Nun soll sie gebaut werden - die erste Moschee in Leipzig, die auch so aussieht. An sich sollte dies ein völlig normaler Vorgang sein. Niemand kann in einem Staat, in dessen Verfassung Gott sei Dank die Meinungs- und Religionsfreiheit verankert ist, einer Glaubensgemeinschaft verwehren, ein Gotteshaus zu bauen. Im Gegenteil: Es ist sehr zu begrüßen, dass im Stadtbild sichtbar eine oder mehrere Moscheen errichtet werden.

Dadurch können Bürgerinnen und Bürger muslimischen Glaubens offen ihren Glauben leben und sich zum Gottesdienst treffen. Dass dieses möglich wird, sollte auch in unser aller Interesse liegen. Denn gerade diese Öffentlichkeit religiösen Lebens erleichtert es, die Diskussionen und Debatten zu führen, die zu führen sind – und dabei die Vorurteile und Ängste abzubauen, die sich in den jetzigen Protesten gegen den Bau regen.

Dabei versuchen im Moment auch Neonazis, das Bauvorhaben für ihre menschen-, ausländer- und religionsfeindlichen Attacken zu instrumentalisieren. Dem muss eindeutig und unmissverständlich widerstanden werden. Darum ist es mehr als bedenklich, dass sich mindestens ein Stadtrat der größten Rathausfraktion gegen den Bau der Moschee stellt. Zur Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen gehört, dass sie ihre religiösen Überzeugungen frei und ungehindert leben können. Alles andere würde auch unseren demokratischen und rechtsstaatlichen Verfassungsgrundsätzen widersprechen.

Dass alle diese zu respektieren haben, versteht sich von selbst. Dass in islamisch geprägten Ländern die Religions- und Glaubensfreiheit sich noch nicht durchgesetzt hat und in nicht wenigen dieser Länder Christen verfolgt werden, darf nicht dazu führen, dass wir in unserer Stadt dieses schändliche Verhalten kopieren. Gerade weil wir in einem freien Land leben, ist es zwingend, dass es in Leipzig neben dem Neubau der katholischen Propsteikirche auch bald eine Moschee und einen buddhistischen Tempel gibt.

Wir sollten froh und dankbar dafür sein, dass wir städtisches Zusammenleben unter Bedingungen gestalten können, die ein multikulturelles und multireligiöses Miteinander zulassen. Dazu gehört es, sich kennenzulernen und Berührungsängste abzubauen. Wir freuen uns jedenfalls, dass es zu diesem Bau der Moschee kommt. Und natürlich werden wir für diesen Bau spenden.

Christian Wolff, Pfarrer an der Thomaskirche
Britta Taddiken, Pfarrerin an der Thomaskirche

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