Diese Nachricht wird sicher alle Betroffenen freuen: Seit kurzem können am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) Eltern von Kindern, die in der Klinik für Kinderchirurgie operiert werden, bei der Narkose-Einleitung im OP so lang dabei sein, bis diese schlafen. Das neue Konzept kommt bereits gut an. Die Erfahrungen der ersten Wochen bestätigen das.

Kinderchirurgen und Anästhesisten haben das neue Konzept etabliert: “Es wird von Eltern und Kindern sehr gut angenommen und baut auf beiden Seiten Stress ab”, sagt Prof. Martin Lacher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie des UKL. “Weinende Eltern vor dem OP, die gerade ihr Kind abgeben mussten, sehen wir fast gar nicht mehr.”

Bisher war die Situation oft eine andere: Müssen Eltern ihr Kind vor einer Operation für die Einleitung der Narkose abgeben, erleben sie es als “schlimme Situation, als totalen Kontrollverlust”, wie Prof. Lacher beschreibt. Denn obwohl die Kinder rund eine halbe Stunde vorher noch auf Station den so genannten “Beruhigungssaft” bekommen haben, beginnen viele in der Übergabesituation zu weinen. Dies überträgt sich oft auf die Eltern, die völlig aufgelöst vor dem OP-Bereich zurückbleiben.

“Um dies in Zukunft zu vermeiden, wollten wir gemeinsam ein neues Konzept, welches an einigen großen europäischen Kliniken schon angewendet wird, auch in Leipzig etablieren”, berichtet Privatdozent Dr. Tobias Piegeler, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie. “Die Eltern sind bei der Einleitung der Narkose direkt im OP-Bereich mit dabei, die Kinder sind weniger gestresst und damit auch Mutter oder Vater”, erklärt er.

Um zu prüfen, ob dies auch am UKL möglich wäre, setzten sich dann Kinderchirurgen, Anästhesisten und Vertreter der Krankenhaushygiene mit der OP-Pflege, der Anästhesie-Pflege und der Stations-Pflege zusammen. “Zu Beginn gab es größere Bedenken, weil es räumlich schwierig erschien”, berichtet Prof. Lacher, “die Eltern müssen schließlich in OP-Schutzkleidung eingeschleust werden.” Auch sei anfangs nicht klar gewesen, wer vom Team die Mutter oder den Vater des Kindes hinein und hinaus begleitet.

“Doch die Hindernisse haben sich schnell als geringere Hürde herausgestellt als angenommen, und Probleme wurden dank guter Kommunikation unter allen Beteiligten und täglicher Feinjustierung gelöst”, kann Dr. Piegeler berichten. Auch die Sorge, dass manche Eltern selbst Hilfe benötigen würden, weil sie mit der “OP-Situation” nicht zurechtkämen, habe sich bislang als unbegründet erwiesen, so die Ärzte.

Generell liege das Mindestalter für Kinder, die begleitet werden dürften, bei etwa sechs Monaten, sagt Prof. Lacher: “Vorher ‘fremdeln’ die ganz Kleinen einfach noch nicht.” Das Vorgehen entspricht auch der aktuellen UN-Kinderrechtskonvention, nach der ein Kind nicht gegen den Willen seiner Eltern von diesen getrennt werden darf.

 

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