Im Elefantentempel hat sich eine konzentrierte Routine eingestellt. Rund um die Uhr werden Elefantenkuh Hoa und ihr Nachwuchs betreut. Der Jungbulle, der regelmäßig bei Hoa trinkt, ist inzwischen zwölf Tage alt.

Jeder Tag davon ist wertvoll für Hoa und die Gruppe, die die verschiedenen sozialen Rollen im Herdenverbund lernen sollen. Seit einigen Tagen wird intensiv am nächsten Schritt gearbeitet: Während das Jungtier bei Hoa trinkt, können die beiden Elefantenkühe Don Chung und Rani das Elefantenkalb aus der Nähe und ohne Absperrung kennenlernen. Die Reaktionen und die Entwicklung der Situation zeigen, dass alle Beteiligten dazulernen, Hoa aber noch Unterstützung benötigt, um die ständige Gegenwart des Jungtieres zu akzeptieren.

„Unsere Gruppe befindet sich mitten in einem spannenden Lernprozess. Inwiefern die Mutter-Kind-Bindung tragfähig sein wird und welche konkreten Aufgaben die anderen beiden Elefantenkühe übernehmen werden, wird sich erst noch zeigen“, sagt Zoodirektor Jörg Junhold und ergänzt: „Wichtig ist, dass das Jungtier gesund bleibt und wir weiter mit der Gruppe arbeiten können.“

Die 33-jährige Mutter und das am 25. Januar geborene Kalb werden behutsam aneinander und an die Gruppe gewöhnt. Hoa benötigt als unerfahrene Mutter Unterstützung durch die Tierpfleger und ebenso durch die beiden Elefanten Don Chung und Rani, die als Tanten fungieren sollen. Gegenwärtig läuft das unmittelbare Kennenlernen des Kalbes mit Don Chung und Rani. Wenn das Jungtier bei Hoa trinkt, kommen die anderen beiden Elefantenkühe dazu, so dass die gewohnte Trinksituation der letzten Tage für Hoa erhalten bleibt.

Während die 36jährige Leitkuh Don Chung entspannt reagiert, lernt die neunjährige Rani ebenso wie Hoa täglich im Umgang mit dem Nachwuchs dazu. Die Mutter reagiert mittlerweile auf das Jungtier und hält sich auch in den Ruhephasen gemeinsam mit Don Chung und Rani am Jungtierbereich auf, allerdings ist im Moment noch nicht erkennbar, dass sie mütterliches Verhalten zeigt.

„Wir freuen uns über jeden einzelnen Schritt in die Richtung, die Gruppe zusammen zu gewöhnen und das Jungtier als Bestandteil zu etablieren. Wir beobachten die Gruppe genau und planen anhand ihres Verhaltens jeweils den nächsten Schritt. Elefanten brauchen Zeit, sich an die immer wieder neuen Konstellationen mit dem Jungtier zu gewöhnen“, erklärt Seniorkurator Gerd Nötzold.

Der Elefantentempel Ganesha Mandir bleibt weiter geschlossen, um den Prozess der Vergesellschaftung und die Versorgung des Jungtieres in Ruhe fortsetzen zu können.

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