Während Deutschland in den kommenden Jahren aus der Braunkohleverstromung aussteigen wird, bereiten sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auf das Ende der Öl-Förderung vor. Beide Länder stehen vor Herausforderungen, welche die Transformation des Energiesektors und daraus resultierend der Wirtschaft und auch die beschleunigte Digitalisierung der Gesellschaft mit sich bringen. Unterschiede und Gemeinsamkeiten lotete Wirtschaftsminister Martin Dulig zum Wochenbeginn in Abu Dhabi und Dubai aus.

Die VAE spielen als strategischer Partner für Sachsen eine größere Rolle. Auch als Sprungbrett Richtung Osten – nach Indien, China, Korea oder Japan sind es nur wenige Stunden – aber auch hin zu afrikanischen Staaten wird das Land zunehmend interessanter.

Wirtschaftsminister Martin Dulig betonte während des Treffens mit dem deutschen Botschafter Alexander Schönfelder am Montagmorgen in Abu Dhabi: „Nicht viele Länder in der Region sind wirtschaftlich so stabil und arbeiten mit uns so verlässlich zusammen. Selbstverständlich sind die VAE keine Demokratie nach unseren Maßstäben, aber viel weiter, etwa bei Frauenrechten, als andere Staaten in der Region.

Persönliche Kontakte sind im arabischen Raum sehr wichtig, die drei Corona-Jahre müssen wir nun wieder aufholen, die alten Verbindungen festigen. Deutsche Produkte sind nach wie vor sehr gefragt wegen ihrer hohen Qualität und Haltbarkeit. Allerdings holen andere Staaten rasch auf.“

Jahrelange Verbindungen pflegt der Freistaat Sachsen mit der Mubadala Investment Company – dem größten staatlichen Investor des Emirates Abu Dhabi. Mubadala ist größter Eigner des Chip-Riesen GlobalFoundries mit mehr als 3.000 Mitarbeitern am Standort Dresden. Neben der Mikroelektronik investiert der Konzern derzeit massiv in erneuerbare Energien. S.E. Khaled Al Qubaisi, CEO Real Estate & Infrastructure Investments, erklärte Martin Dulig, dass die VAE in zehn bis 20 Jahren das Ölzeitalter hinter sich lassen wollen.

Die Themen grüner Wasserstoff und Solarenergie sind in aller Munde: „Deutschland als Technologieland ist für uns ein wichtiger Partner. Die Erzeugung von blauem, später grünem Wasserstoff ist aktuell sehr vielversprechend.“ Minister Dulig verwies auf die gute Wasserstoff-Infrastruktur im Freistaat: „Wir verfügen über die gesamte Wertschöpfungskette.“ Beim Thema Elektromobilität musste nicht lange für den Freistaat Sachsen und seine E-Autos geworben werden: „Jeder von uns hat so ein Auto“, sagte Al Qubaisi.

Wie erneuerbare Energien im sonnenverwöhnten Abu Dhabi eingesetzt werden, davon konnte sich die Delegation von Wirtschaftsminister Dulig am Montagnachmittag in der Masdar City überzeugen, für die Mubadala 50 Prozent der Investitionen tätigte. Zuvor stand jedoch ein Besuch der Khalifa University in Abu Dhabi auf dem Programm. Auch hier drehte sich alles um den Bereich der erneuerbaren Energien und eine engere Zusammenarbeit mit sächsischen Universitäten und Instituten.

Den Sonnenaufgang am frühen Dienstagmorgen nutzte die Delegation von Martin Dulig auf dem Weg ins Emirat Dubai für einen Besuch des „Mohammed bin Rashid Al Maktoum“-Solarparks 60 Kilometer nördlich von Dubai. Dieser aktuell größte Solarpark der Welt erzeugt derzeit etwa 1.000 Megawatt Energie. Im Mai 2021 wurde das „Green Hydrogen“-Projekt, eine Testanlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, in Betrieb genommen.

Die Anlage produziert mit einer Spitzenleistung von 1,25 MW Solarstrom 20,5 Kilogramm Wasserstoff pro Stunde. In den kommenden Jahren soll die Wasserstofferzeugung massiv ausgebaut werden. Martin Dulig: „Für uns ein sehr spannendes Projekt. Sowohl technologisch, wo wir als Sachsen einiges bieten können, als natürlich auch energetisch. Denn hier gibt es unglaublich viel Platz für riesige Solarfelder und damit auch extrem viel Energie, die gleich vor Ort in Wasserstoff umgewandelt werden kann.“

Betrieben wird der gigantische Solarpark von DEWA – der Dubai Electricity & Water Authority – welche bis 2030 insgesamt 50 Milliarden VAE-Dirham (ca. 12,5 Milliarden Euro) in den Solarpark investiert. Deren CEO, S.E. Saeed Mohammed Al Tayer, besuchte Wirtschaftsminister Martin Dulig anschließend in Dubai. Dulig lud Saeed nach Sachsen ein, um gemeinsame Wasserstoffprojekte zu besprechen: „Sie und wir haben ein Ziel: Wir wollen beide aus unseren bisherigen Energien heraus und erneuerbare Energien erzeugen. Deutschland war immer führend bei innovativen Technologien.“

Am Nachmittag besuchte Wirtschaftsminister Martin Dulig die Arab Health, die größte Medizintechnik-Messe der arabischen Welt. Für die innovative sächsische Gesundheitswirtschaft, in der allein im Life-Science-Sektor gut 15.500 Beschäftigte in etwa 300 Unternehmen und Forschungsinstituten tätig sind, bestehen sehr gute Exportchancen vor allem im arabischen Raum.

Dulig: „15 sächsische Aussteller präsentieren am Gemeinschaftsstand unserer Wirtschaftsförderung ihre Produkte, von erstklassigen Prothesen aus Dresden bis hin zu stark nachgefragten, innovativen Pillendosen aus Annaberg. Medizintechnik aus Sachsen ist auf dieser Messe seit Jahren gefragt, wir genießen einen sehr guten Ruf.“ Während des über dreistündigen Messerrundgangs kam Dulig vor allem mit den sächsischen Ausstellern ins Gespräch.

Hintergrund

Die Vereinigten Arabischen Emirate stellen eine wirtschaftliche Drehscheibe in die gesamte Region Mittelost-Nordafrika dar. 2021 exportierten Unternehmen aus dem Freistaat Waren im Gesamtwert von 123,7 Millionen Euro in die VAE. 2020 betrug dieser Wert 130,9 Millionen Euro, im Jahr zuvor 103,6 Millionen Euro. Damit exportiert Sachsen dorthin deutlich mehr Waren als beispielsweise in die bevölkerungsmäßig etwa gleich großen EU-Staaten Griechenland und Bulgarien oder die viel größeren asiatischen Staaten Vietnam und Philippinen.

Die Haupterzeugnisse des Exports kamen aus dem Kraftfahrzeugbau, Maschinenbau, der Elektrotechnik und – in geringerem Umfang – u.a. aus der Uhrenindustrie.

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