Die Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen fördert eine umfangreiche wissenschaftliche Studie zu Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von Lehrkräften an öffentlichen Schulen in Sachsen. Das kündigte Jens Risse, stellvertretender Landesvorsitzender der GEW Sachsen, bei einer Arbeitszeitkonferenz der GEW am Montagabend an.

Jens Risse: „Wir wissen bereits jetzt, dass Lehrkräfte in Sachsen permanent am Limit arbeiten. Das führt zu Stress, Frustration und leider häufig zu Langzeiterkrankungen. Die Leidtragenden sind auch Schülerinnen und Schüler, da unter der Überlastung die Qualität des Unterrichts leidet. Zeit und Kraft für die notwendige Modernisierung und Digitalisierung an Schulen bleibt dabei nicht.

Unser Ziel ist, Lehrkräfte zu entlasten und eine bessere Perspektive für ihren Beruf zu geben. Die Arbeitszeitstudie ist dafür die Grundlage, weil sie erstmalig die Arbeitszeit und die verschiedenen Belastungsfaktoren speziell für Lehrkräfte in Sachsen wissenschaftlich erhebt. Zugleich liegen Vorschläge von uns bereits seit Jahren auf dem Tisch, bspw. eine Entlastungsstunde für die Klassenleitung und generelle zeitliche Entlastungen, wenn man zusätzliche Aufgaben an der Schule wahrnimmt.”

An der gestrigen Arbeitszeitkonferenz der GEW nahmen neben rund 70 Mitgliedern der GEW und Dr. Frank Mußmann von der Universität Göttingen auch Wilfried Kühner, Amtschef des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus, Sabine Friedel (SPD), Holger Gasse (CDU) und Luise Neuhaus-Wartenberg (Die Linke) teil.

Dr. Mußmann, Leiter der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen, hat mit seinem Team bereits mehrere regionale und bundesweite Studien zur Arbeitszeit von Lehrkräften durchgeführt und leitet auch die Studie, die von der GEW Sachsen vollumfänglich gefördert wird. Er erklärt: „Eine Mehrheit der Lehrkräfte in Deutschland arbeitet seit Jahrzehnten oberhalb arbeitsrechtlicher Vorgaben. Die Idee, dass Lehrkräfte diese Mehrarbeit in den Ferien ausgleichen können, ist dabei nicht haltbar, denn unsere Erhebungen haben diesen Fakt bereits berücksichtigt.

Mit der sächsischen Arbeitszeitstudie werden wir nun die Belastung und Arbeitszeit von Lehrkräften in Sachsen genauer unter die Lupe nehmen und dabei erstmalig einen starken Fokus auf außerunterrichtliche Zusatzaufgaben legen. Denn gerade diese sind in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Um es auch hier mit einer Zahl zu verdeutlichen: Wenn eine Lehrkraft 26 Unterrichtsstunden pro Woche unterrichtet, dann ist das häufig gerade einmal ein Drittel der wöchentlichen Arbeitszeit. Die übrigen zwei Drittel sind unterrichtsnahe und zunehmend außerunterrichtliche Zusatzaufgaben.“

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