Zum Bericht aus Kreisen sorbischer Jugendlicher über Angriffe vermummter, offenbar der extremen Rechten zugehöriger Täter in der aktuellen Ausgabe der sorbischen Zeitung "Serbske Nowiny" erklärt Kathrin Kagelmann, für sorbische Angelegenheiten zuständige Lausitzer Abgeordnete der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag: Der Bericht, dass eine Gruppe rechtsextremistisch orientierter Jugendlicher aus Bautzen und Umgebung seit einiger Zeit gezielt zu Tanzveranstaltungen sorbischer Jugendlicher fährt, um sorbisch sprechende junge Menschen zu überfallen, stellt eine ganz neue Dimension von Gefahr dar nach den bekannten Serien von Kruzifix-Schändungen und Beschädigungen zweisprachiger Schilder.

So soll an drei Veranstaltungsorten in der Gemeinde Ralbitz-Rosenthal, aber auch u.a. in Ostro (Gemeinde Panschwitz-Kuckau) eine Gruppe von ca. 15 Leuten aufgetaucht sein, deren Masche darin bestehe, zunächst im Saal herauszuhören, wer sorbisch spricht, um dann die Betroffenen anschließend beim Verlassen des Veranstaltungsortes zu terrorisieren. Dabei fielen Beschimpfungen wie “Sorbenschweine” oder “Scheiß-Sorben”. Die Täter träten maskiert auf und wendeten auch Gewalt an.

Der Autor des Beitrags vermutet “organisierte Kriminalität”. Für mich persönlich ein Beispiel mehr, dass mit dem Ausscheiden der NPD aus dem Landtag das Problem mit Nazi-Umtrieben in Sachsen nicht vorbei ist, ja sich möglicherweise noch verschärft. Es ist ein ungeheuerlicher Vorgang, dass Jugendliche fast sieben Jahrzehnte nach Ende des Nazi-Regimes in Sachsen in ihrer Freizeit nur deshalb in Angst und Schrecken leben müssen, weil sie in ihrer slawischen Muttersprache sprechen.

Ich erwarte deshalb, dass der polizeiliche Staatsschutz, nachdem er seine Arbeit im Zusammenhang mit der sorbischen Demonstration gegen die Gefahr von Kaolin-Abbau am Wallfahrtsort Rosenthal eingestellt hat, was nach meiner Meinung ohnehin Zeitverschwendung war, nunmehr seine Energien auf die Ermittlung und Zurückdrängung von Gewalt gegen sorbisch sprechende Menschen konzentriert.

Es handelt sich allerdings um keine rein polizeiliche, sondern gesellschaftliche Herausforderung – dass Sorbischsprechen im öffentlichen Raum eine erwünschte Selbstverständlichkeit ist, müssen alle politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen viel offensiver als bisher vertreten. Auch für im Alltag leider nach wie vor nicht ausgestorbene Sprüche wie “Hier wird deutsch gesprochen!” gegenüber Sorbinnen und Sorben muss gelten: null Toleranz!

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