Die Cammerspiele sind auch 2018 mit ihrem Sommertheater in der galerie KUB (Kantstraße 18, 04275 Leipzig) zu Gast. In diesem Jahr inszenieren Antje Cordes & Tim Kahn William Goldings Klassiker „Herr der Fliegen“ und brechen damit ganz bewusst die vorherrschende Tradition, dass Sommertheater immer möglichst leichte Kost sein muss. Premiere ist am 25. Juli.

Eine Gruppe Jugendlicher soll vor einem drohenden Atomkrieg in Sicherheit gebracht werden. Über einer unbewohnten Insel im Pazifik stürzt ihr Flugzeug ab. Von nun an sind die Gestrandeten auf sich allein gestellt und müssen selbst entscheiden, nach welchen Regeln und Werten sie leben wollen.

Über dieser Frage zerbricht die Gemeinschaft. Während Ralph ein System von Recht und Ordnung aufbauen möchte, steht Jack für Abenteuer, wilde Exzesse und das Recht des Stärkeren. Der Machtkampf zwischen den verfeindeten Lagern spitzt sich immer mehr zu. Aus pubertärem Spiel wird blutiger Ernst und am Ende steht auch das vermeintliche Idyll der Kinder in Flammen.

Auch 2018 ist das Gefühl stärker denn je, dass das Ende unserer vermeintlich zivilisierten Gesellschaft naht, ein dritter Weltkrieg nicht weit. Eine Generation, aufgewachsen ohne Krieg im eigenen Land, sieht sich erheblichen Vorwürfen (unpolitisch, faul) ausgesetzt, während eine alte Riege von Politiker*innen in den Parlamenten eigene Sache macht. Der EU wird monatlich das Ende vorhergesagt, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und politische Willkür werden weltweit wieder salonfähig. Es entsteht eine Gesellschaft, überlagert von Aggressionen, die zur Lust am Töten und totalem Führungsanspruch eskaliert und die stets latente Gefahr der Faschisierung der bürgerlichen Demokratie warnend nahelegt.

Mit den Konsequenzen müssen vor allem die jungen Erwachsenen zukünftig auskommen und umgehen. Die Inszenierung stellt die Frage, inwiefern infantile Tendenzen für ein derartiges gesellschaftliches System mitverantwortlich sind. Wie kommt es, dass vernunftbegabte Menschen von sich selbst deklassiert werden und faschistoide Tendenzen entwickeln? Wie gehen wir heute mit Schuld, Unschuld, Recht und Gerechtigkeit um.

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