Silvester steht vor der Tür. Die Werbeprospekte der Supermarktketten sind voll von Raketen, Böllern und anderen lauten und grellen Dingen, die man in dieser Nacht verwenden kann. Sieht man in die sozialen Medien, dann werden einige Märkte gezeigt, die in diesem Jahr kein Knallzeug verkaufen werden. Es sind aber nur wenige, die meisten machen mit.
Erinnern wir uns an den Jahresbeginn 2025, überall war von der Petition „Bundesweites Böllerverbot, Jetzt!“ der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin zu lesen. Zur Klarstellung: Diese Petition unterstützte ausdrücklich die Unterschriftenaktion der Deutschen Umwelthilfe, wie uns der Petent bestätigte. Am 6. Januar 2025 übergaben Deutsche Umwelthilfe und Gewerkschaft der Polizei dem Bundesministerium für Inneres mehr als 1.961.000 Unterschriften aus den zwei Petitionen für ein Böllerverbot.
Seither ist davon nicht mehr viel zu hören. Anfangs Dezember fragte ich bei der GdP Berlin nach, ich zitiere den Kernsatz der Antwort: „BMI und IMK beschäftigen sich damit, aber so richtig ran ist niemand gegangen.“ Auch eine Anfrage bei einem Mitglied des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestags brachte keine neuen Erkenntnisse. Dort wurde die Petition jedenfalls nicht behandelt.
Inzwischen gab es Meldungen, die aufhorchen ließen. So von tagesschau.de am 25.11.25 unter „Import von Feuerwerk übertrifft Vor-Corona-Niveau“. Sieht man von statistischen Unklarheiten ab, wie „in den ersten drei Quartalen wurde das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 (29.800 Tonnen) um gut 42 Prozent übertroffen“, was voraussichtlich auf frühzeitige Bestellungen zurückgeht, ist die Menge von 42.000 Tonnen schon mehr als erheblich.
Der überwiegende Teil, wahrscheinlich 90 %, kommt aus China. Das grenzt den volkswirtschaftlichen Schaden eines Böllerverbots in Deutschland auf Handel, besonders die großen Ketten, und Importeure ein. Den deutsche Produzenten WECO, der 2021 durch das damalige Verkaufsverbot eine Krise befürchtete, wird ein Böllerverbot auch betreffen, aber er spielt gegenüber den Importzahlen eher eine untergeordnete Rolle bei der Tonnage.
Wäre die Böllerei auf in Deutschland hergestellte Produkte beschränkt, würde das schon viel vom Problem lösen.
An dieser Stelle ein Hinweis zu den illegalen Böllern, die zum großen Teil aus Polen geholt werden. Wahrscheinlich würde es diese Märkte bei einem Böllerverbot und dessen strikter Durchsetzung nicht mehr in diesem Umfang geben. Vielleicht sollten sich die Grenzkontrolleure verstärkt damit beschäftigen.
Zurück zu den Petitionen: Aktuell haben 2.371.365 Menschen die Petition der GdP Berlin unterschrieben. Es gibt auch Neuigkeiten von der GdP zu hören:
„Am 4. Dezember haben wir in Bremen über 2,2 Millionen Unterschriften an die Innenministerkonferenz übergeben. Das Ergebnis: Die Innenminister:innen wollen mehr rechtliche Spielräume, damit Städte und Gemeinden vor Ort leichter großflächige Böllerverbote erlassen können. Jetzt ist Bundesinnenminister Alexander Dobrindt am Zug.“
Im Klartext heißt das: Es bleibt alles beim alten.
Solange es keine „rechtlichen Spielräume“ gibt, also Änderungen beim Sprengstoffrecht, auf welches sich nicht nur die Stadtverwaltung in Leipzig beruft, wird weiter jedes Jahr geböllert, was das Zeug hält. Und ab dem Neujahrsmorgen ist dann die Stadtreinigung am Zuge.
Merke: Zwei Millionen Unterstützerinnen und Unterstützer einer Petition werden einfach ignoriert. „It’s the economy, stupid“ ist wahrscheinlich die Begründung.
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Es gibt 2 Kommentare
Eben nicht!! Die Mehrheit der Menschen will das nicht mehr, Beispiel:
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/feuerwerk-silvester-boeller-verbot-mdrfragt-umfrage-100.html
“It’s the democracy, stupid“