Nicht jeder Frühlingstag zeigt sich mit Sonne und Wärme. Oft hängen schwere Wolken am Himmel, es regnet und es ist viel zu kalt. Aber sobald die Temperaturen auf über 8°C steigen, lässt sich ein Frühlingsbote davon nicht mehr abschrecken: Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta). Um ihre Vorkommen in Sachsen zu erkunden, bittet der NABU Sachsen um Hinweise.

Die Männchen und Weibchen dieser Bienenart sitzen schon den ganzen Winter in den Brutzellen, in denen sie zuvor als Larve und Puppe herangewachsen sind und warten darauf, endlich ausfliegen zu können. Die Tiere sind 11 bis15 Millimeter lang, Kopf und Brust sind schwarz behaart, der Hinterleib ist vollständig orange. Aufgrund der langen und dichten Behaarung erscheinen sie ein wenig wie Hummeln, die jedoch viel größer sind. Männchen und Weibchen der Gehörnten Mauerbiene sind leicht durch Merkmale am Kopf zu unterscheiden.

Das Weibchen trägt dort ein Paar Hörner, die aus der Behaarung hervorstehen und dieser Bienenart ihren Namen einbrachten. Dem Männchen fehlen diese Hörner, stattdessen trägt es vorn im Gesicht eine weiße Behaarung. Im Gegensatz zur Honigbiene gibt es bei der Gehörnten Mauerbiene keine Arbeiterinnen. Das Weibchen legt Brutzellen in Hohlräumen wie Pflanzenstängel, Mauerritzen und Bohrlöchern an und ist so auch regelmäßig an künstlichen Nisthilfen für Bienen zu beobachten. Als Nahrung für die Larven werden die Brutzellen mit einem Gemisch aus Pollen und Nektar ausgestattet. Dabei ist die Gehörnte Mauerbiene nicht wählerisch: sie nutzt Pollen von Arten verschiedener Pflanzenfamilien.

Vor dem Hintergrund, dass die Gehörnte Mauerbiene sowohl bei der Wahl des Brutsubstrates als auch des Pollens nicht besonders wählerisch zu sein scheint, ist es verwunderlich, dass sie nach 1944 über einen Zeitraum von sechs Jahrzehnten nicht im Freistaat gefunden wurde. Erst im Jahr 2003 entdeckte ein Biologiestudent im Botanischen Garten der TU Dresden diese Bienenart wieder. Aber es war zunächst ein Einzelfund und so wurde die Gehörnte Mauerbiene im Jahr 2005 in der Roten Liste der Wildbienen Sachsens als vom Aussterben bedroht eingestuft. Seit 2013 wird sie im Dresdner Elbtal nun regelmäßig beobachtet.

Ein Rätsel? Vielleicht nicht! Im Erwerbsobstbau wird die Gehörnte Mauerbiene wie ihre verwandte Art, die Rote Mauerbiene (Osmia rufa), seit den 1990er Jahren euphorisch gefeiert. Ihre Bestäubungsleistung ist viel besser als jene der Honigbiene und führt zu außergewöhnlichen Erträgen, vor allem im Steinobst. Und dafür reichen schon 600 Weibchen pro Hektar. Also werden diese Arten kommerziell gezüchtet und gehandelt. Ist die Gehörnte Mauerbiene auf diesem Weg wieder nach Sachsen gekommen und mittlerweile vielleicht gar weit verbreitet? Der NABU will es wissen!

Matthias Nuß, Vorsitzender des Landesfachausschusses Entomologie im NABU Sachsen, bittet um Mithilfe: “Schauen Sie in Ihren Nisthilfen für Bienen nach, ob sich dort die Gehörnte Mauerbiene oder ähnliche Arten einfinden!

Achten Sie dabei genau auf die Bestimmungsmerkmale und melden Sie Ihre Beobachtungen auf www.insekten-sachsen.de.

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar