Erstmals in Europa wendeten Mediziner des Herzzentrums Leipzig die ultraschallgesteuerte renale Denervation zur Behandlung von unkontrolliertem Bluthochdruck außerhalb von klinischen Studien an. Mehrere Untersuchungen belegen, dass das Verfahren den Blutdruck von Patient:innen nachweislich senkt und somit eine erfolgversprechende, zusätzliche Therapie im Kampf gegen die Volkskrankheit ist.

Als erste Klinik in Europa behandelten Mediziner des Herzzentrums Leipzig eine Patientin mit Bluthochdruck mit der ultraschallgesteuerten renalen Denervation als klinischen Fall. Priv.-Doz. Dr. Karl Fengler, Funktionsoberarzt der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur, nahm den Eingriff vor und zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Die renale Denervierung mit Ultraschall konnte sich bereits in medizinischen Studien, an denen auch das Herzzentrum maßgeblich beteiligt war, als erfolgsversprechend zur Behandlung von Bluthochdruck beweisen. Der Kathetereingriff dauerte ca. eine Stunde und verlief erfolgreich, die Patientin konnte bereits entlassen werden. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Therapieform in unser Standardrepertoire aufnehmen können.“

Bei der renalen Denervation wird ein spezieller Katheter über die Leiste ins Nierengefäß gebracht. Bislang wurden hierfür Radiofrequenzkatheter, die mit Hochfrequenzstrom arbeiten, verwendet. Bei dem neuen Verfahren befindet sich an der Spitze des Katheters ein Ultraschallwandler. Der Katheter wird an der Gefäßwand platziert und verödet die um die Arterie zur Niere verlaufenden Nervenfasern, wodurch der Blutdruck gesenkt wird.

„Das besondere im Vergleich zu den bisherigen Kathetern ist dabei die verbesserte Eindringtiefe und ein gleichmäßigeres, kreisförmiges Ablationsmuster bei zugleich kürzerer Behandlungszeit. Besonders Patient/-innen, die unzureichend auf konventionelle, meist medikamentöse Therapie gegen den Bluthochdruck ansprechen, können von der Methode profitieren“, so Dr. Fengler, der ebenfalls die Hypertonieambulanz am Herzzentrum Leipzig leitet.

„Das Verfahren wird bereits seit vielen Jahren gründlich erforscht, aber erst jetzt ist die Technologie für den klinischen Einsatz verfügbar. Zuletzt konnten mehrere Studien die Wirksamkeit des Verfahrens belegen. Ein aktuelles Konsenspapier der europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH) empfiehlt die renale Denervation, neben Medikamentengabe und Anpassung des Lebensstils, als zusätzliche Therapieoption bei Patient:innen mit arterieller Hypertonie.“

Mehr als 30 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Bluthochdruck, medizinisch arterielle Hypertonie genannt. Die Erkrankung bleibt oft über viele Jahre unerkannt, wobei Männer häufiger an Bluthochdruck leiden als Frauen. Aber auch immer mehr Kinder weisen einen erhöhten Blutdruck auf. Unbehandelt erhöht Bluthochdruck das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie einen Schlaganfall oder Herzinfarkt.

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