Selbst die Kinder machen sich in Leipzig Gedanken, wie man die Hitze in der Stadt senken kann. Und besonders heiß ist es an Hitzetagen in der City und auf dem Markt, der komplett versiegelt ist und bis auf eine schöne Weinranke auch über kein Grün verfügt. Deswegen dachten sich die Kinder aus dem Hort der Grundschule in der Gießerstraße beim jüngsten Leipziger Kinderkongress, dass man den Markt doch einfach mal begrünen könnte.

Dann gäbe es hier schattiges Laub, es wäre angenehmer, hiet zu sitzen. Und die Luft wäre auch besser. Am 17. Dezember kam ihre Petition in die Ratsversammlung. Oder besser das, was davon übrig blieb.

Denn das Stadtplanungsamt hatte zuvor recht ausführlich erklärt, dass man auf dem Leipziger Markt praktisch gar nichts pflanzen kann. So hat es dann der Petitionsausschuss auch in seine Beschlussvorlage übernommen.

„Grundsätzlich ist zur Information festzuhalten, dass zwischen der Tunneldecke der Station Markt des City-Tunnels und der Oberkante der Marktplatzpflasterung nur ca. 1 m Abstand ist. Zudem ist der Markt in gebundener Bauweise ausgeführt, d.h. das Pflaster ist mit dem Untergrund fest verbunden, um die Belastungen durch Veranstaltungen aller Art zu ermöglichen.

Der die Marktplatzfläche umlaufende Seitenraum mit Fahrbahn und Gehweg nimmt außerhalb des City-Tunneltroges alle für die Innenstadt notwendigen Versorgungsleitungen im unterirdischen Bauraum auf. Was oberflächlich wie eine leere und verfügbare Platzfläche aussieht, steht im Gegensatz zum vollgepackten unterirdischen Bauraum, der bei der Prüfung berücksichtigt werden muss.

Aus diesen Gründen wird auch die Integration von blauen Elementen (Brunnenformen jeglicher Art) direkt auf der Marktplatzfläche inklusive notwendiger Brunnenstube insbesondere im Bereich des Bauwerkes City-Tunnel als technisch mit hohem Aufwand bis kaum realisierbar eingeschätzt.“

Verschiedenes Grün? Wohl nicht möglich

Dabei hatten sich das die Kinder in ihrer Petition so schön gedacht: „Die Stadt Leipzig wird beauftragt, den Marktplatz mit Begrünung auszustatten. Dabei ist zu beachten, dass verschiedene Begrünungsarten miteinander kombiniert werden, die auch einen unterschiedlichen Grad an Pflege bedürfen.“

Es klingt so einfach. Aber der Nutzungsdruck auf und unter dem Markt ist so groß, dass ausgerechnet für eine Begrünung kein Platz mehr da ist. Das hat das Stadtplanungsamt den Kindern so auch erklärt. Sie werden also nicht allzu überrascht gewesen sein, wie die Abstimmung dann am 17. Dezember ausging, wo sie tatsächlich auf der Tribüne saßen und der Abstimmung folgten.

„Im Rahmen dieses Verwaltungsstandpunktes wird darüber berichtet, dass das Stadtplanungsamt am 23.06.2025 im Hort der Grundschule Gießerstraße war – rechtzeitig vor dem Beginn der Sommerferien. Die Petition wurde von Kindern der dortigen 4. Klassen verfasst, die mit Beginn der Sommerferien die Grundschule verlassen haben und inzwischen auf weiterführende Schulen verstreut sind.

Das Stadtplanungsamt hat im Hort der Grundschule einen Vortrag über die Geschichte des Marktes, seine Funktion, Nutzung und Bedeutung gehalten und es wurde über die Möglichkeiten einer mobilen Begrünung mit allen Vor- und Nachteilen sowie Zwangspunkten mit den Kindern gesprochen. Dabei wurde den Kindern auch übermittelt, was verwaltungstechnisch mit einer Petition passiert und wo sie sich über den Ausgang ihrer Petition im Internet informieren können, auch wenn sie nicht mehr an der Grundschule in der Gießerstraße sind.“

Vielleicht ein paar mobile Pflanzgefäße

Blieb eben trotzdem die Frage: Kann die Stadt der Petition in irgendeiner Weise trotzdem folgen? Das ist zumindest möglich – mit mobilen Pflanzelementen. Eine Idee, die auch Grünen-Stadträtin Katharina Krefft sympathisch fang.

In der Formulierung der Beschlussvorlage: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Möglichkeit der Begrünung des Marktplatzes durch mobile Pflanzgefäße, unter Berücksichtigung der Veranstaltungsnutzungen, der technischen Rahmenbedingungen und der denkmalrechtlichen Belange zu prüfen und das Ergebnis, verbunden mit einem Entscheidungsvorschlag, dem Stadtrat vorzulegen.“

Das nennt man wohl den Spatzen in der Hand. Ob es dann tatsächlich zur Aufstellung von Pflanzkübeln kommt und wann das vielleicht der Fall sein wird, ist völlig offen, wie die Verwaltung selbst formulierte: „Anfallende Kosten im Rahmen der Prüfung werden innerhalb der vorhandenen Budgets gedeckt. Über die Herstellung inkl. Finanzierung ist einer separaten Entscheidungsvorlage zu befinden. Ein Vorgriff, in Anbetracht der Haushaltslage, wird zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt.“

Heißt im Klartext: Mehr als die Prüfung kann die Stadt derzeit nicht zusagen. Sollte das Prüfergebnis positiv sein, muss trotzdem erst einmal eine Finanzierungsquelle für die Pflanzkübel gefunden werden. Und so wie sich die Haushaltsplanungen für 2027/2028 anlassen, wird es vor 2029 wohl keine Lösung geben.

So lernen die Kinder auch gleich noch, wie langwierig solche Prozesse sind, wenn einer Stadt einfach das Geld fehlt. Die Ratsversammlung stimmte dem Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses trotzdem einstimmig zu.

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