg in die erst beste Bahn in die Gegenrichtung um am Bayerischen Bahnhof wieder auszusteigen, zu warten und wieder zurück zu fahren, sonst hätte es nur die zu Fuß nach Hause Lösung gegeben. Selbstredend füllte sich diese auf der Rückfahrt am Wilhelm Leuschner-Platz schon enorm, am Markt kam die Leute ebenfalls schon nicht mehr rein und ich sagte zu meiner Sitznachbarin, warten sie mal HBF tief ab, da werden die Leute nicht mehr reingelassen.

Warum man den Zugang zu den Bahnsteigen dann nicht einschränkt – sicher zu wenig Personal, doch man kann aus anderen Groß- Events lernen, bei welchen dann eine Massen-Panik schnell entstehen kann wenn Menschen in Unterführungen bzw. räumlich begrenzten Örtlichkeiten unterwegs sind.

Daher, alles in allem – ein Tag mit gemischten Gefühlen.

Zumal man bedenken muss, es waren sehr viele Touristen aus aller Welt zu Gast, verteilt in Hotels quer über die Stadt. Ich habe mit einigen gesprochen, woher kommen sie usw. Diese sind natürlich total überfordert – logischer Weise, wenn sie mit dem Heftchen und Prospektchen dastehen und nicht mehr vor und zurück wissen, weil sie erstmal lesen müssen und nur Main-/Central Station sehen.

Die Organisation von derartigen Groß-Events ist sicher keine leichte Aufgabe, doch man kann nicht die halbe Welt nach Leipzig einladen und einige Dinge vergessen und am Tag danach erklärt man alles für “TOLL”.

Nächstes Jahr sind 1.000 Jahre Leipzig – mal schauen.

Herzlichst, Ein Leser

Nachtrag der Redaktion: In sozialen Netzwerken kursieren derzeit weitere Bilder. Einige zeigen tatsächlich Gewehre in den Händen von maskierten Schützen auf verschiedenen Dächern am gestrigen 9. Oktober 2014 in Leipzig.

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