Aus den Stuben fällt warmes Licht auf die Fußwege. Schneeflocken tanzen. Die Straßen sind menschenleer, in warmen Zimmern duften Räucherkerzen. Liebevoll verpackte Geschenke liegen unter geschmückten Tannen. Kleine Engel drehen sich im Kreis, umgeben von Maria und Joseph, an einer Laubsägekrippe stehend. Der Schein der Kerzen wirft die Schatten der Pyramidenflügel an die Decke. Es ist Weihnachten.

Doch Schatten werfen nicht nur die Flügel über den Kerzen. Denn während der feierlichen Tage voller Wärme und Liebe treibt auch der Teufel sein Unwesen.  Wir erinnern mit dieser kleinen Serie daran.

Heute: Der Untergang der „Defence“.

Schlachten überlebt, im Sturm gescheitert

Die im Februar 1770 in Dienst gestellte „Defence“ galt als eines der berühmtesten Kriegsschiffe seiner Zeit. Der Dreimaster wurde von 550 Mann Besatzung betrieben und verfügte über 74 Kanonen.  In fünf großen Seeschlachten hielt sie dem Kugelhagel stand, so auch in der Schlacht von Trafalgar am 21. Oktober 1805, als sich die britische und französisch-spanische Marine gegenüberlagen.

Im Herbst 1811 sammeln sich Handelsschiffe in der schwedischen Bucht von Hanö. Sie sollen aus der Ostsee zurück ins Vereinigte Königreich fahren und werden von einem britischen Geleitschutzverband begleitet, um etwaige Angriffe Dänemarks auf den Konvoi zu verhindern. Doch die Reise steht unter schlechten Vorzeichen.

Am 1. November legt der Verband ab, muss aber schon nach wenigen Stunden wegen schwerer  See umkehren. Eine Woche warten die Männer auf besseres Wetter, starten am 9. November erneut. Doch die Herbststürme sind erbarmungslos. Sechs Tage später havarieren erste Schiffe. Am Ende dieser Unternehmung werden nur 76 von 120 Handelsschiffen überhaupt Großbritannien erreichen.

Immer wieder wird gestoppt, gewendet und über die Befehle gestritten. Der Konvoi spaltet sich auf. Die Besatzungen der Schiffe, die am zweiten Weihnachtsfeiertag das Vereinigte Königreich erreichen, wissen nichts über das Schicksal der zurück gebliebenen Kameraden. Wissen nichts von der Tragödie vor Jütland.

Einen Tag vor dem vierten Advent setzen sich die verbliebenen Besatzungen mit ihren Schiffen in Bewegung, versuchen zwischen Jütland und Norwegen in die Nordsee zu gelangen. Die Wetterlage verbreitet Zuversicht. Doch der Wind dreht erneut. Am 23. Dezember erreicht der Sturm Orkanstärke. Zwei Schiffe des ohnehin schon dezimierten Verbandes kehren um. Auch der Kommandant der „Defence“ will sich dem Vorhaben anschließen, zögert aber zu lang.

Das Schiff läuft auf Grund und beginnt, auseinander zu brechen. Überlieferungen zufolge können sich nur fünf oder sechs Seeleute von der zerberstenden Schlachtenlegende an das dänische Festland retten. Der einstige Stolz der britischen Kriegsmarine sinkt am Heiligabend 1811 vor Thorsminde.

Insgesamt verloren über 1300 Männer ihr Leben bei dem Versuch, von Schweden nach Großbritannien zu gelangen.

Das „Stranding Museum St. George“ in Thorsminde erinnert an die Tragödie vom Heiligabend 1811. Foto: Qwert üpoiuz – https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=78623534

Nicht nur vor Jütland krachte es

Das sächsische Colditz liegt friedlich an der Zwickauer Mulde, als am 24. Dezember 2024 um drei Uhr morgens zwei Explosionen die vom Weihnachtsmann träumenden Bewohner aus dem Schlaf reißen. Eine Bankfiliale in der Badergasse wurde Opfer von Räubern, die mit auch nach einem Jahr nicht bekanntgegebenen Mitteln Automaten sprengten und eine noch nimmer nicht bezifferte Summer erbeuteten. Erst elf Monate nach dem Anschlag ist das Gebäude wieder so weit hergestellt, dass die Filiale neu eröffnen kann.

52 Jahre zuvor sorgt ebenfalls eine Bank für Schlagzeilen. Vielmehr Marshall Ratliff, der als Weihnachtsmann verkleidet die First National Bank in Cisco, Texas, überfiel, in deren Filiale bereits drei Komplizen auf ihn warteten. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wird der Sheriff tödlich getroffen, ein weiterer Polizist und zwei Banditen werden verletzt.

Ratliff und zwei Komplizen gelingt zunächst die Flucht, sie nehmen Kinder als Geiseln, aber schon ihr Fahrzeug hilft ihnen nicht mehr weiter. Der Tank ist leer, die Reifen sind zerschossen. Ohne ihre Beute, aber mit zwei Mädchen als Geiseln, zwingen sie ein anderes Fahrzeug zum Halt und kapern es. Am Ende zahlen die Räuber von Cisco einen hohen Preis.

Bandenmitglied Robert Hill wird festgenommen und zu 99 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er kommt in den Vierzigerjahren frei. Der falsche Weihnachtsmann Ratliff und der dritte noch lebende Gangster enden auf dem elektrischen Stuhl.

Mehr als 200 Einschüsse soll die „First National Bank of Cisco“ nach der Auseinandersetzung aufgewiesen haben. Foto: Tomgoodmanauthor / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:First_National_Bank_of_Cisco_in_1927.jpg
Mehr als 200 Einschüsse soll die „First National Bank of Cisco“ nach der Auseinandersetzung aufgewiesen haben. Foto: Tomgoodmanauthor / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:First_National_Bank_of_Cisco_in_1927.jpg

Morgen lesen Sie von einer toten Schönheitskönigin, einem rutschenden Räuber und einem Bundespräsidenten, der keiner wurde.

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