Aus den Stuben fällt warmes Licht auf die Wege. Schneeflocken tanzen. Die Straßen sind menschenleer, in warmen Zimmern duften Räucherkerzen. Geschenke liegen unter geschmückten Tannen. Kleine Engel drehen sich im Kreis, umgeben von Maria und Joseph, an einer Laubsägekrippe stehend. Kerzenschein wirft die Schatten der Pyramidenflügel an die Decke. Es ist Weihnachten.

Doch Schatten werfen nicht nur die Flügel über den Kerzen. Denn während der feierlichen Tage voller Wärme und Liebe treibt auch der Teufel sein Unwesen. Wir erinnern mit dieser kleinen Serie daran.

Heute: Die Weihnachtssturmflut von Friesland

Tod im eisigen Wasser der Nordsee

1187 Jahre sind vergangen. Doch noch heute prägen die Auswirkungen einer grausamen Sturmflut die Landschaft einer ganzen Region. Weihnachten in Friesland im Jahr 838 war kein leuchtendes Fest, wie wir es heute kennen. Ein karger, aber schon kirchlicher Wintertag am Rand der rauen See. In einer Umgebung, geprägt vom ständigen Widerstreit zwischen Wasser und Land.

Die Häuser waren einfache Holzbauten mit Lehm, gedeckt mit Reet oder Stroh. Die Kälte zwang Menschen und Tiere in den Gebäuden dicht zusammen. Wer eine Kirche in der Nähe hatte, besuchte die Messer. Bereits im 7. Jahrhundert war die Gegend christianisiert worden.

An Fischfang war dieser Tage nicht zu denken. Über der See hatte sich ein Sturm aufgebaut, zum Orkan entwickelt und staute das Wasser mit meterhohen Wellen auf, um es schließlich am 26. Dezember über das Land zu jagen wie einen teuflischen Zorn. Der Tod kommt als riesige Walze, die Zäune, Mauern, Häuser, Vieh und Menschen unter einem braunen Sumpf begräbt.

Die Weihnachtsflut von 838 gilt als erste sicher dokumentierte Naturkatastrophe dieser Art. Sturmfluten gab es auch zuvor. Aber dieses Mal wurden die Leichen gezählt, nach dem das Unwetter vorüber war. Im Deutschen Schifffahrtsmuseum ist die „Verlustzahl an Menschenleben“ mit 2.437 belegt. Die Katastrophe ging als „Stephansflut“ in die Geschichte ein. Der 26. Dezember ist dem christlichen Märtyrer Stephanus gewidmet. Er wird seit der Spätantike als kirchlicher Gedenktag begangen.

Bei aller Grausamkeit jedoch hatte die Weihnachtsflut auch eine Folge, die das Land bis heute prägt: Mit der enormen Überschwemmung begann die Entstehung der heutigen Leybucht. Ihre Ränder sind geprägt von saftigen Salzwiesen. Die Leybucht vereint Naturschutz und Landnutzung. Weidehaltung und Naturschutz finden oft auf selber Fläche statt.

Ein Herzstück des Naturschutzes an der Leybucht ist das Naturschutzgebiet „Leyhörn“. Es ragt „nasenförmig“ in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer hinein und ist besonders wichtig als hochwasserfreies, küstennahes Brut- und Rastgebiet. Kiebitz, Rotschenkel, Uferschnepfe, Blaukehlchen und Schilfrohrsänger seien als Vertreter der Vögel genannt, die in diesem Gebiet nisten.

Das blutige Ende eines revolutionären Tages

Etwa 3.000 Soldaten sind es, die am 26. Dezember 1825 in Sankt Petersburg den Eid auf den neuen Zaren verweigern. Sie hofften, ein Signal zu senden und weitere Truppen zum Überlaufen zu ermutigen. Doch diese Hoffnung blieb unerfüllt. Stundenlang standen die Aufständischen in der Winterkälte, unentschlossen, ohne klare Führung, während der Zar ihm ergebene Kräfte zusammenzog.

Am Nachmittag ließ Nikolaus I. Artillerie auffahren und den Senatsplatz räumen. Etliche Soldaten starben im Kugelhagel, andere ertranken, als das Eis auf der Newa den Flüchtenden nicht mehr standhielt. Das grausame Ende eines mutigen Widerstandes.

Für die Überlebenden folgten die Strafen unmittelbar: fünf junge Offiziere wurden als Anführer ausgemacht und gehenkt. Weitere der sogenannten Dekabristen (nach dem russischen „Dekabr“ für Dezember) wurden zu Zwangsarbeit und Verbannung nach Sibirien verurteilt. Der Aufstand war niedergeschlagen.

Und somit der erste Versuch, eine Republik zu errichten, gescheitert. Bis heute gelten die Dekabristen als erste ernstzunehmende Opposition gegen den Zarismus. Sie symbolisieren ein Russland, das nach Recht und Freiheit strebte.

Der Dekabristenaufstand 1825 in Sankt Petersburg auf einem Gemälde von Georg Wilhelm Timm (1820 - 1895).
Der Dekabristenaufstand 1825 in Sankt Petersburg auf einem Gemälde von Georg Wilhelm Timm (1820 – 1895).

Freispruch für den Santa Claus

Es ist früher Abend in East Providence, Rhode Island (USA). Die Bar des örtlichen Yachtclubs hat schon geschlossen. Nur die Barkeeperin erledigt letzte Handgriffe, als plötzlich Santa Claus die Tür aufreißt, sie mit einer Waffe bedroht und mehrere tausend Dollar raubt. Als „Bad Santa“ wird er am nächsten Morgen für Schlagzeilen sorgen. Die Küstenstadt mit ihren 47.000 Einwohnern steht ob der Dreistigkeit unter Schock.

Und die Polizei unter Druck: Wer ist der fiese Räuber im Kostüm des lieben Nikolaus? Wird das heilige Fest ausfallen, weil Santa Claus auf der Flucht ist? Die Ermittler leisten ganze Arbeit und können den Fall aufklären. Mit überraschendem Ausgang. Wenige Tage später können die Beamten Santa Claus von allen Vorwürfen freisprechen. Und dies quasi in Abwesenheit.

Denn im Ergebnis ihrer Nachforschungen stellt sich heraus, dass sich die Barfrau Christal Johnson den Überfall einfach ausgedacht hatte. Am 26. Dezember 2010 wird ein Ermittlungsverfahren gegen sie eröffnet. Und die Nachrichtenagentur Associated Press meldet: „Santa Claus has been cleared of all charges!“

Morgen lesen Sie vom Sturm auf Kabul, über Terror in Wien und dem schwersten Beben in Anatolien.

Lizenzhinweis: Die Fotografie „Salzgrünland ‚Buscher Heller‘ an der Ostküste der Leybucht (Friesland, Nordsee)“ wurde von Wikimedia Commons übernommen, nicht verändert oder bearbeitet. Die Datei ist dort entsprechend lizenziert.

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